Boetticher:Schirmer, August Wilhelm Ferdinand

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Schirmer, Johann Wilhelm Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Schirmer, August Wilhelm Ferdinand
Schischkin, Iwan
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[570] Schirmer, August Wilhelm Ferdinand, Landschaftsmaler, geb. zu Berlin am 6. Mai 1802, gest. zu Nyon am Genfersee am 8. Juni 1866, war seit dem 15. Jahr in der Berliner Porcellan-Manufactur u. als Schüler Völcker’s mit Blumenmalen beschäftigt gewesen u. hatte gleichzeitig auch schon die Akademie besucht, [571] als er im J. 1823 sich ganz der Kunst widmete. Eine Studienreise nach Thüringen wurde für seine Berufswahl entscheidend, welche durch Schinkel die teilnehmendste Förderung erfuhr. 1827 bis 1831 verbrachte W. Schirmer in Italien. Ausser den Anregungen der dortigen Natur u. Kunst genoss er in Rom des Umgangs mit Jos. Koch, J. Chr. Reinhart u. dem engl. Landschafter Turner. Nach seiner Heimkehr gründete er in Berlin ein Atelier, das bald von mehreren Schülern besucht wurde. 1835 wurde er Mitglied der Berliner Akademie, 1839, als Nachfolger Blechen’s, Lehrer an der Landschaftsclasse derselben u. 1843 Professor. 1845 unternahm er seine zweite Studienreise nach Italien, dessen landschaftliche Reize im Wechsel der Beleuchtung ihn in erhöhtem Masse fesselten. In Berlin erschloss sich ihm bald darauf die Gelegenheit, seinen Schönheitssinn an grösseren Aufgaben zu betätigen. Seit 1850 entstanden die Cyklen der ägyptischen u. griechischen Landschaften, die W. Schirmer im Verein mit Carl Graeb, Ed. Biermann u. den eigenen Schülern Max Schmidt u. Ed. Pape im Neuen Museum als stereochromische Gemälde ausführte. 1852 wurde S. Mitglied des akad. Senats. 1865 ing er zum drittenmal nach Italien, doch erkrankte er in Rom u. starb im folgenden Jahre auf der Heimreise.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1.* Ansicht von Görlitz an der Neisse.
2.* Ansicht der Ruine des Klosters Paulinzella in Thüringen, nach der Natur gemalt. Staffage; die Landschaftsmaler Ahlborn (sitzend) u. W. Schirmer (stehend).
1 u. 2 Berl. ak. KA. 1824.
3. Ansicht der Stadt u. des Hafens Swinemünde. War E. des Prinzen Wilhelm (Kaiser Wilhelm’s I.). Gest. von Ferd. Berger. Eine Zeichnung „Hafen von Swinemünde“ im Schloss zu Berlin. – Berl. ak. KA. 26.
4.* Civitella. Vor der Natur entworfenes Bild. 1827–29.
5.* Blick auf das alte Rom von den Kaiserpalästen aus. E: Kaiser Wilhelm. – Berl. ak. KA. 28.
6. Die Burg des Porsenna, Gegend in den Apenninen.
7. Gegend von Aqua pendente.
8. Waldgegend, nach eigener Erfindung.
5–8 Berl. ak. KA. 28.
9.* Blick vom Lago d’Averno auf den Vesuv. Oelstudie. 1829.
10. Blick auf den Monte Oreste u. Umgebung.
11. Blick von der Villa d’Este in Tivoli.
10 u. 11 Berl. ak. KA. 30.
12.* Ansicht von Narni mit dem Felsentale der Nera. 1831. E: Kaiser Wilhelm.
13. Der Monte Soracte aus der Gegend zwischen Narni u. Otricoli gesehen.
12 u. 13 Berl. ak. KA. 32.
14.* Ideale Landschaft im Charakter von Tivoli, Motiv der Villa d’Este. 1833. E: Kaiser Wilhelm.
15. Der Monte Soracte. E: Kaiser Wilhelm.
16. Der Palazzo Veneziano in Rom bei Mond- u. Fackelbeleuchtung.
14–16 Berl. ak. KA. 34.
17.* Terracina. 1834. E: Kaiser Wilhelm. – Berl. Jub.-A. 86, histor. Abt.
18. Landschaft mit überbrücktem Bach, zu beiden Seiten Architecturen. 1835 gemalt, h. 0,38, br. 0,50. Aus der Galerie des Stadtältesten Ludw. v. Jacobs in Potsdam auf Lepke’s Berl. K.-Auct., Januar 80.
19.* 20.* Golf von Neapel; Boitzenburg. – Beide auf der Berl. ak. KA. 36.
21.* Tasso’s Haus in Sorrent. Bez: 18 S 37. h. 0,42, br. 0,87. E: Nat.-Gal. Berlin, Wagener’sche Samml. Ein Bild war auf der Berl. ak. KA. 36.
22. 23. Zwei Ansichten von Glienike bei Potsdam, gemalt im Auftrage des Prinzen Karl, der sie 1838 dem Herzoge von Orleans schenkte.
24.* Morgen an der Küste von Amalfi. 1839.
25.* Golf von Bajae mit Blick auf den Vesuv. Unvoll. Oelgem. Um 1840.
26. Judenkirchhof in Prag. Ausstell. der vom Berl. KV. zur Verlosung angekauften Bilder, April 40.
27. Ansicht beim Dome zu Meissen. Stahlstich von H. Fincke. gr. fol. – Berl ak. KA. 36; Leipziger KA. 41.
28.* Civita Castellana. Composition. 1841. Eine „Landschaft im Charakter der Gegend von Civita Castellana“ war auf der Berl. ak. KA. 1840.
29.* Villa d’Este bei Tivoli. 1841. E: Kaiser Wilhelm. – Berl. Jub.-A. 86, histor. Abt.
30.* Comer See. 1841. E: Kaiser Wilhelm. Eine „Abendlandschaft am Comersee“ war, als Besitz des Frl. Eveline v. Waldenburg, auf der Berl. ak. KA. 40.
31. Der Hain am Meere. – Berl. ak. KA. 42.
32. Phantasie-Landschaft im Charakter der campanischen Küste. 1843. E: Kaiser Wilhelm.
33. Abendlandschaft. Ansicht von Neapel mit dem Palaste der Königin Johanna. 1843. h. 0,345, br. 0,45. E: Stadt-Museum Danzig. Eine Zeichnung „Palast der Königin Johanna bei Neapel“ hat H. Fincke in Kupfer gestochen.
34. Der Abend am Meer. E: König v. Preussen.
35. Meeresstrand in neapolitan. Charakter. E: Justizrat Jacoby, Berlin.
36. Landschaft in röm. Charakter. E: Graf G. v. d. Groeben.
37. Blick auf Neapel von der Eremitage aus. E: Stiftsdame Emilie v. Waldenburg.
38. Der Königssee im Salzburgischen. E: Ober-Reg.-R. O. v. Koenen.
39. Ein Lustschloss am Meere. E: König v. Preussen.
34–39 Berl. ak. KA. 44.
40.* Villa Conti bei Frascati. 1847. E: Kaiser Wilhelm.
41.* Fontana Trevi in Rom. 1848. E: Kaiser Wilhelm. – Berl. ak. KA. 48.
42. Mondscheinlandschaft mit dem Raube des Hylas. Staffage von Carl Sohn. h. 0,78, br. 1,12. E: Museum Hannover, angek. auf der KA. 1849.
43. Landschaft mit Säulentrümmern in Süditalien. h. 0,87, br. 1,51. E: Museum Hannover, Geschenk des Ober-Med.-R. Kaufmann 1861.
44.* Cap Misenum. E: Kaiser Wilhelm.
45.* Hafen im Charakter von Genua. Um 1850. E: Kaiser Wilhelm.

