Boetticher:Horschelt, Theodor

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Horschelt, Friedrich Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Horschelt, Theodor
Horsley, John Callcott
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[573] Horschelt, Theodor, Schlachtenmaler u. Zeichner, geb. zu München am 16. März 1829, gest. daselbst am 3. Apr. 1871. Trat 1847 in die Münch. Akad., in der er jedoch nur 1½ Jahre weilte, besuchte kurze Zeit das Atelier Alb. Adam’s und studirte dann als eifriger Jäger und Pferdefreund selbständig nach der Natur. 1852 begab er sich nach Stuttgart, um im Leibstall u. im Araber-Fohlenhofe des Königs Studien zu machen. Im Nov. 1853 ging er nach Paris, vereinigte sich in Marseille mit Fr. Hackländer, in Barcelona mit dem Architecten Leins aus Stuttgart u. bereiste in ihrer Gesellschaft Spanien u. Algerien. Während Hackländer schon von Oran zurückkehrte, benutzte Horschelt jede Gelegenheit zu malerischen Studien, welche sich ihm namentlich auf einem Ritt über Medeah u. Blidah nach Algier u. auf einer franz. Expedition nach der Oase Biskrah darboten. 1854–58 lebte er in München, dann trat er aber die Reife zum kaukasischen Kriegsschauplatz an, auf dem er, dem Stabe des Fürsten Bariatinski in Tiflis als Volontair beigezählt, an sämmtlichen Feldzügen der Russen während der Jahre 1858–63 teilnahm u. aus eigner Anschauung das gesammte Material für seine bedeutendsten Werke eroberte. Nachdem er noch Baku am kasp. Meere u. Eriwan in Armenien gesehen, kehrte er nach fünfjähriger Abwesenheit über Moskau u. Petersburg in die Heimat zurück. Er war seit 1860 Mitgl. der Petersb. Akad., seit 1865 Ehrenmitgl. der Münchener, seit 1868 Mitgl. der Wiener Akad. u. seit 1867 Professor. Med. I. Par. WA. 67; gold. Med. Münch. 69.

1. Ein erschossener Jäger (Wildschütz). Sein erstes Oelgem., angek. vom Münch. KV. – Münch. KV. 50.
2. Ein erlegter Gemsbock. – Münch. KV. 50.
3. Hirschjagd im Hochgebirge. Lith. von J. Wölffle. (K. Ludw.-Album). gr. qu. fol.
4. 5. Gemspirsch; Gemsen auf der Flucht, von Raubvögeln verfolgt. – Münch. KV. 51.
6. Illustrationen zu Charles Boner’s „Chamois hunting in the Mountains of Bavaria“. London 1853. 2. Aufl. 1860.
7. Rast einer Sclavenkaravane in der Wüste. – Münch. KV. 53. Eine „Karavane in der Wüste“, E: Fürst Egon Fürstenberg: Par. WA. 67.
8. Grosses Nomadenlager aus der Ebene von El Arba in Algerien. E: König v. Württemberg. – Münch. A., März 55.
9. Mittagsrast eines Haufens Araber in der Nähe von Algier. – Münch. A., Mai 55. Ein Bild „Mittagsrast in Algier“: Münch. Jub.-A.88.
10. Strasse in Mostaganem, Prov. Oran. Vollendet Sept. 55.
11. Caféhaus in Oran. Kl. Bild, vollendet Dec. 55. E: Marschalleck, durch den Münch. KV. 55.
12. Arab. Karavanserei in Medeah, Prov. Algier. Kl. Bild 1856.
13. Ein Abend in der Oase El Cantarah, Algier, 1856. Ein Aquarell „Eine Karavane bei einer Oase haltend“, bez. 1856, h. 0,24, br. 0,35, aus d. Samml. Dr. Arnstein, Berlin, auf Lepke’s Berl. K.-Auct., Jan. 90.
14. Cyclus von Aquarellskizzen aus Algier. 1856, 1857. Ein Aquarell „Wachtposten“, 1856, war auf d. Dresd. Aquar.-A. 77.
15. Araberpferd in der Wüste. E: König v. Württemberg.
16. Karavane von Nomaden, die in der alger. Wüste einen neuen Weideplatz suchen. Vollendet 1858. E: König v. Württemberg.
17. Aus den algerischen Steppen. E: Hederer, durch d. Münch. KV. 58.
18. Tscherkessen auf der Lauer. Aquar. 1865. – Dresd. Aquar.-A. 77.
19. Mahamad, Tscherkesse, russ. Spion. Zeichn. Bez: T. Horschelt. Holzschn. „Zeitschr. f. bild. K.“ 66 u. „Kunsthist. Bilderbogen“ Nr. 282.
20. Ein Marsch aus der durch die beiden Grafen Orlow-Dawidow ausgeführten Winterexpedition. 1866 gem. Mit den Portr. der beiden Grafen u. des die Gruppe zeichnenden Malers.
21.–24. Aquarelle: Waarentragende Dromedare, 1867; Blick aus dem Schlosse des Serdar von Eriwan auf den Ararat, 1867; Kriegsspiel der Tscherkessen 1867; Karavane in der Wüste.
21–24 Dresdner Aquar.-A. 77.
25.–28. Federzeichnungen: General Wrewski bei Erstürmung des Aules Kituri tötlich verwundet; Marsch einer russ. Colonne in den lesgischen Bergen; Marsch der Russen nach Weden, Schamyl’s Hauptstadt in der Tschetschna, 7. Febr. 59. (Kohlenz.); Schamyl als Gefangener vor dem Fürsten Bariatinski.

