Boetticher:Oesterley, Carl Wilhelm Friedrich

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Oeser, August Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1898) von Friedrich von Boetticher
Oesterley, Carl Wilhelm Friedrich
Oesterley jun., Carl August Heinrich Ferdinand
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[190] Oesterley, Carl Wilhelm Friedrich, Historienmaler, Radirer u. Kunsthistoriker, geb. zu Göttingen am 22. Juni 1805, gest. am 28. März 1891, studirte seit 1822 auf der Universität seiner Vaterstadt Philosophie und Kunstgeschichte, promovirte 1824 zum Dr. phil. u. ging nun erst auf die Kunstakademie zu Cassel u. nach Dresden. In Dresden trat er in die Malerschule Matthäi’s, die der Meister in seinem eigenen Hause eingerichtet hatte; hier wohnte er auch gleichzeitig mit seinem Mitschüler, dem Historienmaler Karl Baehr aus Biga, dem er sich freundschaftlich anschloss. Mit einer Unterstützung des Grafen Münster in Hannover reiste O. 1827 nach Italien, wo er die Werke der älteren Italiener studirte u. in Rom mit dem hannov. Gesandten u. Kunstfreunde August Kestner u. den Malern Reinhart u. Führich bekannt wurde. Nach seiner Rückkehr liess er sich 1829 als Privatdocent in Göttingen nieder. Er las zunächst über die Geschichte der christlichen Kunst, auch wurde ihm die Aufsicht über die dortigen Kunstsammlungen übertragen. 1831 erhielt er die Beförderung zum ausserordentlichen, 1844 zum ordentlichen Professor. Obgleich seine Ernennung zum Hofmaler seine Uebersiedelung nach Hannover veranlasste, behielt er doch die Göttinger Professur (er las jährlich nur im Juni u. Juli) bis zu seiner Pensionirung 1861 bei. Seine Lehrtätigkeit hatte sein künstlerisches Schaffen keineswegs beeinträchtigt, wie er denn 1835 bei Schadow in Düsseldorf seine Oelfarbentechnik fortzubilden, 1838 in München die Frescotechnik zu erlernen suchte. Weitere Studienreisen führten ihn 1842 nach Paris u. 1844 nochmals nach Düsseldorf. Zu seinen literarischen Arbeiten gehören seine für die „Göttinger gelehrten Anzeigen“ 1831 geschriebenen Kunstkritiken, unter denen die über Riepenhausen’s Werk „Die Lesche zu Delphi“. Bis in sein 80. Lebensjahr fand der Künstler in rastlosem Schaffen seine Freude.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Götz v. Berlichingen, dem seine Gattin im Kerker zu Heilbronn die Wunden verbindet. (Goethe’s „Götz“, V. Act.). Halblebensgrosse Figuren, 1826 bei Matthäi in Dresden gemalt.
2. Abschied des jungen Tobias. 1829 in Rom gemalt.
3. Wittekind, verwundet, wird vom heil. Ludgerus zum Christentum bekehrt. Für die 1. hannov. KA. 1833 gemalt Angek. vom Herzoge v. Cambridge, dem Gründer des KV.

