Boetticher:Heyden, August Jacob Theodor von

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Heydel, Paul Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Heyden, August Jacob Theodor von
Heyden, Christian
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[525] Heyden, August Jacob Theodor von, Historienmaler, geb. zu Breslau am 13. Juni 1827, als Sohn des Dichters Friedrich v. H. Studirte das Bergfach u. war bis 1859 als Bergbeamter tätig. Widmete sich dann der Kunst u. trat nach einem Zeichnencursus bei Prof. Holbein 1860 in das Atelier K. Steffeck’s in Berlin. 1861 vollendete er seine Studien in Paris unter Gleyre und Couture. Er liess sich in Berlin nieder u. nahm 1866 am Feldzuge nach Böhmen teil. Wiederholt besuchte er Italien, wo die Monumentalmalerei der Renaissance ihn besonders fesselte. Seine Beschäftigung mit der Costümkunde u. der Geschichte der Trachten gaben Anlass, dass ihm nach dem Ausscheiden von Hermann Weiss die Vorträge in den genannten Lehrfächern erst aushilfsweise, dann, seit 1. Oct. 1885, endgiltig übertragen wurden. 1889 erhielt er den Professortitel. Gold. Med. Paris 63; Kunstmed. Wien 73; Ehrenv. Erwähn. Berlin 1890.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Die h. Barbara, die Patronin der Bergleute, bringt einem im Schacht verunglückten Bergmann die Sterbesacramente. – Par. Salon 63; Berl. ak. KA. 64.
2. Verlorne Liebesmüh. Eine Page, dessen Bewerbungen eine Dame zurückweist, wird verhöhnt. – Berl. ak. KA. 64.
3. Laute und Dolch sind böse Geschwister. Ital. Sprüchwort. – Berl. ak. KA. 64.
4. Betende Nürnbergerin mit ihrem Knaben. Halbfiguren. Costüm der Zeit Dürer’s. – Berl. ak. KA. 66.
5. Luther’s Zusammentreffen mit dem Feldhauptmann Frundsberg vor seinem Eintritt in den Wormser Reichstag am 17. April 1521. h. 3,13. br. 2,27. E: Germ. Museum Nürnberg.– Karfunkel’s Berl. KA. 66; Berl. ak. KA. 68; Par. Salon 68 (nach bes. Betonung der Hauptpersonen u. vollst. Uebermalung des Bildes); Münch. int. KA. 69.
6. Portr. des berühmten Schulmannes Valentin Friedland, genannt Trotzendorf (1490–1556). Lebensgr. Kniest. Für den Hörsaal einer Berl. Privatschule. – Sachse’s Berl. Gem.-A. 67.
7. Vor der Schlosskirche zu Wittenberg nach Anschlag der Thesen, am 31. Oct. 1517. Vollendet 1868.
8. Arion auf den Meereswogen. 32’ br. Für den am Neujahrstage 1868 eingeweihten Vorhang des Berliner Opernhauses. Rad. in Lützow’s Z. f. b. K. 1868.
9. Portr. Hans Holbein’s d. J. – Berl. ak. KA. 68.
10. Portr. Rubens’. Um 1868 vollendet.
9 u. 10, lebensgr. ganze Figuren, für das Vereinslocal der Berl. Künstler.
11. Mädchen winden einen Lorbeerkranz (16. Jahrh.) – Berl. ak. KA. 68. Ein Bild „Die Kranzwinderinnen, Genrebild aus deutscher Renaissancezeit“, E: Banq. Louis Perl, Berlin, war auf der vom Ver. Berl. Künstler im Frühj. 88 veranstalteten A. z. B. der Ueberschwemmten.
12. Siesta. Fries für ein Gartenzimmer. – Berl. ak. KA. 70. Eine kl. Abb. des Hauptbildes: „Zeitschr. f. b. K.“ 1871.
13. Märchen. Ein Sänger ruht an felsiger Meeresküste zu Füssen einer Nereide, die zu seinem Saitenspiel ihren Gesang erhebt. – Berl. ak. KA. 70.
14. Der Festmorgen. Schmückung eines Altans durch eine j. Frau, der ein Knabe die Blumen zuträgt. Tracht des 16. Jahrh. Bez: A. von Heyden. Pappelholz. h. 0,58, br. 0,38. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. aus d. v. Rohr’schen Stiftungsfonds 1870. In Kupfer rad. u. gest. von Georg Ettel. imp. fol.; rad. vom Künstler selbst im Stammbuch der Berl. Nat.-Gal. 8. – Berl. ak. KA. 70; Wiener WA. 73.
15. Der Reichsfrieden. Symbol. Darstellung. Velarium für die Siegesstrasse 1871. Sollte nach 1875 als Saalschmuck des askan. Gymn. verwendet werden.
16. Der Angler. E: Staatsminister Dr. Friedenthal. – Berl. ak. KA. 72.
17. Glückliche Zeit. Liebespaar in trautem Gespräch, von zwei j. Mädchen belauscht. Tracht Ende des 15. Jahrh. – Berl. ak. KA. 72.
18. Die Werbung der franz. Gesandten um Prinzessin Clémence von der Provence, nach einer prov. Erzählung. – Wiener WA. 73.
19. Walkürenritt. 1872 vollendet. – Wiener WA. 73; Berl. ak. KA. 74. Eine Rad. von Alex. Becker nach der ersten aus 1870 stammenden Skizze in Lützow’s „Z. f. b. K.“ XI.

