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Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 4

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Bitzfeld,


Gemeinde III. Kl. mit 370 Einw., wor. 3 nach Pfedelbach eingepfarrte Katholiken, mit Weislensburg, Dorf, 150 Einw., evang., zusammen 520 Einw. Evangelische Pfarrei.

Das ziemlich kleine Pfarrdorf liegt 33/8 Stunden (geom.) nordöstlich von der Oberamtsstadt, 720′ württ. über der Meeresfläche, am rechten Ufer der Brettach, welche hier ein ziemlich flaches Thälchen bildet, dem oft plötzlich anschwellenden Waldbache theilweise durch Ansteigen an eine kleine Anhöhe ausweichend. Die Land- und Poststraße von Heilbronn nach Öhringen überschreitet hier die Brettach und zieht, nachdem ein steiler Stich im Orte verlassen worden ist, nur noch durch einen kleineren Theil des Dorfes gegen die Höhe zwischen der Brettach und Ohrn, auf welcher die Oberamts- und Kreisgränze ist. Mehrere mittelgroße, seltener mit steinernem Unterstock versehene Wohnhäuser, geben dem Orte ein freundliches Ansehen.

Die sehr alte Kirche liegt hart am rechten Ufer der Brettach; ursprünglich bedeutend kleiner, wurde sie bald nach dem Anfang des 30jährigen Kriegs erweitert, 2 Jahre, nachdem der Geschützesdonner von der Schlacht bei Wimpfen her auch in dieser Gegend hörbar| war. Darauf weist die Inschrift auf einem Stein der Südseite mit der Jahreszahl 1624: Wir Soldaten seind stark bereit | Zu streiten für die Christenheit. | Hans Mezler. | Den Stein habe ich gemacht: | Jakob Weißner von Schiltach. Die Chorfenster sind spitzbogig mit steinernen Füllungen (Schenkel und Maaswerk), die der Kirche, welche sichtbar erhöht ist, haben durch die Erhöhung ihre Ähnlichkeit mit den Chorfenstern verloren und sind ohne die innere Füllung im obern Theil. Der viereckige, verhältnißmäßig hohe Thurm steht auf der Ostseite der Kirche, neben dem bedeutend niedereren, mit Rippen gewölbten Chor; in ihm ist die Sakristei zu ebener Erde mit einem neueren eigenen Eingang.

Das spitzig zulaufende Dach ist mit Ziegeln gedeckt. Von den 2 Glocken trägt die größere die Jahreszahl 1474 und die Inschrift: St. Lucas, St. Marcus † caro verbum factum est de Maria virgine. (Ausgesprungene Buchstaben) Lachmann gos mich. Die kleinere ist erst 1809 gegossen von E. G. Neubert in Ludwigsburg.

Das Portal der Kirche gegen W. an der Brettach trägt die Jahreszahl 1624, ist rundbogig und die inneren Bogen sind mit Schlangeneiern verziert.

Als Baumeister der Kirche von 1624 ist genannt Friedrich Fischlein. Bauherr: Gg. Meißner, Keller in Weinsberg und Zacharias Bichler, Verwalter in Weinsberg.

Das Innere der Kirche hat, außer den im vorigen Jahrhundert an den Emporen geschmacklos gemalten Apostelbildern und einem kelchartigen, hohlen, steinernen Taufsteine, nichts Bemerkenswerthes.

Das onus fabricae haben die gemeinschaftlichen Gemeinden des Mutterorts und der sämmtlichen Filialen. Auch Bretzfeld, obwohl es eine eigene Kirche hat, concurrirt.

Auf einer kleinen von der Kirche aus nördlich ansteigenden Anhöhe liegt das im J. 1847 mit einem Aufwand von circa 12.000 fl. in modernem Styl neuerbaute, stattliche, mit einem Thürmchen ohne Glocke versehene Schul- und Rathhaus, mit freundlicher Aussicht über das Dorf hinweg in das obere Brettachthälchen und auf den südlichen Gebirgszug des Mainhardter Waldes und Burgfriedens. Für zwei große und helle Lehrzimmer und für die Wohnung des Schulmeisters und Lehrgehilfen ist der zweite Stock, für das Rathhaus und Zubehör das Erdgeschoß bestimmt.

