Boetticher:Scheurenberg, Joseph

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Scheuren, Caspar Joh. Nepom. Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Scheurenberg, Joseph
Scheve, Sophie von
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[548] Scheurenberg, Joseph, Genre- u. Historienmaler, geb. zu Düsseldorf am 7. Sept. 1846, bildete sich 1863–1867 auf der dortigen Akademie in der Portraitmalerei unter Carl Sohn, darauf in der Genremalerei unter Wilhelm Sohn, war 1868 in Paris u. begann im folgenden Jahre seine selbstständige Tätigkeit. Durch Wahl u. Behandlung seiner anfangs dem 16. bis 18. Jahrhundert, später auch der Gegenwart entnommenen Stoffe errang er die Anerkennung der Kunstfreunde u. im Frühjahre 1879 die Berufung an die Kunstschule zu Kassel, an der er als Lehrer der Malclasse u. Professor bis zum Herbst 1881 wirkte. Nach Berlin übersiedelnd, wandte er sich zunächst der Portraitmalerei zu, neben welcher aber noch manches Genrebild entstand. 1887 erhielt S. die kl. gold. Med. für Kunst, 1889 wurde er ord. Mitglied der Akademie, u. nach Max Michael’s Tode (24. März 1891) trat er in den Lehrkörper der Berl. Hochschule für die bild. Künste. Als Prof. Hugo Vogel Anfang 1893 die erbetene Entlassung aus seinem dortigen Lehramte erhalten, übernahm S. vorläufig die Leitung der Malclasse u. die Beaufsichtung der bisherigen Atelierschüler Vogel’s. 1898 wurde S. als Nachfolger des auf seinen Wunsch ausscheidenden Prof. Adolf Menzel zum Mitgliede des Senats der Akad. d. K. für den Zeitraum vom 1. Oct 1898 bis Ende Sept. 1901 erwählt.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Portrait seines Vaters. (1867).
2. Ein Lied aus alter Zeit Der Gesang der Enkelin weckt in der Grossmutter die Erinnerung an deren Jugendzeit. – Ddfer KA. Bismeyer & Kraus, Sommer 68.
3. Der Abschied eines j. Edelmannes von seiner Braut, welcher die Mutter Trost zuspricht. Angek. vom KV. f. Rheinl. u. W. 70.
4. Der fahrende Sänger. Ein alter Sänger zum Lautenspiel seines Knaben einer Tischgesellschaft Lieder vortragend. – Ddfer KA., Bismeyer & Kraus, Anfang 73.
5. Amüsante Lectüre. Zwei j. Damen in Rococo, eine mit Handarbeit beschäftigt, die andere vorlesend. – Berl. ak. KA. 74, angek. vom Kaiser; Schulte’s Ddf. KA. 74 u. in kleiner Wiederholung 75; Par. WA. 78; Berl. Jub.-A. 86. Gestochen von Ernst Forberg f. d. Kölner KV. 1878.
6. Am Sonntag. Ein jugendliches Paar wandert durch den Wald. Abb. „Illustr. Z.“ 1876. – Berl. ak. KA. 76.
7. Ottilie (aus Goethe’s „Wahlverwandtschaften). h. 0,68, br. 0,47. – Berl. ak. KA. 76; Lepke’s Berl. K-Auct., 11. Mai 86.
8. Besuch bei der Freundin. E: M. Knoedler, New-York. – Berl ak. KA. 78.
9. In Waldes Schatten. – Berl. ak. KA. 78.
10. Ländliches Fest (Costüm des 18. Jahrh.). Bez. 1878. h. 0,73, br. 0,93. – Bremer KA. 80; Lepke’s Berl. K-Auct., 8. Dec. 96.
11. Venetianerin. E: Barmen, Gem.-Samml. des KV., angek. 1878.
12. Der Tag des Herrn. Eine Frau u. zwei Mädchen, deren eines im weissen Kleide der Confirmandin, auf dem Kirchgang. (Motiv von Ratingen bei Ddf.). h. 0,95, br. 1,44. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. 1879. Abb. „Daheim“ 1881; „Kunst f. Alle“ I. (1886). – Ddfer Frühj.-A. 79; Berl. ak. KA. 79; Münch. int. KA. 83; Wiener Jub.-A. 88.
13. Portr. der Gattin des Künstlers. – Münch. int. KA. 79. Das Portr. einer Dame mit einem Kinde, ganze stehende Figuren, war auf der Berl. ak. KA. 80, Abb. im Kat.