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46.* Villa d’Este in Tivoli – Berl. ak. KA. 50.
47.* Hof des Capitol, Blick auf Araceli. 1850. E: Kaiser Wilhelm.
48.* 49.* Tempel in Phigalia; Sphinx in ägyptischen Theben. Oelskizzen zu den in Wachsfarben ausgeführten Bildern im Berliner Neuen Museum. Um 1850.
50. Blick auf das Meer vom Hafen von Neapel. – Berl. ak. KA. 50.
51.* „Die Ruhelose“. Wilde Berglandschaft bei Gewitter. Staffage: eine von Raubvögeln verfolgte Hexe. 1854. E: Kaiser Wilhelm.
52.* Sorrent, Morgenstimmung. Unvoll. Oelbild, um 1855.
53.* Sorrent. Oelbild. 1855.
54.* Vico bei Sorrent. Oelbild. 1855.
55. Parklandschaft aus der Villa Borghese bei Rom. Bez. mit Monogr. AWF 18 S 56. h. 1,03, br. 0,73. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. 1873. Ein Bild „Fontaine im Garten einer italien. Villa“ (1856) befand sich in der Samml. des Vereins der Kunstfreunde.
56.*–61.* Sechs Oelskizzen zu den in Wachsfarben ausgeführten Wandbildern im Albrechtsschlosse bei Dresden: Constantinopel, Abendstimmung; Zwei südliche Landschaften (Pyramiden u. Cairo); Zwei nördliche Landschaften (Salzburger Alpen u. Schweizersee); Neapel, Morgenstimmung.
62.* Neapolitanische Küste. Ein Bild, Eigentum v. Thielemann’s in Berlin, war auf der Berliner ak. KA. 54 u. der allg. u. histor. KA. München 58. Abb. in „Denkm. der Kunst“ Bl. 134.
63.* Punta Campanella. Um 1860.
64.* Campanische Küste. (Vgl. Nr. 65).
65.* Landschaft im Charakter der Küste von Sorrent mit neapolitanischem Fischerboot, Morgenstimmung. 1864.
66. Morgen im Golf von Neapel.
67. Eine Meeresküste.
66 u. 67 Berl. ak. KA. 64.
68. Strand bei Neapel. Felshöhle an der Küste von Sorrent mit Blick auf das in der Morgensonne schimmernde Meer. 1864 gemalt, h. 1,09, br. 1,09. E: Nat.-Galerie Berlin, angek. 1877.
69.* Composition nach Motiven aus den bayr. Alpen (Inntal). 1864.
70. Der Posilipp bei Neapel. E: Keibel, Berlin.
71. Aus der Umgebung Trier’s. E: F. Reichenheim, Berlin.
70 u. 71 Karfunkel’s Berl. KA. z. B. der Armee 1866.
72.* Blick auf Paestum. Ein Bild „Tempel in Paestum im Mondschein“ befand sich in der Samml. Kuhtz in Berlin.
73.* Heroische Landschaft im Charakter von Tivoli. Unvollendetes Oelbild.
74. Der Lago maggiore. E: Samml. Keibel, Berlin.
75. Lustschloss des Prinzen Friedrich der Niederlande zu Laaken. E: K. Palais Berlin.
76. Aussicht auf Nepi (das alte Nepete) bei Rom. E: Palais Liegnitz, Berlin.
77. Villa Carlotta am Comersee. h. 0,32, br. 0,43. Aus der hinterl. Samml. der Stiftsdame Mathilde v. Waldenburg auf Lepke’s Berl. K.-Auct., März 86.
78. Gegend bei Sorrento. E: Stadt-Museum Stettin, Geschenk der Frau Kaufm. Baesemann.
79. Rom vom Vatican aus. E: Samml. Paul Mendelssohn, Berlin. – Berl. ak. KA. 38.
80. Gegend von Prenzlau. E: Gal. des Grafen Redern, Berlin.
81. Waldpartie, Bauernhaus am Wasser. E: Samml. Dr. Barez, Berlin.
82. Das Belvedere bei Paretz mit der Aussicht auf Potsdam. E: K. Palais Berlin.
83. Motiv von den Wasserfällen zu Tivoli. h. 1,12, br. 1,10.
84. Motiv am Inn. Sonnenuntergang. h. 0,45, br. 0,85.
85. Schloss Windsor. Entwurf zu einem Bilde, das die Stadt Berlin dem Kronprinzl. Paar zur Vermählung schenkte. h. 0,28, br. 0,40.
86. Schloss Sanssouci. Pendant zum Vorigen. Ebenso.
87. Bajae. Am Hafendamm im Vordergr. ein Schiff vor Anker.
83–87 aus der Familie des Künstlers auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 9. Januar 94.
88. Gebirgslandschaft. Im Vordergr. hoch in der Luft ein Adler. h. 0,32, br. 0,48. Aus der Samml. Feuchtwanger in München auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 1. u. 2. März 98.