[574]

25–28 Wien, 3. allg. d. KA. 68.
29. Die Erstürmung der Verschanzungen Schamyl’s auf dem Berge Gunib durch die Russen am 8. Sept. 1859. E: Fürst Wladimir Bariatinski, Bruder des Generals, für den das Bild gemalt wurde. – Par. WA. 67.
30. Die Gefangennahme Schamyl’s. Mit etwa 40 Portraitfiguren. E: Fürst Wlad. Bariatinski.
31. Vier kaukas. Reiter. Aquar. E: Graf Tauffkirchen.
32. Rückkehr kuban. Kosaken von einem Beutezuge. Passiren eines Flusses. Abb. in Pecht’s „Gesell. der Münch. Kunst“. – Münch. int. KA. 69. Ein Bild „Flussübergang“ für den Prinzen Albrecht v. Preussen gemalt.
33. Heitere Fahrt. Für den Prinzen Albrecht v. Preussen gemalt.
34. Kosaken von einer Razzia mit Gefangenen heimkehrend. Ausgeführter Carton. E: Graf Palffy.
35. Russ. Artillerie in der Tschetschna. Zeichn. E: Graf Polowzow.
34 u. 35 Münch. int. KA. 69.
36. Marktscene in Tiflis. Für den Grafen Wlad. Orlow gem.
37.–39. Aquarelle: Ein Vorposten grusischer Miliz bei Morgenbeleuchtung; Aus der arab. Wüste; Arabische Wegelagerer. E: Aquar.-Samml. Jacob Holzinger, Augsburg.
40. Reiterangriff der Tscherkessen. Aquar. – Münch. KV. 69.
41. Flucht lesgischer Reiter von einer durch russ. Geschütz bestrichenen Höhe. Zeichn. E: Kaiser v. Russland.
42. Persische Tartaren. Zeichn. E: Sommerset-Beaumont.
43. Kamelreisende Perser. Zeichn. Im Bodenstedt-Album.
44. Arab. Stute mit Füllen, h. 0,37, br. 0,52. E: Ludw. Lippert. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
45. Erinnerungsblatt zur Feier der Genesung des dem Künstler befreundeten Prof. Dr. Lindwurm. 1870 entstanden.
46. Kosaken-Vedette, auf turmartiger Warte, unter welcher Bauern mit einem Büffelgespann dahinziehen. Kl. Gem., das in’s Ausland kam.
47. Felsiger Gebirgshang mit dürftigem Nadelholz. Bleistiftz. gr. qu. fol. E: Cab. d. Handz. Dresden.
48. Studien von der Belagerung Strassburg’s. „Scene aus der Lünette 53“, eine der vier Aquarelle, welche H. nach den Studien eines dreiwöchentl. Aufenthaltes für den Kaiser v. Russland ausführte u. als Liebesgabe für die Verlosung der deutschen Invaliden-Stiftung wiederholte. Das Bild, dessen Nummer nicht gezogen wurde, war des Künstlers letztes Werk. Es wurde von der Wittwe zurückgekauft. – Zwei Bll. waren auf der Münch. int. KA. 79.
49. Die Illustration eines die bevorstehende Heimkehr der deutschen Krieger feiernden Gedichtes für die „Fliegenden Blätter“ erschien in Nr. 1345 derselben, zwei Wochen nach Horschelt’s Tode.
50. 51. Original-Lithographien: Arabisches Zeltlager, im Vordergr. wird ein Apfelschimmel vorgeführt; Arabisches Pferd mit Fohlen vor einem Dorfe. Beide Bilder gr. qu fol.

Zu den früheren Zeichnungen H.’s gehörten auch seine Beiträge für die „Münch. Bilderbogen“, namentl.: „Der grosse Wolf“ (Nr. 32), „Bilder aus dem Kaukasus“ (Nr. 43); „Major v. Schill“ (Nr. 59); „Pferde u. Reiter“ (Nr. 90) u. „Soldaten verschiedener Nationen“, 1853 (Nr. 108), wozu viel später die Scenen „Aus dem Kaukasus“ (Nr. 505) kamen. Der Cyclus „Die Gemsjagd“, 6 Zeichnungen H s. lith. von Fr. Hohe gr. 8., fällt gleichfalls in die früheste Compositionszeit des Künstlers.

Eine von H. als unmittelbarem Augenzeugen verfasstes, mit Federzeichnungen illustr. Kriegstagebuch besass, als Geschenk des Kaisers, die Kaiserin Maria v. Russland.

Aus dem Nachlass erwarb König Ludwig II. für das Handzeichnungscabinet in München 44 Skizzen aus Algier. Kaiser Alexander die den Kaukasus betreffenden Skizzen.

Vgl. „Theodor Horschelt. Sein Leben u. seine Werke. Spanien, Algier, Kaukasus. Nach den Orig.-Zeichnungen phot. u. in Albertotypie herausg. von Jos. Albert. Nebst einer biograph. Skizze von H. Holland.“ München, Albert, gr. 4. Und

„Souvenirs du Caucase de l’année 1858 jusqu’a l’entiere conquête du Caucase, dessinés sur place par Th. Horschelt. Photographié et publié par Jos. Albert.“ 12 Bll. mit russ. u. franz. Unterschriften. (München 1865). imp. fol.