Das frühere alte, sehr baufällige und engräumige Schulhaus am Fuß der gedachten Anhöhe wurde im vorhergegangenen Jahre abgebrochen, zumal da seine Stellung die Correction des in seiner Umbiegung sehr gefährlichen Straßenstichs verhinderte. Der Platz| dient nun als freier, gegen die, wegen des genannten Stiches als Landstraße verlassene Ortsstraße abhängiger Vorplatz für das neue Schulhaus, läßt sich aber leicht noch freundlicher ebnen und anlegen.

Unbedeutend höher als das neue Schulhaus liegt, mit einem kleinen geschlossenen Vorhof vor sich und einem kleinen Ökonomiegebäude zur Seite, das freundliche, bequem eingerichtete Pfarrhaus, auf der hinteren, nördlichen Seite von einem Garten begränzt. Seine Aussicht ist, soweit sie nicht das Schulgebäude verdeckt, eine sehr freundliche weithin – bis an die Höhen des Löwenstein-Mainhardter Waldes – reichende. Die bauliche Unterhaltung hat der Staat, Namens des Kirchenguts, zu besorgen.

Der früher wahrscheinlich, wie überall, an der Kirche gelegene Kirchhof ist längst auf die Anhöhe vor dem Dorfe gegen Öhringen hin verlegt. Die Unterhaltung haben der Mutterort und die theilhabenden Filialien Schwöllbronn, Weislensberg (O.A. Öhringen) und Verrenberg (O.A. Öhringen) gemeinschaftlich zu tragen.

Ein von dem vormaligen Generalmajor von Hüpeden zu Anfang dieses Jahrhunderts an der Landstraße in modernem Style erbautes kleines Landhaus ist nach dem Tode seiner Wittwe in andere Hände übergegangen.

Der Ort hat 2 laufende öffentliche Brunnen mit sehr gutem, reinem Trinkwasser und viele Privatpumpbrunnen, welche von der Anhöhe gegen Schwöllbronn außerhalb des Orts herkommen.

In die den Ort auf seiner ganzen westlichen Seite umgränzende Brettach mündet im Orte selbst der kleine, vom Filial Verrenberg (O.A. Öhringen) herkommende Vörrenbach ein, dessen Zug die jetzt corrigirte Land- und Poststraße theilweise folgt. Halbwegs zwischen Bitzfeld und Weislensburg mündet das von Schwöllbronn herkommende Gangbächle in die Brettach.

Auf dem rechten und linken Ufer der Brettach zwischen Bitzfeld und Weislensburg sind 3 Steinbrüche. Der auf dem rechten Ufer gehört der Gemeinde Verrenberg, Fil. von Bitzfeld (O.A. Öhringen). Von den 2 auf dem linken Ufer gehört einer der Gemeinde Bitzfeld, einer einem Privatmann. Sie enthalten Kalksteine zum Chausseebau.

Am südlichen Eingang des Dorfes, wo eine gute ebene Vicinalstraße von der Landstraße aus in das Brettachthal hinauf nach Bretzfeld u. s. f. über Unterheimbach auf die Höhen des Burgfriedens führt, treibt die Brettach eine stattliche Mühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang. Dabei ist eine Gyps-, Öl- und Sägmühle und Hanfreibe.

| Die Brettach beherbergt an Fischen vorzüglich Forellen, Aale und Schuppfische.

Das Fischrecht gehört der Gemeinde, ist jedoch nicht verpachtet.

Die steinerne Brücke über die Brettach mit einem Bogen ist Staatsbrücke. Eine steinerne kleinere Brücke im untern Thal gegen Weislensburg hat die Gemeinde zu erhalten.

Die Kelter, welche der Gemeinde gehört, liegt nordwestlich vom Pfarrhaus – wird aber bei dem geringen Weinbau wenig gebraucht.

Ein Armenhaus ist vorhanden, das frühere Schaafhaus, Wohnung des Schäfers. Ein Gemeindebackhaus ist noch nicht vorhanden.

