Boetticher:Pauwels, Wilhelm Ferdinand

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Pausinger, Franz von Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1898) von Friedrich von Boetticher
Pauwels, Wilhelm Ferdinand
Payer, Julius Ritter von
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[228] Pauwels, Wilhelm Ferdinand, Historienmaler, geb. im Flecken Eekeren bei Antwerpen am 13. April 1830, besuchte von 1842–50 die dortige Akademie unter Dujardin u. Wappers, welchem letztern er sich besonders anschloss, erhielt 1852 den gr. Preis für Rom, studirte darauf vier Jahre, 1852–56, in Italien, wo er meist biblische Stoffe behandelte, u. liess sich, nach einem kurzen Aufenthalt in Dresden, in Antwerpen nieder. In der Heimat wandte er [229] sich nun dem Studium u. der Darstellung der vaterländischen Geschichte zu. Es begann eine Reihe von Werken, die durch den Gegenstand wie durch das Colorit wachsende Teilnahme nicht nur in Belgien, sondern auch im Anslande erregten und 1862 die Berufung Pauwels’ an die Kunstschule zu Weimar veranlassten. Während seiner zehnjährigen Lehrtätigkeit daselbst entstanden mehrere seiner bedeutendsten historischen Gemälde. 1872 kehrte er wieder in die Heimat zurück, wo er in den Tuchhallen zu Ypern den von Ch. Groux († 1870) begonnenen Cyclus von zwölf Wandgemälden aus der Geschichte der Stadt vollenden sollte. Mit dieser Arbeit beschäftigt, erhielt er den Ruf nach Dresden, dem er 1876 als Professor der Akademie u. Mitglied des akad. Rates folgte. Die unterbrochene Vollendung der Arbeiten in Ypern fand im Jahre 1881 ihren glücklichen Abschluss. Prof. Pauwels ist seit 1869 ord. Mitgl. der Berliner Akademie u. besitzt seit 1864 die Berliner kl. gold. Med. f. Kunst, seit 1868 die grosse.

1. Letzte Zusammenkunft Balduin’s I. von Constantinopel (Grafen v. Flandern u. Stifters des lateinischen Kaisertums, gest. 1206) mit seiner Tochter Johanna. – Brüsseler KA. 1851.
2. Trappistengottesdienst in der Abtei Westmalle. 1852 gemalt E: Devries Pechers, Antwerpen.
3. Coriolan, von den Tränen seiner Mutter Veturia bewegt. 1852 vollendet. Brachte dem Künstler den gr. röm. Preis.
4. Rizpa bei den Leichen ihrer Söhne. (Zweites Buch Samuelis XX, 10). – Brüsseler allg. KA. 57.
5. Deborah als Richterin. „Sie wohnte aber unter der Deborah-Palme zwischen Rama u. Bethel . . . Und es gingen die Söhne Israel’s hinauf zu ihr zum Gericht“. (Buch der Richter IV, 5.) In Rom vollendet. E: GaL des Königs der Belgier in Brüssel. – Brüsseler allg. KA. 57; Par. WA. 67.
6. Das Wunder der heil. Eugenia. – Genter KA. 59.
7. Die Berufung der heil. Clara. Die in’s Kloster getretene verweigert die Rückkehr in’s Elternhaus. E: Charles de Loose. – Genter KA. 69; Par. WA. 67. Ein Bild befand sich in der Galerie zu Gotha; im Kat. 1890 aber nicht mehr erwähnt.
8. Die Wittwe des der verblendeten Volkswut zum Opfer gefallenen Jacob von Artevelde bringt, in Begleitung ihrer Söhne, ihre Kleinodien dem Staatsschatz zur Verteidigung der Freiheit der Stadt Gent. – Brüsseler gr. KA. 60, angek. vom Belgischen Staat; Par. WA. 67.
9. Auszug der Verbannten des Herzogs Alba aus Antwerpen. E: Baron Brienen in Holland. Abb. „Illustr. Z.“ 1862 u. „Meisterwerke“ VII. – Antwerp. KA. 61.
10. Wiederherstellung der Ehre Levyn Pyn’s, Bürgermeisters von Gent, in der Kirche S. Nicolas zu Gent 1541. Vollendet 1862. – Lepke’s Berl. KA. 72.
11. Rückkehr der Verbannten des Herzogs v. Alba nach Antwerpen 1573. 1863–64 vollendet. E: O. Mühlberg, Berlin. Abb. „Meisterw.“ VII. – Karfunkel’s Berl. KA. z. B. der Armee 66; Par. WA. 67 (E: Notar Copenne, Lüttich); Münch. int. KA. 69.
