Zum Inhalt springen

Boetticher:Spangenberg, Gustav Adolf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Spangenberg, Friedrich Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Spangenberg, Gustav Adolf
Spangenberg, Louis
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[775] Spangenberg, Gustav Adolf, Historien- u. Genremaler, geb. zu Hamburg am 1. Februar 1828, gest. zu Berlin am 19. November 1891, Nachm. 1 Uhr. Nach dem ersten Unterricht bei Herm. Kaufmann in Hamburg ging er 1845 auf die Gewerbeschule zu Hanau u., nach zweijähriger Unterbrechung durch Krankheit, nach Antwerpen, wo er sich 1½ Jahre meist durch Selbststudien fortzubilden suchte. 1851–1857 arbeitete er, mit Ausnahme kleiner Reisen nach England u. den Niederlanden, in Paris, copirte im Louvre, besuchte einige Monate das Atelier Couture’s, ein Jahr lang sogar auch das des Bildhauers Triqueti u. versenkte sich mit Vorliebe in die Schöpfungen Dürer’s u. Holbein’s, die seine spätere Tätigkeit günstig beeinflussten. Vom Sommer 1857 bis zum Herbst 1858 studirte er in Italien u. wählte Berlin darauf zur Wohnstätte. Auch den Winter 1876/77 brachte er in Italien zu. Gustav Spangenberg war Professor, Mitgl. der Akademien von Berlin (1869), Wien u. Hanau u. besass die Medaille der histor. A. von Köln (1861), die kleine (1868) wie die grossh. gold. Med. (1876) von Berlin u. die Kunstmed. der Wiener WA. 1873. Nach Vollendung seiner Wandgemälde im Treppenhause der Univ. Halle verlieh diese ihm die Würde eines Ehrendoctors der phil. Facultät.

Eine Sonder-Ausstellung von Werken Gustav Spangenberg wurde am 6. März 1892 in der Berl. National-Galerie eröffnet Daselbst ausgestellt gewesene Bilder sind hier mit einem * bei der Nummer bezeichnet.

I. Oelgemälde.

[Bearbeiten]
1.* Amsterdamer Waisenmädchen. Bez: GS p. Anvers 1851. h. 1,17, br. 1,04. E: Kunsthalle Hamburg, Verm. Frl. Sus. Sillem 1866.
2. Schulkinder die Schule verlassend. – Münch. allg. d. KA. 54.
3. Von Hirten gefangener Faun. 1855 gemalt. h. 1,22, br. 2,00. E: Fr. Stammann. – Hamb. A. a. Privatbesitz 79.
4.* Eseltreibers Siesta. Bez: Gustav Spangenberg 1855 Paris. Holz. h. 0,54, br. 0,45. E: Kunsthalle Hamburg, Verm. Dr. Des Arts 1869.
5.* Wallfahrt, 1857 in Paris gemalt.
6.* Selbstbildniss des Künstlers, Brustbild. 1860.
7.* Der Rattenfänger von Hameln, 1860 gemalt. h. 1,11, br. 1,69. Privatbesitz in Berlin. – Berl. ak. KA. 60; Hamb. KA., in Anschluss an die Gewerbe- u. Industrie-A. 89.

[776]