Der Ort zählt zu denjenigen des Bezirkes, welche am wenigsten Arme haben, indem die Haupterwerbsquelle mehr in Ackerbau und Viehzucht, als in dem hier unbedeutenden Weinbau besteht. Die ökonomischen Verhältnisse der Einwohner gehören zu den ziemlich guten bis guten. Die wenigen Taglöhner finden reiche Gelegenheit zum Verdienst bei den Feldarbeiten. Die Wohlhabendsten besitzen bis zu 50 Morgen, die Mittelbegüterten 20 bis 30 Morgen, die Ärmeren 2 bis 3 Morgen Feldgüter, wovon ca. die Hälfte schuldenfrei. –

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, nicht durch zu schwere Arbeiten, wie in den Weinorten, verbuttete Leute. Epidemische Krankheiten, außer den gewöhnlichen Kinderkrankheiten, kommen höchst selten vor. Alte Leute gibt es viele.

Was die moralischen Eigenschaften betrifft, so nähert sich hier der Volkscharakter dem angränzenden Hohenloh’schen in Lebensweise, Sitte, Tracht und Sprache. Sein Brennpunkt ist die nur 5/4 Stunden entfernte Hohenloh’sche Oberamtsstadt Öhringen, von woher alle Bedürfnisse geholt und wo auch die Vergnügungen gesucht werden. Rühmenswerth ist der unermüdete Berufsfleiß, der Sinn für Kirchlichkeit und für Kindererziehung. Auch gehört Bitzfeld zu denjenigen Bezirksorten, wo in einem 10jähr. Zeitraum 1846–56 die wenigsten unehelichen Geburten vorkamen.

Von Gewerben ist eine ausgezeichnete und zwei gewöhnliche Schildwirthschaften und die schon oben berührte Mühle, sowie eine Kramerei zu nennen.

Die – 1064 Morgen enthaltende, zum größten Theil für den Feldbau benutzte Markung ist, mit Ausnahme des Thalgrundes der Brettach, auf beiden Seiten desselben wellenförmig ansteigend und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, aus leichtem Diluviallehm bestehenden Boden, welchem bei der hier bedeutenden Viehzucht mit Dungmitteln reichlich nachgeholfen wird. Die nur 63 Morgen| betragenden Weinberge, wovon aber 41 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden, liegen auf der nördlichen Seite des Dorfes, am südlich geneigten, ziemlich niedrigen Gehäng des Brettachthälchens und haben einen leichten Leberkiesboden.

Bemerkenswerth ist der gegen 1/4 Stunde vom Ort entfernte, südlich von der Poststraße zwischen Wiesen und Ackerfeld gelegene, östlich gegen die Brettach hin sich leicht abdachende, über 1/8 Stunde lange Sallengrund. Er besteht aus zwei von einander getrennten Klingen, deren Eine die obere, die andere die untere heißt, und mag seinen Namen von den früher hier reichlicher wachsenden Salweiden haben.

Die untere, unbedeutendere zieht sich etwas gekrümmt von Süden nach Norden, wo sie in einen flürlichen Fußweg endet – eine schmale Vertiefung ohne zu Tag tretende Felsen oder Steingerölle, Lehmboden mit Gras bewachsen und an den Abhängen mit Zwetschgenbäumen bepflanzt; ohne Wasserquelle.

Die obere, größere, ebenfalls von Süden nach Norden ziehende, ist durchaus mit üppigem Graswuchs bedeckt und an beiden leicht zu besteigenden Abhängen mit Zwetschgenbäumen bepflanzt, während in der Mitte des Grundes eine Reihe von niedrigen Weiden, von Erlen und Pappeln angelegt ist. Felsen und Steinmassen finden sich nicht, ebensowenig eine Wasserquelle oder ein Wasserzufluß von oben, wo sich das Feld an ihrem Rande nach jenseits abdacht. Von den früher auf dem Lehmgrund vorhandenen mehreren isolirten, kegelförmigen Hügelchen ist nur noch Eines am nördlichen Eingang vorhanden, das für einen Grabhügel aus älterer Zeit gehalten werden könnte. Es hat sich aber bei Abtragung und Ebnung der vorgedachten Hügelchen, als die beiden Erdeinschnitte an die Feldangränzer verkauft und fast Alles urbar gemacht, selbst die Abhänge möglichst mit dem oberen Felde zusammengelegt wurden, nichts dergl. gefunden. Der im Sommer ruhende Wasserabfluß aus dem Sallengrunde zieht sich in einem gewöhnlichen Feldgraben der Brettach zu.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig – Frühlingsfröste jedoch häufig, was dem Weinbau, Frühobst und Reps Schaden bringt. Hagelschlag kommt selten vor, in 27 Jahren nur 2 Mal.

