Boetticher:Janssen, Peter Johann Theodor
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[609] Janssen, Peter Johann Theodor, Historienmaler, geb. zu Düsseldorf am 12. Dec. 1844, als ältester Sohn des Kupferstechers Theodor Janssen. Wurde seit seinem 12. Jahr von seinem Vater unterrichtet u. trat mit 15 Jahren in die Akad. seiner Vaterstadt, wo er unter Bendemann’s Leitung seine Studien begann u. später in Karl Sohn den anregenderen Lehrer fand, der ihn besonders auf das Studium der Natur hinwies. Nachhaltigen Einfluss übten auf ihn die Werke des Cornelius u. mehr noch die Alfr. Rethel’s, dessen Bestrebungen der j. Künstler sich verwandt fühlte. Seine erste grössere Composition „Die Verleugnung Petri“ gehört noch der Bendemann’schen Schule an; seine Concurrenz für den Rathaussaal zu Crefeld stellt ihn aber bereits als unabhängig, als selbständig dar. Es sind „Scenen aus dem Leben Hermann’s des Cheruskers“, deren Skizzen, zugleich mit den concurrirenden v. Beckerath’s, Kiessling’s u. Schröder’s, im Galeriesaal der Ddf. Akad. im Nov. 1869 ausgestellt wurden u. den Preis erhielten. Nachdem der Künstler Dresden, München u. die Niederlande besucht, in München namentlich den Carton zur „Hermannsschlacht“ gezeichnet hatte, führte er den vom KV. f. Rh. u. W. gestifteten Crefelder Wandgemälde-Cyclus in den Jahren 1871 bis Herbst 1873 in Wachsfarben auf Leinwand aus. Noch während Janssen mit diesem Cyclus beschäftigt war, wurde ihm für den untern Saal der Börse zu Bremen eine grosse Composition „Beginn der Colonisation der Ostseeprovinzen“ übertragen, ein gleichfalls in Wachsfarben gemaltes Bild. Demselben folgten 1874 das gr. Oelgemälde „Gebet der Schweizer vor der Schlacht bei Sempach“, u. der die neuere Zeit behandelnde Teil des grossen in der Aula des Lehrerseminars zu Mörs in Gemeinschaft mit Kehren u. Commans ausgeführten historischen Frieses. Seine nächste Aufgabe war die Ausmalung des zweiten Corneliussaales in der Berliner Nat.-Gal., der die Cartons der Glyptothekfresken enthält; darauf die des Festsaales im Rathause zu Erfurt, drei Wandgemälde für die Feldherrnhallen des Berliner Zeughauses, endlich die Wand- u. Deckengemälde für die Aula der Kunstakad. zu Düsseldorf. Schon am 14. April 1877 war Janssen in’s Lehrercollegium der Ddf. Akad. als Lehrer des Zeichnens nach dem lebenden Modell u. nach der Antike eingeführt worden. Er ist Professor, Mitgl. der Berl. Akad. (seit 1885) u. Präsident des Directoriums der Ddt. Akademie. Der Bildhauer Karl Janssen ist ein jüngerer Bruder des Malers.
- 1. Die Verleugnung Christi durch Petrus. – Ddf., KV. f. Rh. u. W. 69; Münch, int. KA. 69.
- 2. Wandgemälde im Rathaussaale zu Crefeld: Scenen aus dem Leben Hermann’s. In den beiden Hauptbildern Momente aus der Schlacht im Teutoburger Walde: 1) Der siegreich vordringende Hermann, 2) Der zurückweichende Varus, der sich den Tod giebt. Ueber der Tür zwischen diesen Bildern 3) Eine geflügelte Germania, die dem Heere siegreich vorausschwebt, in der Rechten das Schwert, mit der Linken auf die fliehenden Feinde deutend.
- Die beiden Hauptbilder: A. d. KV. f. Rh. u. W. 72.
- In den beiden Nebenbildern: 1) Thusnelda im Triumphzuge des Germanicus, 2) Die Totenfeier Hermann’s, dessen Leichnam den Flammen übergeben wird.