14. Badende Nymphe. – Münch. int. KA. 79.
15. Improvisator, zur Laute vortragend. Abb. „Kunst f. Alle“, März 97. – Münch. int. KA. 79; Berl ak. KA. 80.
16. Portr. des Oberpräsidenten von Hessen-Nassau v. Ende. Sitzende Figur nach rechts, Kniest. – Berl. ak. KA. 80, Abb. im Kat.
17. 18. Kunst; Gewerbe. 1879 gem. E: Reg.-Rat Koch. – Hannov. KA. 82.
19. Werbung. Junges Paar in einer Laube. Abb. „Daheim“, Febr. 1896. – Berl. ak. KA. 83; Münch. int. KA. 83; Berl. int. KA. 91, Abb. im Kat.
20. Portrait eines Amateurs. – Berl. ak. KA. 83.
21. Zwiegespräch. Ein Bauernbursch u. ein Mädchen durch den Wald wandernd. – Berl ak. KA. 84, Abb. im Kat.
22. Selbstbildniss. Bez: J. Scheurenberg s. i. 1884 Aet suae 37. – Berl ak. KA. 84; Dresd. ak. KA. 85.
23. Dorfliebe. Bauernbursche u. Mädchen Arm in Arm durch die Dorfflur wandernd. Bez: J. Scheurenberg 1885. – Dresd. ak. KA. 85; Leipz. KV., Aug. 85.

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24. Luther’s Verlobung mit Catharina v. Bora im Hause des Stadtschreibers Reichenbach, in Anwesenheit des letztern, seiner Familie u. Lucas Cranach’s. Bez: J. Scheurenberg 1885. E: Verbindung für histor. Kunst, durch deren Verlosung es dem Prinzen Heinrich v. Preussen 1892 zufiel. Abb. „Daheim“ 1886. – Verein Berl. Künstler, Herbst 85. Sächs. KV., Febr. 86; Wiener JA. 90.
25. Entwürfe zur malerischen Decoration des Treppenhauses in der Kunsthalle zu Düsseldorf. E: Nat.-Gal. Berlin, erworb. im Sommer 85.
26. Damenbildniss. Junge Dame in blauem Mieder. Kniest. Bez: J. Scheurenberg 1886.
27. Damenbildniss. Junge Dame in elfenbeinfarb. Atlaskleide mit Federfächer, en face. Kniest.
26 u. 27 Berl. Jub.-A. 86.
28. Bildn. des Philosophen Prof. Ed. Zeller in Berlin. Aufrecht stehend im Pelzmantel, die Rechte auf eine Stuhllehne gestützt, fast Vorderansicht, Kniest. Bez: J. Scheurenberg 1886/87. h. 1,40, br. 0,98. Abb. „Vom Fels zum M.“ 1895. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. nach Bestellung 1887. – Berl. ak. KA. 87; Wiener Jub.-A. 88; JA. Ddfer Künstler, März bis April 90.
29. Treues Geleit. Landschaft mit einem heimkehrenden Liebespaar. – Berl. ak. KA. 88, angek. f. d. Verlosung; Münch. JA. 89; Berl. int. KA. 91.
30. Hessischer Bauernbursche. – Münch. Jub.-A. 88.
31. Portr. der Frau v. Rohr geb. v. Köckritz.
32. Portr. des hanseatischen Gesandten Dr. F. Krüger, Berlin. Fast ganze Figur, en face. – Bremer allg. KA. 89.
33. Glückliches Kind.
31–33 Berl. ak. KA. 89.
34. Portr. des verstorb. Reichsbank-Präsidenten H. v. Dechend. E: Deutsche Reichsbank. – Berl. ak. KA. 90.
35. 36. Portrait meiner Kinder ; Mädchen aus Chioggia (Studienkopf). – Berl. ak. KA. 90.
37. General-Feldmarschall v. Steinmetz, im Ueberrock, etwas nach rechts gewendet, baarhäuptig stehend, Kniest. Nach dem Tode gemalt. Bez: n. d. T. gem. J. Scheurenberg 1892. h. 1,40, br. 0,92. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. nach Bestellung 1892. – Berl. ak. KA. 92.
38. Legende. Als Maria mit dem Kinde auf den Armen eine blumige Wiese überschreitet, überreicht ein Hirtenbube dem heil. Kinde kniend einige Blumen, nach denen es die Händchen ausstreckt. Bez: Joseph Scheurenberg. 1892. h. 2,05, br. 1,74. E: Nat.-Gal. Berlin, angekauft 1893. Unter dem Namen „Maria begegnet einem Hirtenknaben“: Berl. ak. KA. 92 u. Münch. JA. 93; unter dem Namen „Maria u. der Schafhirt“: Gr. Berl. KA. 94, Abb. im Kat. Abb. „Kunst f. Alle“, Oct. 93; „Vom Fels zum M.“ 95.