Die Landwirthschaft, die Haupterwerbsquelle neben der Viehzucht, wird auf 714 Morgen sehr fleißig betrieben. Von den verbesserten Ackergeräthschaften wird sehr häufig Gebrauch gemacht. Auch von Gülle und bei Futterkräutern von Gyps wird sehr häufig Anwendung gemacht, da ein Gypsbruch auf der Markung ist. Außer| den gewöhnlichen Getreidearten und Brachgewächsen wird sehr viel Reps gebaut. Die Brache wird fast ganz mit Futterkräutern, Kartoffeln, Flachs und Hanf, Reps, Ackerbohnen, auch Zuckerrüben eingebaut. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgen Ackers wird zu 6–8 Schff. Dinkel, 5–6 Schff. Haber, 4–5 Schff. Gerste angenommen.

Preis von 1 Mrg. Acker: höchster 500 fl., mittlerer 300 fl., niederster 150–290 fl. Der Absatz des nicht für den eigenen Bedarf Erforderlichen geht nach Heilbronn auf die Schranne.

Die Wiesen (172 Morgen), fast lauter 2mähdige, können nicht bewässert werden und liefern so ziemlich das für den bedeutenden Viehstand nöthige Futter. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beläuft sich auf 20–25 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd. Die Preise betragen p. Morgen 150–400 fl. Trainirung wird nicht versucht.

Die Obstzucht ist nicht sehr ausgedehnt. Nur an der Staatsstraße und in Gärten um das Dorf herum sieht man viele Bäume, hauptsächlich mit Mostsorten, deren Ertrag im Orte selbst verbraucht wird. Tafelobst ist selten. Zwetschgen kommen häufig vor und werden zum Dörren, auch zum Brennen verwendet. Baumschule ist keine da.

Weinbau wird nur auf 22 Morgen (41 Morgen sind zu andern Culturen verwendet) getrieben, wobei hauptsächlich Silvaner und Elblinge gezogen werden. Das Erzeugnis, durchschnittlich 2 Eimer p. Mrg., findet im Orte seinen Absatz nach den Schwabbacher Preisen. Bei der Unbedeutendheit des Weinbaus wird keine Weinrechnung gemacht.

Die Preise eines Morgens bewegen sich zwischen 200 und 250 fl.

An Waldung besitzt die Gemeinde nur etwas über 2 Morgen Nadelholz, deren Ertrag ganz unbedeutend ist. Ca. 4 Morgen sind im Privatbesitz.

An der Brettach sind Erlen, Weiden und Pappeln gepflanzt, welche Privateigenthum sind.

Die Herbstwaide wird, nebst 78 Morgen Waidefeld, an die Schäferei – mit 356 Stück Bastardschaafen – von der Gemeinde verpachtet, und trägt, neben 115 fl. jährlichem Pachtgeld, sammt Pförchnutzung noch über 200 fl. ein. Der der Gemeinde gehörige Stall wird um 30 fl. verpachtet.

| Die Rindviehzucht, mit 470 Stücken nach der neuesten Aufnahme, gehört zu der ausgedehntesten und besten des Oberamts-Bezirkes. Vorherrschend ist der Neckarschlag, der durch 2 Farren (gekreuzte Simmenthaler) gezüchtet wird. Die Farrenhaltung ist von der Gemeinde an einen Ortsbürger verpachtet, wofür sie ca. 125 fl. bezahlt.

Viehmastung wird bedeutend getrieben und der Absatz ging bisher nach Frankreich über Heilbronn. Auch mit Schmalvieh wird besonders auf dem Heilbronner Viehmarkt namhafter Handel getrieben.