- Endlich vier kleinere Scenen aus dem Leben Hermann’s (statt der auf der letzten Concurrenz enthaltenen allegor. Figuren der Kunst, der Wissenschaft, des Handels u. der Industrie).
- 3. Wandgemälde im untern Börsensaale zu Bremen: Die Colonisation der Ostseeprovinzen durch Bremen, Gründung Riga’s. Der Stifter des Bildes C. H. Wätjen in Bremen, hatte den Auftrag bereits 1870 erteilt. Der Mitte 1871 vollendete Carton befand sich 1872 auf der A. des KV. f. Rh. u. W.
- 4. Gebet der schweizer Eidgenossen vor der Schlacht bei Sempach 1386. Figurenreiches Oelgem., 1874 vollendet. – Schulte’s Ddf. KA., Ende 74.
- 5. Friesartige Wandgemälde im Seminar zu Mörs: Historische Darstellungen seit Gründung des Kaiserreichs durch Karl den Grossen.
- 6. Malerischer Schmuck der oberen Wandflächen im zweiten Corneliussaal der Berl. Nat.-Galerie: Die Prometheus-Mythe, ausgeführt in matter Wachsfarbe auf lichtem Grunde in den 10 Bogenfeldern der Langseiten u. der innern Giebelfläche der Schmalwand, während die Nischenwand allegor. Figuren enthält, welche, wie Max Jordan schreibt, „im Hinblick auf den im Saale aufgestellten Cyclus der Cornelius-Cartons zur Glyptothek die Hauptgestalten des hellenischen Epos im Zusammenhang mit der Idee der Läuterung durch die Tragödie versinnlichen“.
- Zehn kleinere u. eine grössere Zeichnung nach den Cartons, die Prometheussage darstellend: Düsseldf., 4. allg. d. KA. 80.
- 7. Neun Wandgemälde aus der Geschichte Erfurt’s im Rathaussaale daselbst, in Wachsfarben auf drei Wänden ausgeführt, deren jede zwei grosse Compositionen u. ein zwischen denselben befindliches Türbild enthält.
- 1) Bonifacius auf dem Stumpf der von ihm gefällten Göttereiche das Kreuz aufrichtend u. das Christentum predigend. Holzschn. „Z. f. b. K.“ Bd. 18. Abb. „Kunst f. Alle“ IV. – Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Berl. Jub.-A. 86.
- 2) Türbild; S. Martin, der Schutzpatron von Erfurt, mit der Kreuzesfahne zu Ross; Die h. Elisabeth auf einem Zelter mit den Rosen auf ihrem Schos. Im Mittelgrunde der Kinderkreuzzug, im Hintergrunde das Jerusalem der Zeit der Kreuzzüge.
- 3) Die Demütigung Heinrich’s des Löwen vor Friedrich Barbarossa, dem der stolze Welfenherzog in der Peterskirche zu Erfurt 1181 im Büsserhemde kniend Abbitte tut. – Carton: Ddf., 4. allg. d. KA. 80.
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- 4) Rudolf von Habsburg u. die Erfurter Bürger von der Zerstörung einer Raubburg heimkehrend, 1290. Abb. „Kunst f. Alle“ 86. – Ausstell. des in Ddf. Privatbes. befindl. Cartons: Pdf., 4. allg. d. KA. 80; Berlin, bei E. Ph. Meyer & Co., März 83; Dresd., Mai u. Juni 83.
- 5) Türbild: Die Personification der ehem. Erfurter Universität als thronende Frauengestalt, mit einem Buch auf den Knien, umgeben von Vertretern der vier Facultäten, unter denen Luther u. Eobanus Hessus.
- 6) Der Kampf gegen die städt. Verfassung: der Rat wird vom erbitterten Volk zur Verantwortung gezogen. (Das tolle Jahr in Erfurt). 1509–1510. Abb. „Kunst f. Alle“ 86; Holzschn. „Zeitschr. f. b. K.“ Bd. 18. – Ausstell, des Cartons, h. 3,80, br. 4,50: Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Wiener int. KA. 82; Berlin, bei E. Ph. Meyer & Co., März 83; Dresden, Mai u. Juni 83; Berl. Jub.-A. 86.