8.* Der Johannisabend in Köln, an welchem die Bewohner Blumen in den Strom werfen, der alles Unheil des nächsten Jahres wegschwemmen soll. Gem. 1860 im Auftr. der Verbind. für histor. Kunst. Bez: Gustav Spangenberg. Berlin 1861. h. 1,05, br. 1,80. E: Schles. Museum Breslau.
9.* Die Walpurgis-Nacht. gem. 1862. Bez: G. Spangenberg 1862. h. 1,25, br. 1,91. E: Kunsthalle Hamburg, Geschenk von H. C. Londy 1862. – Berl. ak. KA. 62. Abb. „Illustr. Z.“ 1863.
10.* In der Dämmerung. Während die Mutter an der Wiege des Kindes eingeschlummert, betrachten es Zwerge. Bez: 1864 G. Spangenberg. h. 1,02, br. 0,79. Privatbesitz Berlin, Linienstich von H. Sachs, gr. fol. Preuss. KV. 1869.
11.* Perchta u. die Heimchen. Nach einer altdeutschen Sage aus dem Saaltal. – Berl. ak. KA. 64.
12.* Der Förster und seine Töchter. Bez: G. Spangenberg 1865. h. 0,77, br. 0,92. E: der Kaiser. Unter dem Namen „Im Försterhause“: Berl. ak. KA. 66. Abb. „Illustr. Z.“ 1866.
18.* Luther im Kreise seiner Familie. Bez: G. Spangenberg 1866. Berlin. h. 1,25, br. 1,78. E: Städt. Museum Leipzig, Geschenk von Ant. Ferd. Dürbig 1867. Rad. von L. Schulz. (Zeitschr. f. bild. K. 1877).
14. 15. Die Mutter an der Wiege; Frühlingstag. – Dresd. ak. KA. 68.
16. Luther als Junker Georg im Schwarzen Bären zu Jena mit den beiden Schweizer Studenten u. zwei Kaufleuten. E: Dr. Strousberg. – Berl. ak. KA. 68.
17. 18. Dornröschen im Turm; Ein Kind im Grase. – Wiener int. KA. 69.
19.* Die Bibelübersetzung. Luther mit seinen Freunden Justus Jonas, Bugenhagen, Melanchthon, Rörer u. Matthesius, sowie einem alten Rabbiner bei Uebersetzung des alten Testaments. 1870 gemalt. Bez: G. Spangenberg. 1870. h. 1,90, br. 2,56. E: National-Galerie Berlin, angekauft 1870. – Berl. ak. KA. 70; Hannov. KA. 72; Wiener WA. 73. Abb. „Daheim“ VIII.
20.* Hans Sachs, seine Dichtungen vorlesend. Bez: G. Spangenberg 1871. h. 1,28, br. 1,90. E: Nat.-Galerie Berlin, angek. 88. Ein Bild in Privatbesitz zu Lüttich. Abb. „Illustr. W.“ 1895.
21.* Luther im Hause der Frau Cotta, zum Mittagsmahle aufgefordert. Bez: G. Spangenberg 1872. h. 1,17, br. 1,57. E: G. H. Kämmerer, Hamburg. – Hamb. A. a. Privatbesitz 79; Berl. Jub.-A. 86. Abb. „Meisterwerke XII“.
22.* Luther’s Einzug in Worms, gem. 1873 im Auftrag der Verbindung für histor. Kunst. Bez: G. Spangenberg 1873. h. 2,08, br. 3,09. E: Stadt-Museum Königsberg durch die Verb. für histor. K. 79. Ausgestellt in der Berl. Akad. d. K., Ende 73; Kasseler KV. 76; Münch. KV. 76 ; Ddf. bei Bismeyer & Kraus 76, Wiener Künstlerhaus 76.
23.* Zigeuner (ein Mann, zwei Frauen u. zwei Kinder) im Walde. Bez: 1874. h. 1,31, br. 0,86. Kam aus der Galerie A. Reimann in Berlin auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 26. Nov. 89.
24.* 25.* Das Märchen von der Königstochter u. dem Riesen, in zwei Bildern, gem. 1874, je h. 2,16, br. 3,70.
26.*–28.* Rüdesheimer; Liebfrauenmilch; Burgunder, je h. 2,16, br. 1,06, 0,96 u. 1,03.
24–28 zum Cyclus eines Wandschmuckes im Hause des Künstlers.
29.* Der Zug des Todes. Der Tod, der Procession abgeschiedener Seelen voranschreitend, hat in seinem Gefolge jeden Stand, jedes Alter, jedes Geschlecht, Alle in deutscher Tracht des 16. Jahrhunderts. Bez: Gustav Spangenberg 1876. h. 1,57, br. 0,81. E: Berl. Nat.-Galerie, angekauft 76. Abb. „Gartenlaube“ 79; „Daheim“ 1892. – Berl. ak. KA. 76: Par. WA. 78.
30. Klosterschüler. – Berl. ak. KA. 76.
31.* Am Scheidewege. Ein Landmädchen zwischen den allegorischen Gestalten der Tugend u. des Lasters. 1878–80 gemalt, h. 1,30, br. 1,91. E: Privatbesitz Heidelberg. Abb. „Daheim“ 80.
32.* Am Scheidewege. Kleinere veränderte Wiederholung des Bildes. E: Privatbesitz Berlin. – Berl. ak. KA. 78.
33.* Irrlicht. 1879–80 gemalt. h. 1,89, br. 1,29. Eine lichtumstrahlte schwebende Frauengestalt, der ein Jüngling durch hohes Schilf nachjagt. Holzschn. von Kaeseberg u. Oertel. – Berl. ak. KA. 79; Bremer KA., Anfang 80.
34. Oelgrisaille: Luther’s Verlobung, Beitrag zur G. Freytag-Galerie. – Münch. int. KA. 79.
35.* Die heiligen Frauen am Grabe des Herrn. Es leuchtet ihnen wie himmel. Licht entgegen und sie vernehmen die Botschaft: „Er ist auferstanden!“ h. 1,77, br. 1,39. – Berl. ak. KA. 80. Abb. im Kat.; Abb. „Daheim“ 1882.
36.* Der Hausgeist, 1886 gem. h. 0,85, br. 0,61. Ein Bild „Des Hausgeistes Erquickung“ (eine Magd reicht ihm einen Römer Weins), bez: G. Spangenberg 1880. Abb. „Daheim“ 1882.
37.* Kinderportrait, die Tochter des Künstlers, Kniest.
38.* Legationsrat v. Lanzizolle, Brustb.
39.* Weibl. Brustbild. Gertrud v. Lanzizolle, vorm. Pensuti.
40.* Sinnendes Mädchen, ausgeführte Studie. h. 0,72, 0,54. Privatbesitz Berlin.
41.* Mutterglück. E: Frau Geh.-R. Passavant. – A. a. Frankf. Privatbesitz 91.
42.* „Domine, quo vadis?“ Christus dem geflohenen Petrus vor den Thoren Rom’s erscheinend. 1891 gemalt. h. 1,19, br. 1,80.
43.* Wiedersehen! Landung der Seelen am Gestade des Jenseits. Letztes unvollendetes Bild. h. 1,37, br. 2,77. Im Nachlass. Gelangte durch Geschenk der Wittwe in die National-Galerie.
44.* Der Tod u. die Braut.

