Bismarck-Ehrung der deutschen Studentenschaft
[66] Bismarck-Ehrung der deutschen Studentenschaft. An das deutsche Volk richtet sich ein Aufruf, den die deutsche Studentenschaft erlassen hat. Er fordert auf zu einer allgemeinen Kundgebung, die dem Andenken des Fürsten Bismarck ein würdiges Wahrzeichen vaterländischen Dankes aufrichten soll. In erhebender Weise will die deutsche Studentenschaft den gewaltigen Schmied der deutschen Einheit in ähnlicher Art ehren, wie einst die alten Sachsen und Normannen die Gräber ihrer Helden auszeichneten. Ueber den Leibern der in Kampf und Rat ums Vaterland verdienten Männer türmten sie schmucklose Felsensäulen auf, deren Spitzen Feuerfanale trugen. – Felsensäulen, mit ehernen Feuerbehältern gekrönt, nur mit dem Wappen und Wahlspruch des eisernen Kanzlers geschmückt, sollen sich in Zukunft auf allen Höhen unserer Heimat erheben. Ueberall soll das gleiche Zeichen erstehen als ein Sinnbild der Einheit Deutschlands. Es liegt ein so kräftiger urgermanischer Zug in dieser Kundgebung der deutschen Jugend, daß er überall nur die wärmsten Sympathien erwecken kann und die regste Förderung verdient.
Welche Form die „Bismarcksäule“ erhalten wird, darüber sollen bedeutende Künstler entscheiden. Die deutsche Studentenschaft will aus eigenen Mitteln zwei Säulen errichten: eine in Friedrichsruh und eine bei Straßburg i. E. Zugleich sollten aber mindestens bei jeder Stadt, die der Sitz einer deutschen Hochschule ist, die granitenen Denksteine sich erheben. Dazu mögen die Vaterlandsfreunde die Mittel aufbringen. Jede, auch die kleinste Spende ist willkommen. Sämtliche akademische Korporationen aller deutschen Universitäten und Hochschulen, die „Bergisch-Märkische Bank“ in Elberfeld, die „Deutsche Bank, Hauptdepositenkasse“ in Berlin W, Mauerstraße, das Bankgeschäft „Goldschmidt & Cie.“ in Bonn sowie die „Westdeutsche Bank“ in Bonn nehmen Beiträge entgegen. Jede Studentenschaft wird sich verpflichten, die Bismarcksäule ihrer Hochschule in ihre besondere Obhut zu nehmen und alljährlich die Feuer zu entzünden. Auf einer Delegiertenversammlung in Hamburg wurde der 21. Juni als studentischer Bismarck-Gedenktag erwählt und ferner der Beschluß gefaßt, daß Vertreter aller Hochschulen alljährlich am Todestage des Fürsten Bismarck im Namen aller Studenten einen Kranz am Sarge des Altreichskanzlers niederlegen. Sicher werden sich dem Vorgehen der Studentenschaft auch andere Kreise unseres Volkes anschließen. So wird das treue Gedenken an den Schöpfer der deutschen Einheit in künftigen Zeiten den Ausgangspunkt vaterländischer Feiern bilden und das junge Geschlecht daran erinnern, sich des segensreichen Erbes einer großen glorreichen Vergangenheit würdig zu erweisen.