Die Pferdezucht ist hier bedeutend. Es wurden bei der letzten Aufnahme 56 Pferde hier gezählt, wovon aber die meisten auf Weislensburg, auf Bitzfeld nur 22 Stücke kommen.

Die Schweinezucht (mit 167 Stücken, mit Weislensburg zusammengerechnet, worunter 4–5 Mutterschweine) ist ebenfalls von ziemlichem Belang. Die gemästeten Schweine werden theils in’s Haus geschlachtet, theils nach Außen abgesetzt.

Die Bienenzucht ist von mittlerer Bedeutung. Nach der neuesten Aufnahme waren hier 45 Stöcke vorhanden, wovon auf Weislensburg 30–36 kommen.

Bedeutender ist die Geflügelzucht, da die Nähe des Öhringer Wochenmarktes Gelegenheit zum Absatz von Eiern und jungem Geflügel darbietet.

Überhaupt ist der Handelsverkehr mit den Produkten der Markung durch die von Heilbronn nach Öhringen durchziehende Land- und Poststraße sehr gefördert.

Kirchliche Verhältnisse: Das Patronatrecht steht seit den ältesten Zeiten dem Landesherrn zu.

Die zum Oberamt Öhringen gehörigen bürgerlichen Gemeinden Schwöllbronn mit 192 evangelischen Einwohnern, und Verrenberg mit 396 evangelischen Einwohnern sind von jeher der Kirche Bitzfeld als Filialisten zugetheilt gewesen, ebenso auch Bretzfeld.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt vgl. Tab. III. Schulden hat die Gemeinde nicht. An Gemeindeschaden werden jährlich umgelegt ca. 800 fl. Armenstiftungen sind ca. 300 fl. vorhanden. Gefällberechtigt waren bei der Ablösung 1848/49 die K. Finanz-Verwaltung, der Fürst von Öhringen, die Fürsten von Bartenstein [und] Waldenburg, Freiherr von Gemmingen-Bürg., Hospital- und Stiftungspflege Öhringen, Stiftungspflege Weinsberg und Bitzfeld, die Pfarrei Bitzfeld, Gemeindepflege Bitzfeld.

| Bitzfeld, ein sehr alter Ort, gehörte ursprünglich zur Herrschaft Weinsberg. Zehnden darin und der Pfarrsatz scheinen mit Luitgarde, einer geb. von Limpurg, Gemahlin Engelhards von Weinsberg, der Stifterin des Klosters Lichtenstern, ex hereditaria successione an die Schenken von Limpurg übergegangen zu sein (Stälin 2, 605), wodurch sich erklärt, daß Walther Schenk von Limpurg dieselbe im Jahr 1255 unter Zeugschaft Engelhards und Conrads von Weinsberg, „unsers Vaters Schwestersöhne“, dem Kloster Lichtenstern schenkte und die Kirche dem Kloster einverleibt wurde.

Eine Mühle zu „Bitfeld“ (Bitzfeld) verkaufte im Jahr 1339 Rucker Berler, Edelknecht, dem Kloster Lichtenstern. Neben ihm siegelt sein Bruder Heinrich.

Im Jahr 1423 verkaufte Conrad von Weinsberg während seiner Späne mit der Reichsstadt Weinsberg unter Anderem auch Bitzfeld an den Pfalzgrafen Otto von Mosbach ad dies vitae auf Rückfall nach Otto’s Tode; noch vor dessen im Jahr 1461 erfolgtem Tode, und noch vor dem gänzlichen Erlöschen des Weinsberger Geschlechts kam der Ort 1450 durch Verkauf der Herrschaft an die Churpfalz. Und so theilte es auch fortan die Schicksale Weinsbergs bezüglich seiner Oberherren.

Das Stift Comburg hatte hier einige Gefällberechtigungen, welche 1483 durch Kauf an Hohenlohe übergingen. Im Jahr 1701 vertauschten die Grafen von Hohenlohe ihre Güter, Rechte und Gefälle allhier an den Herzog Eberhard Ludwig.