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4. Christus, dem nach dem Fischzug die ersten Jünger folgen. Gemalt Göttingen 1834. Angek. vom KV. Hannover 1834.
5. Moses während der Schlacht wider die Amalekiter im Gebete von Hur u. Aaron unterstützt – 2. Hannoversche KA. 1834, durch den KV. an Laffert, Klausthal.
6. Die Tochter Jephtha’s. 1835 in Düsseldorf unter Schadow’s Leitung gemalt u. im Herbst vollendet. Angekauft für das Schloss des Königs v. Hannover, jetzt in der Cumberland-Galerie. Gest. von H. Loedel f. d. Hannov. KV. 1836/37. fol., später gest. von Ch. Schüler in Strassbarg für d. bad. KV. gr. roy. fol.
7. Ruth, Noemi u. Arpa. 1836 in Göttingen gemalt. Angek. vom Braunschweiger KV.
8. Christus den Jüngern das Kind als Vorbild darstellend. 1837 in Göttingen gemalt nach einer Skizze, die im Wettbewerb unter neun eingelieferten den Sieg davontrug. Das ausgeführte Gemälde gelangte durch den KV. 1837 an Pastor Merkel in Lüneburg.
9. „Leonore“, nach Bürgers Ballade. („Sie frug den Zug wol auf und ab.“) 1839 in Göttingen gemalt. Kleines Bild. Lith. von L. Noël.
10. Portr. des Archäologen Karl Ottfried Müller in Göttingen.
11. Portr. des Prof. u. Abtes Lücke in Göttingen.
12. Portr. des Juristen Hugo in Göttingen.
13. Christus die Kinder segnend. Für den KV. in Hamburg u. für das Waisenhaus in Göttingen. – Hannov. KV. 41.
14. Petri Fischzug. War in der Petrikirche in Hamburg. Mit der Kirche 1842 verbrannt.
15. Ahasverus, der ewige Jude, verstösst den Heiland von seiner Tür, als er hier von der Last des Kreuzes ausruhen wollte. h. 63″, br. 77″. Durch den KV. für Rheinl. u. W. 1846 an den König der Belgier. – Berl. ak. KA.44. Eine kl. Wiederholung war auf der Lübecker KA (Catharinenkirche), Sommer 47; die Skizze zum Gem. im Schlosse zu Brüssel auf der Hannov. KA. 82.
16. Beatrice erscheint dem Dante vor dem Eingange des irdischen Paradieses. Für den Geh.-R. Schlosser in Heidelberg. (1845).
17. Moses vor seinem Tode vom Berge Nebo das gelobte Land erblickend. (1846). E: Prof. Bertheau, Göttingen.
18. Leonore mit der Mutter, nach Bürger’s Ballade. Kniest. mit zwei lebensgr. Figuren. (1846). E: Cumberland-Gal. Hannover, seit Anfang 1887. Mezzotintostich von Jouanin in Paris, Hannov. KV.-Bl. f. 1849/50. – Münch. allg. d. KA 54; Kölner allg. d. u. histor. KA. 61.
19. S. Christophorus mit dem Jesuskinde. (1849). Im Auftrage der Gräfin Bernstorff-Gartow.
20. Samuel wird von seinen Eltern dem Eli zum Tempeldienst übergeben. – Hannov. KA. 50, angek. vom Könige v. Hannover.
21. „Kommet zu mir Alle, die ihr mühselig u. beladen seid.“ Altargemälde mit 20 lebensgr. Figuren. Für die Kirche zu Rossdorf bei Göttingen (1851). – Skizze u. Carton auf der Wiener 3. allg. d. KA. 68.
22. Christus, Einzelfigur, Altarbild in der Hauptkirche zu Lüneburg. (1851).
23. Die heilige Nacht. E: Cumberland-Galerie, Hannover.
24. Dornröschen, das der Prinz nach hundertjährigem Zauberschlaf den Eltern in die Arme führt. – Kölner allg. d. u. histor. KA. 61; Hamb. KA. 62; Hannov. 50. KA. 82.
25. Der in der Schlacht bei Nancy 1475 verwundete Maler Hans Memling wird im Johannesspitale zu Brügge von Ursulinerinnen gepflegt. Bez. m. Monogr. CÖ 1866. E: Museum Hannover, Geschenk des KV. 1866. – Hannov. KA. 66.
26. Die Anbetung der heil. drei Könige. – Hannov. KA. 67.
27. Die Auferstehung Christi. E: Kirche in Holstein. (1867). Die Skizze v. J. 1864 befand sich auf der Wiener 3. allg. d. KA. 68 u. auf der Hannov. KA. 82.
28. Die Auferstehung, dasselbe Bild: E: Kirche zu Gross-Lobke bei Hildesheim.
29. Das heil. Abendmahl. E: Kirche zu Walsrode bei Lüneburg.
30. „Kommet zu mir Alle“. E: Kirche zu Barsinghausen, Hannover.
31. Derselbe Gegenstand. E: Kirche zu Gross-Goltern, Hannover.
32. Ein figurenreiches Bild für die Kirche zu Iburg bei Osnabrück, Geschenk König Georg’s V.
33. Auferstehung. E: Kirche zu Döhren, Hannover, Geschenk des Rgutsbes. Fiedler.
34. Johannes u. Maria unter dem Kreuz des Heilandes. E: Kirche zu Mariensee, Hannover.
35. Madonna. Für eine russische Kirche.
36. Ruhende Zigeuner. – Hannov. KA. 68.
37. Die beiden Bräute. E: Cumberland-Gal. Hannover.
38. Portr. des Historikers Fr. Christoph Schlosser in Heidelberg. Lith. von H. Eichens. fol.
39. Portr. des Mineralogen Prof. Hausmann in Göttingen.
40. Portr. des Historikers G. G. Gervinus in Heidelberg. Lith. von H. Eichens. fol.
41. König Ernst August v. Hannover. E: Portrait-Gal. in Herrenhausen. Ferner Portraits desselben im Rittersaal des Schlosses u. in der Aula der Universität Göttingen in Lebensgrösse. Gest. v. Oldermann. roy. fol.
42. Portr. der Kronprinzessin Maria mit dem 1½ jähr. Erbprinzen Ernst August auf dem Schos.
43. König Georg V. in der Garde du Corps-Uniform.
44. Georg V. im Hosenbandornat, als Geschenk für die Königin v. England.
45. Georg V. als Grossmeister der Freimaurer-Logen. Lith. von Jul. Giere, fol.
46. Georg V., halbe Figur. Gest. von M. Schwindt. gr. fol.
47. Georg V., ganze Figur. Gest von F. Oldermann. roy. fol.
48. Die gräflich Bernstorff’sche Familie auf Gartow, zwölf lebensgr. Figuren.
49. Erblandmarschall Graf zu Münster, ganze Figur in Lebensgrösse.
50. Prinz Bernhard zu Solms-Braunsfeld, Brustbild.