12. Ludwig XIV. empfängt Gesandte der Republik Venedig. E: Maximilianeum München, 1864 vollendet. – Münch. int. KA. 69.
13. Königin Philippine v. Hennegau, Gemahlin Eduard’s III. v. England, den Armen in den Strassen von Gent Hilfe spendend, 1339. Abb. in Lützow’s „Zeitschr. f. b. Kunst“ 67 und „Kunsthistor. Bilderbogen“ Nr. 262. – Berl. ak. KA. 66.
14. Verherrlichung der amerikanischen Union. h. 13′, br. 21′. In Gemeinschaft mit Paul Thumann u. unter Beihilfe des Malers Karl Gussow, Schülers von Thumann, ausgeführt nach Angabe des Bestellers, des Kunsthändlers D’Huyvetter aus Antwerpen. Ausgestellt in der Kunstschule zu Weimar 67.
15. Die Deputation Genter Bürger, welche 1388 wegen Unterwerfung Gent’s mit Philipp dem Kühnen v. Burgund unterhandeln soll, weigert sich, vor dem Fürsten niederzuknien. E: Samml. T’Kint-de Naeyer. – Par. WA. 67.
16. Verfolgung der Protestanten in den Niederlanden. Der antwerpener Kaufmann Hans Pleishorn aus Nürnberg u. seine Familie werden bei ihrer protest. Andacht auf dem Bodenraum des Kaufhauses von Gerichtspersonen u. Landsknechten überrascht. Bez: Ferdinand Pauwels 1868. h. 1,255, br. 1,96. E: Stadt-Museum Königsberg seit 1869. – Berl. ak. KA. 68.
17. Badende. – Wiener JA. 72.
18. Sieben von der Tiedge-Stiftung in Dresden für die Wartburg bestellte Bilder aus dem Leben Luther’s:
1) Luther als Chorsänger in Eisenach bei der Wittwe Cotta.
2) Luther als Schüler bei seinem vom Blitz erschlagenen Freunde.
3) Luther’s Aufnahme in’s Kloster.
4) Luther in der Bibel lesend.
5) Luther auf der Pilgerreise nach Rom.
6) Luther schlägt die 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.
Vom Künstler 1872 vollendet u. abgeliefert. Von den übrigen Bildern wurden 5 von Thumann, 3 von Linnig u. 3 von Struys gemalt.
19. Vermahnung. Ein Cardinal erteilt einem Augustinermönch in Gegenwart anderer Klosterbrüder einen Verweis. Bez: F. Pauwels. Dresden. Mahagoniholz, h. 0,66, br. 0,91. E: Städt Museum Leipzig, angek. vom KV. 78. – Dresd. ak. KA. 77; Ddfer. allg. d. KA. 80; Wiener int. KA. 82.
20. Besuch des Grafen Philipp vom Elsass u. seiner Gemahlin im Marienhospital zu Ypern, dem von der Bürgerschaft gegründeten ersten Hospital auf dem nördl. Continent, 1187. Das fürstl. Paar steht teilnehmend vor dem Bette eines Kranken, neben ihnen die Oberin. Bez: Ferdinand Pauwels. Mahagoniholz, h. 1,17, br. 1,40. E: Gal. Dresden, angek. auf der akad. KA. 77. In Kupfer gest. von Theodor Langer in Dresden. (Neues Galeriewerk), gr. qu. fol.; Abb. „Meisterwerke“ VI. Eine veränderte grosse Ausführung, h. 4,00, br. 4,20, befindet sich unter den zwölf in Wachsfarben gemalten Wandbildern in den Tuchhallen zu Ypern.

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21. Oelskizzen zu einem Cyclus von 12 Darstellungen aus der Blütezeit (1187–1383) der alten westflandrischen Fabrikstadt Ypern. Für den grossen, 50 Meter langen u. 30 Meter breiten Saal des gotischen Rathauses bestimmt. Einige der Skizzen waren 1881 im Dresdener Atelier des Künstlers ausgestellt.
22. Weibliches Brustbild in rotem Seidenkleide mit gepufften Aermeln u. gr. breitrandigem Federhut. Nach rechts gewendet. Bez: F. Pauwels 82. E: Commerz.-R. Pilz, Dresden. – Dresd. A. a. Privatbesitz 84.