II. Wandbilder im Treppenhause des Universitäts-Gebäudes in Halle a. S., ausgeführt 1883–1888.

[Bearbeiten]

Die aus dem Staatsfonds für Kunstzwecke gestifteten Wandgemälde umfassen zwanzig Darstellungen zu den vier Facultäten, indem sich der allegorischen Darstellung jeder Facultät je zwei auf diese bezügliche Compositionen u. als Eckbilder die Gestalten berühmter Gelehrten anschliessen. So zu beiden Seiten der „Theologie“ Compositionen mit Paulus in Athen u. Johannes dem Täufer u. als Eckbilder Luther u. Melanchthon; zur Seite der „Philosophia“ [777] Sokrates u. Aristoteles im Kreise ihrer Schüler, als Eckbilder Christian v. Wolff u. Friedr. Aug. Wolf; zur Seite der „Jurisprudentia“ die Historie von Susanna u. das Urteil Salomo’s, als Eckbilder Böhmert u. Thomasius, u. zur Seite der „Medicina“ Petri Heilung des Lahmen u. die Heilung des blinden Tobias, als Eckbilder Krukenberg u. Reil. Das 1883 begonnene Werk wurde nach fünfsommerlicher Arbeit im Sommer 1888 vollendet.

Die Entwürfe (4 Cartons u. 29 Zeichnungen in Aquarell, Rotstift, Kohle u. Kreide) zu den Wandgemälden befanden sich auf der Spangenberg-Ausstellung in der National-Galerie, März 1892.
Dieselbe Ausstellung enthielt auch eine grosse Zahl begonnener Bilder u. Entwürfe in Oel, Oelstudien, Zeichnungen u. zwölf Bleistiftentwürfe zu Grimm’s Märchen.

Als Unterrichtswerk verfasste Spangenberg die „Mädchenschule“ mit dreizehn Bll. figürlichen u. landschaftlichen Studien in Kreide u. Blei. Angekauft für die Berl. Nat.-Galerie 1892.