II. Wandgemälde im Neuen Museum zu Berlin.[Bearbeiten]

A. Die Wandmalereien an der Innenwand des ägyptischen Museums: 17 landschaftliche und architektonische Ansichten des alten Aegypten, ausgeführt von Wilh. Schirmer in Gemeinschaft mit den Malern Biermann, Graeb, Pape u. Max Schmidt.
B. Die Wandgemälde im atheniensischen Saal. Von den 10 landschaftlichen u. architektonischen Ansichten aus Griechenland hat W. Schirmer nur zwei:
1) die Ansicht von „Aegina mit dem Tempel des Zeus Panhellenios“ und
2) die Ansicht von „Phigalia mit dem Tempel des Apollon Epikurios zu Bassae“ gemalt. Beide befanden sich in Aquarellen auf der Berliner Aquarell-A. 1868. Die übrigen acht Bilder haben Biermann (1), Graeb (2), Pape (3) u. Max Schmidt (2) ausgeführt.

Die dritte (den Malern R. Henneberg, Wilh. Schirmer u. H. Harres gewidmete) Sonder-Ausstellung der Berliner National-Galerie, 22. März bis 12. Mai 1877, enthielt von Schirmer’s Werken, ausser den hier mit einem * bezeichneten, etwa noch 70 Oelstudien u. Oelskizzen (meist aus den Jahren 1827–29), 46 Bleistiftstudien (1827–29 u. 1834– 45) u. 20 Federumrisse des Meisters.