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51. Portr. des Generals Hugh Halkett.
52. Portr. des Generals v. Hartmann.
53. Portr. des Oberjägermeisters Grafen Hardenberg.
54. Portr. der Gräfin Brockdorf u. der zwei Comtessen Brockdorf.
55. Portr. des Oberschulrats Kohlrausch, Kniest.
56. Fünf Kinder des Obergerichtsrats Nieper, lebensgross.
57. Die Sängerin Agnes Schebest als „Norma“.
58. Der heil. Chnstophorus. 1866 gemalt. Letztes Bild.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Die Himmelfahrt Christi, Altarbild. Fresco in der Schlosskapelle zu Hannover. Höhe 30’. Die Skizze aus dem J. 1838 befand sich auf der Hannover’schen KA. 39; Dürer-V. Nürnberg, Sept. 1841; Kölner allg. d. u. histor. KA. 61; Hannov. KA. 82.
2. Christus am Kreuz. Altarbild. In stereochromer Malerei ausgeführt u. 1852 vollendet. E: Abteikirche zu Loccum in Hannover.

III. Zeichnungen.[Bearbeiten]

1. Christus bei Martha u. Maria. Sepiaz. Bez. 1829. h. 13¾″, br. 16¾″. Aus d. Samml. C. G. Schultz in Celle, versteigert in Leipzig 1867.
2. Schiller’s „Wilhelm Teil“. Erfunden u. auf Stein gezeichnet von C. Oesterley. 12 Bll. Umrisse und 1 Titelblatt. Göttingen 1831. Berlin 1832. gr. qu. fol.
3. Denkmäler der alten Kunst, nach der Auswahl u. Anordnung von C. O. Müller gez. u. rad. von C. Oesterley. Göttingen 1833–39. qu. fol. (2 Bde. in 7 Heften mit je 15 Kupferstichen).
4. Heinrich der Löwe, den Friedrich Barbarossa fussfällig zur Teilnahme am Zuge nach Italien beschwört. Sepiazeichnung. – Hannover. KA. 35.
5. Cartons für Glasgemälde in der Schlosskirche zu Hannover. (1839).
6. König Ernst August auf dem Sterbebette. 1851.

Das von A. Andresen (Die deutschen Maler-Radirer des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1866–74) beschriebene „Werk des Carl Oesterley“ umfasst 18 Radirungen, darunter zwei zu Campe’s „Robinson“ u. zwölf zu Andersen’s „Bilderbuch ohne Bilder“, sowie die hier genannten 13 lithogr. Umrisse zu Schiller’s „Wilhelm Teil“.