Zum Inhalt springen

Boetticher:Lehmann, Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Legros, Alphonse Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Lehmann, Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem
Lehmann, Leo
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[824] Lehmann, Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem, Historien- u. Portraitmaler, geb. zu Kiel am 14 April 1814, gest. zu Paris am 30. März 1882. Sohn des Hamburger Portraitmalers Leo L. u. älterer Bruder des Genremalers Rudolf L., war zuerst Schüler seines Vaters u. trat mit 17 Jahren in das Atelier Ingres’ in Paris, wo er 1834 seine „Abreise des j Tobias“ vollendete. Nachdem er 1837 in München u. seit 1838 vier Jahre in Italien studirt batte, entschied er sich für Paris als Wohnort u. erwarb 1847 das franz. Bürgerrecht. Er war seit 1864 Mitglied des Institut de France u. seit 1875 Professor an der Ecole nationale des Beaux-arts. Med. II. 35; Med. I. 40, 48. 55.

I. Oelgemälde.

[Bearbeiten]
1. Der Abschied des j. Tobias aus dem Elternhause. 1834 gemalt, h. 5′, br. 6′. E: Frau Gottlieb Jenisch, Hamburg. – Salon 35; Par. WA. 55; Hamb. A. a. Privatbes. 79.
2. Die Tochter Jephtha’s mit ihren Gefährtinnen auf den Bergen trauernd. Angek. vom Herzog v. Orleans. – Salon 36.
3. „Der Fischer“, nach Goethe. E: Mus. Carcassonne. – Salon 36.
4. Scene aus dem „Cid“. – Salon 36.
5. Der Tod Robert des Starken. (1837). E: Versailles.
6. Raguel giebt seine Tochter Sarah dem j. Tobias zum Weibe. E: Paturle, der das Bild als Pendant zu Robert’s letztem Werke „Les pêcheurs“ ankaufte. – Salon 37; Par. WA. 55
7. Die Jungfrau mit dem Kinde. 1839 in Rom gemalt. Etwa 3–4′ hoch. E: Dr. Abendroth, Hamburg.
8. Die Leiche der h. Catharina wird von Engeln über das Meer zu Grabe getragen. Anfang 1840 in Rom vollendet. – Salon 40.
9. Mariuccia. 1841 in Rom gemalt. Ungefähr 3–4′ h. E: Rückert, Hamburg. Ein Bild „Mariuccia“, Besitz des Generals Bertin de Vaux, befand sich im Salon 42 u. auf der Par. WA. 55.
10. Die Geisselung Christi. E: Kirche St. Nicolas, Boulogne-sur-Mer. – Salon 42; Par. WA. 55.
11. Jeremias. „Und Jehovah sprach: Von Norden her wird das Unglück losbrechen über alle Bewohner des Landes“. E: Museum zu Angers. – Salon 43; Par. WA. 55.
12. 13. Hamlet; Ophelia. Einzelfiguren. E: Lechat. Beide Bilder lith. von Lemoine. – Salon 46; Par. WA. 55.
14. Die Seirenen. – Salon 48.
15. Himmelfahrt Mariä. Altarbild der Kirche St. Louis en l’Ille, Paris. – Salon 1850/51. Par. WA. 55.
16. Pietà. E: Franz. Staat. – Salon 1850/51. Par. WA. 55.

[825]

17. Die Okeaniden, den gefesselten Prometheus beklagend. Nach Aischylos. h. 2,55, br. 1,97. E: Musée du Luxembourg. – Salon 50; Par. WA. 55 u. 89.
18. 19. Anbetung der Könige; Anbetung der Hirten. – Par. WA. 55.
20. 21. Venus Anadyomene; Undine. – Par. WA. 55.
22. Der Traum der Erigone, bacchische Vision, Entwurf zu einem Deckengemälde. – Par. WA. 55.
23. Die Klage des Aristoteles über die Gefahr der Sinnlichkeit. Nach einem Fabliau des Troubadours Henri d’Andelys aus dem 13. Jahrh. E: Lord Seymour. – Par. WA. 55.
24. Ankunft Sarah’s bei den Eltern des Tobias. – Salon 66.
25. Die Ruhe (Le repos). Bez: Henri Lehmann 1864. E: Musée du Luxembourg.
26. Kalypso. – Salon 70.

Von seinen Portraits, deren er gegen 200 malte:

1. Leo Lehmann, Portraitmaler, Vater Henri’s u. Rudolf’s. E: Frau Marie Oppenheim.
2. Portr. seines Bruders Rudolf, im Alter von 15 Jahren, 1834 gemalt. h. 0,33, br. 0,32. E: Frau Leo Lehmann Wwe., Mutter der beiden Maler.
1 u. 2 Hamb. A. a. Privatbes. 79.
3. Mad. Moscheles. 1837.
4. 5. Franz Liszt; Csse. d’Agoult (Daniel Stern). 1839.
6. 7. Psse. Cantacuzène, marquise de Bedmar; Graf Schönborn. 1842.
8.–11. Psse. Belgiojoso (Christine Trivulci); Csse. Fanny Lehon; Mad. Recamier; Cte. de Nieuwerkerke. 1843.
12.–14. Ant. De la Tour; Francis Ponsard; Vicomte Brétignères de Courteille, Gründer der Colonie agricole zu Mettray. 1847.
15.–17. Michel Chevalier; Mad. Léon Say; Abbé Dequerry, Opfer der Commune 1871.
18. Graf V. Esterhazy. 1859.
19. 20. Ed. Thierry, Schriftsteller; Abbé Gabriel. 1861.
21. Baroche, Justizminister. 1862.
22. Mad. Achille Fould. 1863.
23. Dumon, Minister unter Louis-Philippe. 1865.
24. Vicomte Tanneguy Duchátel. 1866.
25. Selbstportrait für die Gal. degli Uffizj in Florenz. 1867.
26.–28. Msgr. Darboy, Erzbischof v. Paris, Opfer der Commune; Csse. Duchâtel; Admiral Jauris. 1868.
29.–31. Victor Cousin; Baron Haussmann, Seine-Präfect; Edm. About. 1869.
32. Prof. Bouilland, Mediciner. 1872.
33. Präsident Bonjeau, Opfer der Commune. Erst 1873 gemalt.
34. Jean Naudet, Secr. der Akad 1875.
35. Daubrie, Geolog. 1876.
36. Selbstportrait. 1878. E: Frau Leo Lehmann, Hamburg. Hamb. KA. von L. Bock & Sohn, Frühj. 88.
37. Denormandie, Gouverneur der Banque de France. 1879.
38. Ingres. Erst 1880 gemalt.
39. Portr. eines Mannes (Skizze). h. 0,47, br. 0,385.
40. Brustb. einer j. Frau. Bez. Monogr. Henri Lehmann, h. 0,56, br. 0,465.
41. Bildniss einer alten Dame. Bez: Paris. Monogr. Holz. h. 0,485, br. 0,32.
39–41 E: Kunsthalle Hamburg, Verm. H. Lehmann.

II. Wandgemälde.

[Bearbeiten]
1. Fresken in der Kapelle des heil. Geistes zu St. Merry: Die Verkündigung; Taufe Christi; Ausgiessung des h. Geistes; Beichte.
2. Wandgemälde in der Kirche der jungen Blinden.
3. Wandgemälde im gr. Festsaale des Hôtel de Ville: Darstellung der Culturentwickelung der Menschheit in 56 Gewölbezwickeln. Ausgeführt 1852 binnen 10 Monaten. Untergegangen 1871 in den Stürmen der Commune.
4. Deckengemälde im Schwurgerichtssaale des neuen Justizpalastes zu Paris. Mittelbild „Die Gerechtigkeit beschützt die Unschuld u. weist das Verbrechen zurück“. Untergegangen 1871 in den Stürmen der Commune.
5. Beteiligung bei Ausmalung des Thronsaales, spätern Sitzungssaales des Senates im Palais Luxembourg. In beiden Schildbögen der Seitenwände „eine halb allegorische, halb reale Schilderung der ganzen franz. Geschichte u. Gesittung“. (Die mittlere Kuppel enthält eine Apotheose des ersten Napoleon von Alaux, die übrige Decke allegor. Darstellungen des Krieges u. des Friedens von Brune, während die Wände von verschiedenen Künstlern mit Darstellungen des zweiten Kaiserreiches geschmückt sind.)

III. Zeichnungen.

[Bearbeiten]
1. Im Traum. Kreidez. 1848. h. 0,63, br. 0,79. E; Frau Leo Lehmann Wwe. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
2. Portraits.
1) Literaten:
Ferd. Baron Eckstein;
Lamennais;
Delphine Gay (Gemahlin E. de Girardin’s);
Henri Beyle (F. de Stendal);
Ed. Thierry;
Amaury Duval;
Emile de Girardin;
Francis Ponsard;
G. Herwegh;
Lamartine;
Alex. v. Humboldt;
Emile Augier;
Emerson;
Therese v. Bacharach;
Fanny Lewald;
Vicomte Henri Delaborde;
Feuillet de Conches.
2) Künstler:
Caroline Unger, Sängerin;
Hittorff; Pixis;
Ferd. Hiller;
Ernest Hebert;
German Bohn;
Schnetz;
Thorvaldsen;
Karl Müller;
Ed. Magnus;
Eug. Flandrin;
Mocheles;
K. Begas;
W. v. Schadow;
Meyerbeer;
David d’Angers;
Graf Nieuwerkerke;
Fr. Chopin;
Ary Scheffer;
Thalberg.
3) Staatsmänner etc.:
Fürst A. Ruspoli;
Pascal Duprat;
Lady E. Russell;
General Paniutine;
Ludovie Vitet.
Die Zahl der Portr.-Zeichnungen Henri Lehmann’s umfasst gegen 500 Bll.

Die Gemälde u. Zeichnungen des Künstlers sind (mit Ausnahme des ersten „Tobias“) entweder „Henri Lehmann“ oder „Hi Lehmann“ oder m. d. Monogr. HL bezeichnet.

Eine Ausstellung von Werken Henri Lehmann’s sollte im Januar 1883 in Paris stattfinden. (Meist nach handschriftl. Mitteilungen des Künstlers).