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20. Leukothea reicht dem mit den Wogen ringenden Odysseus ihren Gürtel. Für die Berl. A. 1874 bestimmt, blieb dennoch, von der Jury ob der nackten Gestalt der Göttin beanstandet, im Atelier des Künstlers.
21. Ein Märtyrer auf dem Scheiterhaufen. – Berl. ak. KA. 76.
22. Oidipus vor der Sphinx. – Berl. ak. KA. 77; Wiener JA. 78; Münch. int. KA. 79.
23. Portr. der Frau v. Türkheim, Gemahlin des bad. Gesandten in Berlin. Kniest. – Berl. ak. KA. 77.
24. Ein Taufgang. 15. Jahrh. Abb. „Gartenlaube“ 79. – Berl. ak. KA. 77; Stuttg. KV. 77.
25. Herr Olof. Nach der alten dän. Ballade in Herders „Stimmen der Völker“. – Berl. ak. KA. 78; Bremer KA. 80.
26. Hailaga und Sigurana. Beitrag zur Gustav Freytag-Galerie. Oelgrisaille. – Münch. int. KA. 79.
27. Tschionatulander und Sigune, nach dem „Titurel“. Dem in den Kampf ziehenden Helden enthüllt Sigune auf seine Bitte die Schönheit ihres Leibes. Bez: A. v. Heyden. – Münch. int. KA. 79 (fehlt im Kat.); Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Hannov. KA. 82; Posener KA., Frühj. 85.
28. Wittich’s Bettung. Wittich, der die Söhne König Ezel’s u. den Bruder Ditrich’s v. Bern erschlagen, wird auf der Flucht vom Meerweibe Wachildis, seiner Ahne, zum Meeresgrunde entführt und dadurch der Verfolgung Ditrich’s entzogen. (Rabenschlacht). Bez: A. v. Heyden, h. 2,95, br. 1,94. E: Kunsthalle Karlsruhe. Geschenk des Künstlers. Abb. „Daheim“ 81. – Berl. ak. KA. 80; Dresd. ak. KA. 83.
29. Die Herzöge Primeslaus u. Boleslaus erteilen den deutschen Gründern der Stadt Posen, speciell dem Bürger Thomas aus Guben, unter Anwesenheit des Bischofs Bogufal das Magdeburger Stadtrecht im Jahre 1253. Wandbild für den Schwurgerichtssaal im Landgerichtsgeb. zu Posen. – Berl. ak. KA. 81, Abb. von 6 Charakterköpfen im Kat.
Ein zweites Friesgemälde „Verkündigung des preuss. Landrechtes“ 1794, geht (1890) seiner Vollendung entgegen.
Acht Bll. Figuren u. Gewandstudien für diese im Auftr. des Staates ausgeführten Gemälde besitzt die Berl. Nat.-Gal., Geschenk des Künstlers 1882.
30. Scene aus den letzten entscheidenden Kämpfen des Markgrafen Gero von der Ostmark mit den slavischen Leutizen in der Nähe von Guben. Gestiftet für die Aula des Gymnasiums von einem Bürger Guben’s. Ausgestellt im Ver. Berl. Künstler 1882.
31. Dante’s „Purgatorio“. Ges. 29. „Ein Weib allein, das eben erst geschaffen, Vor sich nicht duldete den mindsten Schleier“. – Berl. ak. KA. 83, Abb. im Kat.; Münch. int. KA. 83.
32. Siegfried in der Waberlohe. E: Kaiser Wilhelm II. – A. d. Ver. Berl. Künstler f. d. Ueberschw., Frühj. 88.
33. Gegensätze. Ein Naturforscher am Studirtisch bei seinen Forschungen über einen Schädel. Neben ihm steht ein Mädchen mit einer Vase voll frischer Blumen. – Dresd. ak. KA. 84.