39. Rast. Junge Mutter an der Landstrasse ihr Kind stillend. h. 0,61, br. 1,28. – Münch. JA. 93; JA. der Ddfer Künstlerschaft, 4. März bis 3. April 94; Gr. Berl. KA. 95.
40. Damenbildniss. E: der Künstler.
39 u. 40 Berl. A. von Werken lebender Mitgl. der Berl. Akad., Weihnachten 93.
41. Burggraf Friedrich von Hohenzollern wirft die Quitzow’s u. Genossen nieder. Angek. für die Verbindung f. histor. Kunst, Juni 94. Abb. „Zeitschr. f. bild. K.“ 1894.
42. Virginitas. – Dresd. ak. KA. 95; Berl int. KA. 96; Münch. JA. 98.
43. Abschied. Ein j. Mann, der am Parktor vom Pferde gestiegen, verabschiedet sich von seiner Geliebten. Aufgehender Mond. Auf Holz. h. 0,28, br. 0,19. – Lepke’s Berl. K.-Auct., 25. Febr. 96.
44. Maria mit den Engeln. – Berl. int. KA. 96.
45. Portr. des Bildhauers Prof. Rad. Siemering. Profil nach links, sitzend, Kniest. – Gr. Berl. KA. 97, Abb. im Kat.; Münch. JA. 98.
46. Meereswonne. – Gr. Berl. KA. 97; Münch. JA. 98.
47. Stille Einsamkeit. – Wiener Jub.-A. 98.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Wandgemälde im Treppenhause des Regierungs- u. Gerichtsgebäudes zu Kassel: Darstellung der vier weltlichen Cardinaltugenden (Tapferkeit u. Mässigung, Weisheit u. Gerechtigkeit). Die beiden ersteren waren bereits im Herbst 1882, die „Weisheit“ im Sommer 1883, die „Gerechtigkeit“ 1885 vollendet. Gruppenbilder aus je einer Haupt- u. zwei Nebenfiguren. Vier Gouache-Skizzen zu diesen Wandgemälden (preuss. Staatsbesitz) befanden sich auf der Berliner int. KA. 91.
Die beiden Hauptgemälde: „Die Ueberreichung der Pandektensammlung an Kaiser Justinian“ u. „Das Maifeld des deutschen Kaisers“ wurden von den Professoren Knackfuss u. Kolitz in Kassel ausgeführt.
2. Fünf Wandgemälde in der Vorhalle des Magistratssitzungssaales zu Berlin, infolge einer Concurrenz, doch nach vollständiger Umarbeitung der Entwürfe, dem Künstler übertragen. Gegenstand der drei allegor. Bilder, welche die Wandflächen über drei Türen einnehmen, ist:
a) die 1307 erfolgte Vereinigung der Städte Berlin u. Köln, dargestellt durch zwei mit den Wappenschildern der beiden Städte versehenen Frauen, welche, von zwei sich umarmenden Kindergenien begleitet, über der symbolisch angedeuteten Spree sich die Hände reichen.
b) die Verherrlichung Friedrich’s, des ersten Kurfürsten von Brandenburg: Eine Siegesgöttin, auf den Schild gelehnt, hält in der Rechten die Palme. Vor ihr ruhen auf einem Kissen die Insignien der Kurwürde u. des Rittertums.
c) ein dahinsegelndes Schiff mit Mercur u. Attributen des Handels, der Fischerei u. der Schifffahrt.
Die beiden historischen Wandgemälde zwischen den genannten Supraporten behandeln:
d) die wegen Friedensbruchs 1380 erfolgte Verurteilung des Bürgermeisters Tyle Wardenberg.
e) die Niederwerfung des Raubrittertums durch Kurfürst Friedrich I. v. Hohenzollern, Februar 1414. Ein Temperabild, Entwurf zu diesem Wandgemälde, bez: J. Scheurenberg 1890, war auf der Berl. int. KA. 91 u. auf der Dresd. Aquarell-A. 92.
Die drei Supraporten waren Ende 1889 vollendet, die beiden grossen historischen Wandgemälde 1890 in Angriff genommen.

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Von den übrigen zur Ausschmückung des Rathauses herangezogenen Künstlern hatten Bleibtreu, Hugo Vogel u. F. Simmler 1889 ihre Aufgaben beendet.