23. Die Regentin Johanna v. Flandern, am Charfreitage 1214 Ypern besuchend, giebt, im Angedenken an das Leiden u. Sterben Christi, Gefangenen die Freiheit. Ein früher begonnenes, 1886 vollendetes Bild. Bez: F. Pauwels. – Berl. Jub.-A. 86. In grosser Ausführung unter den Wandgemälden in den Tuchhallen zu Ypern.
24. Vor dem Porticus. Zwei j. Römerinnen, deren eine einer Hausschlange eine Schale Milch reicht, während die andere zuschaut. Im Hintergr. Meer u. Gebirge. Bez: F. Pauwels 1886. E: Commerz.-R. Pilz, Dresden. – Berl. Jub.-A. 86 (fehlt im Kat.); Sächs. KV., Ende 86.
25. Der Verhaftsbefehl. E: Banquier Louis Perl, Berlin. – Berl. A. a. Privatbesitz 1888.
26. Gefährlicher Weg. Ein kleines Kind, mit seiner Puppe im Arm zwischen den Schienen einer Eisenbahn stehend, wird rechtzeitig von der Mutter aufgefunden. Bez: F. Pauwels.
27. Nachdenkend. Ein Prälat von einer Terrasse in die Landschaft hinabschauend. Bez: F. Pauwels.
26 u. 27 Dresd. ak. KA. 88.
28. „So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia XXIX, 13 u. 14. Ein auf dem Schlachtfelde sterbender Soldat, dem Christus erscheint. Im Besitz des Künstlers. – Dresd. ak. KA. 89; Berl. A. von Werken der Mitglieder der Akad. d. K., Weihnachten 93; Berl. ak. KA. 94. Abb. im Kat.
29. Flucht der Landgräfin Margarete, Mutter des Landgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange, von der Wartburg, 1270. Bez: Ferd. Pauwels. – Dresd. ak. KA. 94; Wiener JA. 95.

Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Der von Charles Groux aus Commines († 1870) begonnene, von Ferd. Pauwels 1881 vollendete Cyclus von Wandmalereien aus der Geschichte der Stadt Ypern, ausgeführt im gr. Saal der Tuchhallen daselbst auf einem etwa 300 Quadratmeter umfassenden Flächenraum mit überlebensgrossen Vordergrundsfiguren.
2. Sechs Wandgemälde für die am 4. Oct. 1885 eingeweihte Aula der Fürstenschule S. Afra zu Meissen, in Wachsfarben auf Lwd. ausgeführt:
1) Karl der Gr. besucht eine Klosterschule.
2) Pflege der classischen Wissenschaften am Hof der Mediceer.
3) Luther u. Melanchthon bei der Bibelübersetzung.
4) Herzog Moritz unterzeichnet die Stiftungsurkunde der Fürstenschulen zu Meissen, Merseburg u. Pforta.
5) Rector Fabricius zeigt dem Kurfürsten August die neue Schule u. die im Festschmuck prangende Stadt Meissen.
6) Das von den Personificationen der Starke u. Gerechtigkeit umgebende Bildniss König Albert’s von Sachsen.
Die anderen Wandgemälde der Aula sind von Prof. Theodor Grosse († 1891). – Sonder-Ausstellung auf der Dresd. Terrasse, Dec. 1884. Eine Ausgabe der Compositionen im Lichtdruck (12 Bll.) erschien mit Text von Paul Schumann in Dresden.
3. Malerische Ausschmückung der neuen Brautcapelle in der Stadtkirche zu Pirna. Die Farbenskizzen sollten vor Ende 1893 vorliegen u. die drei auf Leinwand zu malenden grossen Wandgemälde binnen vier Jahren vollendet sein. Die nach dem Gutachten des Prof. Lepsius († 1894) beschlossenen decorativ-plastischen Umrahmungen bestreitet der Kunstfonds. Eine öffentl. Ausstellung zweier gr. Wandgemälde („Jesus bei Martha u. Maria“ u. „die Hochzeit zu Cana“) u. eines Türbogenfeldes („Ein Ehepaar unter dem Kreuze Christi“) fand im Dresd. Atelier des Künstlers auf der Brühl’schen Terrasse vom 29. März bis zum 8. April 1898 statt.[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung siehe Berichtigungen: S. 230 b, Z. 17 v. o., beizufügen: Eine öffentl. Ausstellung zweier gr. Wandgemälde („Jesus bei Martha u. Maria“ u. „die Hochzeit zu Cana“) u. eines Türbogenfeldes („Ein Ehepaar unter dem Kreuze Christi“) fand im Dresd. Atelier des Künstlers auf der Brühl’schen Terrasse vom 29. März bis zum 8. April 1898 statt.