- 7) Einzug u. Erbhuldigung des Kurfürsten Joh. Phil. v. Mainz in Erfurt 1664.
- 8) Türbild: Vereinigung Erfurt’s mit Preussen. Huldigung der Stände vor dem preuss. Königspaar, Friedr. Wilh. III. u. Luise 1803.
- 9) Zerstörung der auf dem Anger zu Erfurt errichteten Napoleonssäule zur Erinnerung an den Sturz der franz. Fremdherrschaft, 1814.
- Die Einweihung des Festsaales erfolgte am 3. Juni 1882.
- 8. Portr. des Inspectors N. N. Alter bärtiger Herr mit weissem Vollbart, Stock u. Hut in den Händen. Lebensgr. ganze Figur. Bez: P. Janssen. – Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Berl. Jub.-A. 86.
- 9. Bildniss des General-Feldmarschalls Herwarth v. Bittenfeld. Lebensgr. Kniest. Bez: P. Janssen 1883. h. 1,45, br. 0,92. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. nach Bestellung 1883.
- 10. Die Kindheit des Bacchus. Gr. Oelgem. Nach dreij. Arbeit Anfang 1883 vollendet u. zunächst in der Kunsthalle zu Ddf. ausgestellt; darauf im März in der Kunsth. E. Ph. Meyer, Berlin, für welche das Bild gem. wurde; im Mai u. Juni in Dresden; im Nov. 87 in einer Wiesbadener Kunsth.
- 11. Die Schlacht bei Fehrbellin am 18. Juni 1675. Wandgem. in der Feldherrnhalle des Berl. Zeughauses, vollendet 1884.
- 12. Fries- u. Deckengemälde für die Aula der Kunstakad. zu Düsseldorf: Das Menschenleben in seinen verschiedenen Phasen als Gegenstand der künstlerischen Phantasie. Skizzen zu diesen an den vier Wänden sich hinziehenden Friesgemälden befanden sich auf der Berl. Jub.-A. 86.
- 13. Die Schlacht bei Torgau am 3. Nov. 1760. Darstellung des Moments, wo der König seinen Reitergeneral Zieten, den Sieger von Torgau, vor der Front in die Arme schliesst. Wandgem. im Berl. Zeughause, im Juli 1888 begonnen u. binnen 6 Wochen vollendet.
- 14. Die Schlacht bei Hohenfriedberg am 4. Juni 1745. Siegreicher Angriff der Bayreuth-Dragoner unter General v. Gessler. Wandgem. im Berl. Zeughause, 1890 vollendet.
- 15. Bildn. des Landschaftsmalers Prof. Andreas Achenbach. E: Nat.-Gal. Berlin. Im Auftr. des Cultusmin. gemalt, 1891 vollendet u. nachträgl. auf die Ddf. Jahres-Ausstell. 91 gebracht.
Nachträge und Berichtigungen
[Bearbeiten](Die mit einem * bezeichneten Bilder befanden sich auf der Berliner Ausstell. von Werken der lebenden in- u. ausländischen Mitglieder der Akademie, Weihnachten 1893).
[976] Janssen, Peter Joh. Theodor, Professor, in Düsseldorf, geb. am 12. Dec. 1844. Kl. gold. Med. Ddf. 80; gr. gold. Med. Berlin 93.
- a)* Bildn. des früheren Akad.-Inspectors Holzhausen in Düsseldorf (No 8). Im Besitz des Künstlers.
- b) Portr. Andreas Achenbach’s (No. 15). Ein Portr. desselben, bez: P. Janssen 1890, h. 1,54, br. 0,96, befindet sich in der Städtischen Gal. zu Ddf., angek. vom Gal.-Verein 1891.
- c) Die Schlacht von Worringen 1288. Der Mönch Walther Dodde u. die Bergischen vor ihrem entscheidenden Eingreifen in die siegreiche Schlacht Herzog Johann’s v. Brabant gegen den Erzbischof von Köln. – Berl. gr. KA. 93.