34. Heureka. Ein alter Alchemist beim Experementiren. Lebensgr. Brustb. Bez: A. von Heyden. – Berl. Jub.-A. 86, Abb. im Kat.
35. Der Schatz. In seiner Höhle besingt ein Zwerg einer Nymphe gegenüber die Herrlichkeit des Schatzes, der, zu ihren Füssen ausgebreitet, von einem Drachen gehütet wird. – Berl. Jub.-A. 86.
36. Matthäus. Der Apostel, mit Niederschrift seines Evangeliums beschäftigt, lauscht dem Saitenspiel eines der beiden Engel, die ihn umgeben. – Berl. ak. KA. 87, Abb. im Kat.
37. Edelweiss und Almenrausch. Auf einem von Alpenrosen umsäumten Felsen steht die Blumenfee mit einem Edelweisskranze im Haar, einen Busch Edelweiss emporhaltend. Drei kleine buntgeflügelte Genien umhüllen die Jungfrau mit zartem Schleier. Bez: A. von Heyden. – Wiener Jub.-A. 88, Abb. im Kat; Münch. Jub.-A. 88; Berl. int. KA. 91.
38. Irrlichter. – Magdeb. KA. 88.
39. Treue Kameraden. (Aus dem oberschles. Kohlenbergbau). Rettung eines Bergmanns. 10 Figuren. – Berl. ak. KA. 90.
40. Einsamkeit. Alte Frau vor einem Bildstock im Hochgebirge. – Berl. int. KA. 91.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. In Wachsfarben ausgeführte Ausschmückung des Kuppelsaales der Berl. Nat-Galerie.
A. Bogenfelder.
a) Baukunst: Kaiser Heinrich II. legt den Grundstein zum Dom zu Bamberg.
b) Malerei: Dürer malt den Kaiser Max.
c) Dichtkunst: Sängerkrieg auf der Wartburg.
d) Bildhauerkunst: Adam Kraft in seiner Werkstatt.
B. Fries im Kuppelgewölbe: Der Reigen des Tierkreises. Die vom Künstler selbst gegebene Erläuterung der in lebensgr. farb. Figuren auf Goldgrund ausgeführten Composition befindet sich im Kat. der Berl. Nat.-Gal. Abb. der Sternbilder der „Waage“ u. des „Scorpions“: „Illustr. Z.“ 76.
2. Wandmalereien im Keller u. in der Turnhalle des Berl. Rathauses (1868).
3. Wandmalereien im Moltkezimmer des Generalstabsgebäudes. (Die Gesch. der Schiesswaffen), 1871.
4. Wandmalereien im Admiralsgartenbade.
5. Wandmalereien im Festsaal des Korn’schen Hauses zu Breslau.

III. Aquarelle, Zeichnungen.[Bearbeiten]

1. Zu Strassburg auf der Schanz. Aquar. – Dresd. Aquar.-A. 77.
2. Illustrationen zu den vom Künstler herausgegebenen zwei Bergmannsmärchen „Aus der Teufe“. – Berl. ak. KA. 79 u. 88.
3. Entwürfe zu Glasgemälden.

Der Künstler beteiligte sich an der Concurrenz zu den Wandgemälden für den Vorsaal des Berliner Ratssitzungsaales. Die Entwürfe waren im Febr. 86 im Rathause ausgestellt.

A. v. Heyden gab folgende Werke heraus: „Blätter für Costümkunde“, Berlin 1876 ff.; „Perlen“, München 1880; „Die Tracht der Culturvölker Europa’s vom Zeitalter Homer’s bis zum Beginn des 19. Jahrh.“, Leipzig 1889.

Nachträge und Berichtigungen[Bearbeiten]

[975] Heyden, August von, erhielt im März 1893 die nachgesuchte Entlassung aus dem Lehrerverbande der Berliner Hochschule für die bild. Künste.