Boetticher:Lesker, Ludwig

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Le Sénéchal de Kerdréoret, Gustave Edouard Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Lesker, Ludwig
Leslie, George Dunlop
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[843] Lesker, Ludwig, Decorations- und Historienmaler, geb. zu Schwerin am 28. Nov. 1840, gest. zu München am 8. Dec. 1890, bildete sich beim Schweriner Schlossbau, wo er Pape’s Schüler war, zum Decorationsmaler u. arbeitete als solcher im Schlosse zu Dresden u. im Dom zu Mainz. Er durchwanderte darauf die Schweiz, arbeitete in Stuttgart, Wien u. Graz u. dann wieder in Stuttgart, wo er sich 1866 niederliess. Nachdem er 1870 den aus Florenz zurückgekehrten Architecten Gnauth kennen gelernt, übertrug dieser ihm einen Teil der Decorationen in der von ihm erbauten Villa Siegle. 1873 besuchte Lesker mit Gnauth Italien u. als letzterem 1876 die Leitung der Kunstschule zu Nürnberg übertragen wurde, liess L. sich in München nieder, von wo aus er eine ausgedehnte Tätigkeit entfaltete.

1. Malereien in der von Gnauth in Stuttgart in ital. Renaissancestil erbauten Villa Siegle bei Stuttgart.
2. Deckengemälde für Commerz.-R. Falck in Dutzendteich bei Nürnberg, 1876. Abb. einer zwischen der Architectur u. dem Kunstgewerbe sitzenden „Pallas“ in „Kunst f. Alle“ VI.
3. Restauration u. Decoration des Ahnensaales im Schlosse zu Sigmaringen. Das von Lesker erfundene u. in Oelfarben ausgeführte Deckengemälde, welches aus einem länglichen Mittelbilde u. 4 kleinen Ovalbildern nebst 4 grau in grau gemalten Zwickelbildern besteht, stellt im Hauptbilde die „Geschichte“ dar, welcher die Zeit (Chronos) mit Hilfe eines geflügelten Genius den Schleier wegzieht etc., in den vier Ovalbildern die Regententugenden der „Weisheit“, „Gerechtigkeit“, „Stärke“ u. „Beharrlichkeit“. Die dem Künstler 1878 übertragenen Bilder waren im Januar 1880 bereits an Ort u. Stelle eingefügt. (Vgl. Lützows „Kunstchronik“ XV. Jahrg., S. 44).
4. Zwei Wandgemälde für den Saal des Museumsgebäudes zu Heilbronn: „Die Erziehung des Bacchus“ u. „Bacchus u. Ariadne“. Während der Sigmaringer Arbeiten entstanden.
5. Zwei Zimmerdecorationen in deutscher Renaissance. Ausgeführt für Wirth in Stuttgart.
6. Arbeiten für das von Gnauth umgebaute Palais v. Cramer-Klett zu München.
a) Deckenbilder im Treppenhause mit Darstellung von Kunst u. Poesie nebst spielenden Putten. Abb. „Kunst f. Alle“ VI.
b) Bilder in der Bibliothek: Homer von Pallas inspirirt; Dante u. Beatrice; Eros als Vertreter der heroischen, religiösen u. erotischen Poesie.
7. Im Zopfstil componirte Gobelin-Imitationen für den Speisesaal eines Kaufmanns in Bremen.
8. Plafondbilder für Commerz.-R. Bembé in Mainz.
9. Lünettenbilder für den Speisesaal des vom Münch. Architecten Schmidt für den Reichsrat v. Poschinger erbauten Schlosses Frauenau in Oberfranken. Abb. eines der Bilder in Pecht’s „Gesell. der Münch. Kunst im 19. Jahrh.“, eines andern in „Kunst f. Alle“ VI.
10. Reihe im Zopfstil Lebrun’s ausgeführter Scenen aus der römischen Geschichte im Treppenhause des Schlosses zu Herrenchiemsee. Abb. der Allegorien des „Herbstes“, des „Handels“ u. der Figur der „Wahrheit“ in „Kunst f. Alle“ VI.
11. „Pallas Athene beschützt die Kunst“. E: Villa Brandl zu Reichenhall. Abb. „Kunst f. Alle“ VI.
12. Bildliche Ausschmückung zweier Dampfer des norddeutschen Lloyd.
13. Ausmalung der Villa Andreä in Frankfurt a. M.
14. Portr. einer j. Dame (seiner Tochter). – Münch. JA. 90.
15. Soliman der Grausame (Studie aus früheren Jahren), h. 1,50, br. 0,88. E: W. Preetorius jr. – Mainzer A. a. Privatbes. 87.

Vgl. Pecht „Gesch. der Münch. Kunst“ S. 376 ff. u. „Ludwig Lesker“ Nekrolog von Fr. Pecht in „Kunst f. Alle“ VI. Jahrg. 1891.