Das Dorf Weislensburg mit 152 Einwohnern, im Jahre 1845 mit Bitzfeld zu einer Gemeinde dritter Classe vereint, hat eine eigene Markung von 1032 Morgen und liegt 3/8 Stunden (geom.) nordwestlich von Bitzfeld, in der äußersten nördlichen Spitze des Oberamtsbezirkes an und über dem rechten Ufer der Brettach, welche hier aus dem Bezirke austritt und dem Kocher zueilt, nachdem sie zuvor am südlichen Anfang des Dorfes eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang in einem stattlichen massiven Gebäude getrieben hat. Dieses Gebäude hat der Müller aus einem guten, unterhalb des Orts liegenden Sandsteinbruch, welcher sein Eigenthum ist, erbaut.

Die an einem leichten Abhang des Brettachthales hinaufsteigenden Wohnungen und Ökonomiegebäude (nur 91 an der Zahl) haben fast durchweg ein sehr gutes, von Wohlhabenheit zeugendes Aussehen. Kirche und Schule hat der Ort gemeinschaftlich mit dem Mutterort Bitzfeld. Früher eine eigene Schultheißerei mit eigenem Rathhause, auf welchem ein Thürmchen mit Uhr und Glocke ist, ist es seit 1837,| in Folge des Schulgesetzes von 1836, mit der Schultheißerei Bitzfeld verbunden und hat unter dieser jetzt nur noch einen Anwalt.

Die Einwohner sind meist gesunde, wohl aussehende kräftige Leute, welche, wie im Mutterort, in Allem das Hohenlohe’sche Gepräge haben. Sie sind sehr fleißig und geordnet, größtentheils wohlhabend, und Bettler finden sich keine unter ihnen. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt etliche und 60 Morgen, der gewöhnliche 20 bis 30 Morgen, der geringste 2–3 Morgen. Ackerbau und Viehzucht sind ihre Haupterwerbsquellen. Unter den 1032 Morgen der Gemeindemarkung gehören 666 Morgen dem Ackerbau, 197 Morgen dem Wiesen-, 60 Morgen dem Weinbau, von welch’ letzteren 16 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden. Die Landwirthschaft wird auf dem fast durchgängig guten, aus Lehmboden bestehenden Felde, mit häufiger Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanter Pflugs, Walze etc.) recht gut betrieben. Man baut gewöhnlich Dinkel, Roggen, Waitzen, Haber, Gerste, Erbsen, wenig Linsen. Der durchschnittliche Ertrag pr. Morgen wird zu 7–8 Scheffel Dinkel, 3–4 Schff. Roggen, 6–7 Schff. Haber, 5 Schff. Gerste geschätzt.

In der ganz angeblümten Brache wird außer den erforderlichen Futterkräutern viel Reps gebaut, sodann Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen, Welschkorn, ziemlich viel Flachs und Hanf. Das Getreide findet größtentheils in der Heilbronner Schranne seinen Absatz. Die höchsten Preise eines Morgen Ackers betragen 400 fl., die mittleren 300 fl., die geringsten 150–200 fl.

Der Wiesenbau im Brettachthale liefert in der Regel ein gutes, nahrhaftes Futter, pr. Mrg. durchschnittlich 20 Ctr. Heu, gegen 10 Ctr. Öhmd. Die Preise eines Morgens Wiesen bewegen sich zwischen 150 und 400 fl.

Die Obstzucht ist nicht beträchtlich. Auch der auf nur 44 Morgen betriebene Weinbau ist ziemlich unbedeutend und der Wein bleibt meistens im Ort. Der Morgen erträgt durchschnittlich nur 2 Eimer und die Preise des Weins bestimmen sich meist nach denen des Mutterorts und der Umgegend. Ein Morgen Weinberg kostet von 150 bis 200 fl.

Die Kelter ist im unteren Erdstock des obgedachten Rathhauses und Gemeindeeigenthum.

An Waldungen hat die Gemeinde 17 Morgen Nadelholz besessen, welche jetzt ausgestockt und zu Äckern gerichtet sind. Im Besitz von Privaten sind 13 Mrg. Laub- und 2 Mrg. Nadelholz.

Die Pferdezucht ist nicht ganz unbedeutend. Es waren bei der letzten Zählung hier 33 Pferde.

| Die Rindviehzucht ist so ausgedehnt, wie im Mutterort. Die Gemeinde hält einen eigenen Farren, zu dessen Besorgung sie einem Ortsbürger 5 Morgen Gemeindegüter gibt und ihm 18 fl. an Geld bezahlt.

Die Schweinszucht wird ebenfalls in beträchtlicher Ausdehnung getrieben, besonders von dem Müller des Orts. Es kommen von der Zahl des Mutterorts auf den hiesigen kleinen Ort 50–60 Stücke.

Die Gemeinde hat eine Pachtschäferei von etwa 70 Mutterschaafen und 70 Lämmern. Die Stoppelweide wird von Michaelis bis 1. April mit etwa 200 Stücken befahren, wofür die Gemeindekasse gegen 200 fl. Pacht bezieht. Daneben erträgt der Pförch ihr 180–200 fl.

Ziegen waren bei der jüngsten Aufnahme nur 3, Bienenstöcke 30–36 im Ort (s. Bitzfeld).

Gutes Trinkwasser liefern 5 laufende Privat- und mehrere Pumpbrunnen. Sogenannte Hungerbrunnen finden sich 3 auf der Markung.

Die Brettach tritt nicht selten aus und überschwemmt die Thalwiesen. Für Wiesenwässerung liegt ihr Bett zu tief.

Gefällberechtigt waren hier zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49: die K. Finanzverwaltung, der Fürst von Öhringen, der Fürst von Waldenburg, der Fürst von Bartenstein, die Hospitalpflege Öhringen, die Stiftungspflege Öhringen, die Stiftungspflege Bitzfeld, die Stiftungspflege Kocher-Steinsfeld, die Pfarrei Bitzfeld.

Sage, Namen des Dorfes überhaupt und einzelner Theile desselben weisen darauf hin, daß hier über dem rechten Ufer der Brettach, östlich vom Dorf, eine Burg gestanden seye. Ihr Umfang muß bedeutend gewesen seyn; denn die Äcker am nördlichen Ausgang des Dorfes heißen noch jetzt die „Thoräcker“, und ein alter Mann sagte dem Verfasser dieses: noch zur Zeit seines Vaters seye hier ein Thor gestanden. Die Gasse, welche vom Dorfe aufwärts gegen Osten führt, heißt noch heutiges Tages „Burggasse“. Rechts von dem Platze, auf welchem noch neuerdings Bausteine ausgegraben wurden, gegen die Brettach hinab heißen die Wiesen „Burgwiesen“. Ein vertheiltes Stück Ackers dabei heißt lagerbüchlich „Burgäckerle“, ein Feld dabei wird „Schloßacker“ und eine Quelle unter diesem noch jetzt „Schloßbrunnen“ genannt.

Seiffard von Michelfeld, Ritter, wahrscheinlich der kinderlose Besitzer dieser Burg, übergab im Jahr 1421 Konrad von Weinsberg alle seine Güter in Neudeck, Weislensburg u. a. O. für ein| jährliches Leibgeding. Nach Konrads Tode ging Neudeck an die von Hohenlohe über. Weislensburg aber kam mit Weinsberg an Churpfalz und theilte von da an mit diesem den Herrschaftswechsel. Ein Hof, genannt der Maierhof, mit den besseren Gütern wurde dem Ritter Brecht geschenkt und die Familie Brecht ist seit dem Jahr 1504 im Besitz desselben. Ein zweiter Hof, mit den geringeren Gütern, hieß der Michelfelder Hof – von obengenanntem Ritter von Michelfeld. Im Bauernkrieg vom Jahr 1525 erscheint Hans Schickner von Weislensburg unter den Bauernräthen, welche mit dem Bauernkanzler Hipler zu Heilbronn über die Reichsreform beriethen.

Eine Mahlmühle hier gehörte nach dem Landbuch noch im Jahr 1623 denen von Berlichingen.

Einige Gefälle, welche der Ritter Götz von Adelsheim zu Weislensburg besaß, gelangten 1472 durch Kauf an Hohenlohe.

Im Jahr 1701 vertauschten die Grafen von Hohenlohe ihre Güter und Rechte hier an Herzog Eberhard Ludwig. (S. oben die Gefällberechtigten vor 1848/49.)


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