Boetticher:Stilke, Hermann Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Stieler, Robert Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Stilke, Hermann Anton
Stilke, Hermine, geb. Peipers
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[840] Stilke, Hermann Anton, Historienmaler, geb. zu Berlin am 29. Januar 1803, gest. daselbst am 22. Sept 1860, besuchte zuerst die Berliner Akad. mit Anschluss an K. W. Kolbe, ging aber schon 1821 nach München, um sich unter Cornelius in der Frescomalerei auszubilden. Er weilte bei seinem Meister während des Sommers in München, wo er bald an den Glyptothek-Fresken helfen durfte, u. folgte ihm im October 1821 nach Düsseldorf, um im nächsten Sommer mit Cornelius nach München zurückzukehren. Eine Darstellung des „Jüngsten Gerichts“, welche Stilke in Gemeinschaft mit Carl Stürmer als Deckengemälde im Assisenhofe zu Coblenz (1824/25) ausführen sollte, gelangte aus Mangel an Geldmitteln nicht zur Vollendung. Dagegen beteiligte er sich in München an den Arkaden-Gemälden des Hofgartens. 1827 besuchte er Oberitalien u. in folgenden Jahre Rom, wo er zwei Jahre seinen Studien lebte, auch einige Oelbilder malte. Seiner Heimkehr nach Berlin 1830 folgte seine Niederlassung in Düsseldorf. Hier schuf er, in Anschluss an Schadow, bis 1850 eine Reihe romantisch-historische Darstellungen, welche sich grossen Beifalls erfreuten u. mehrfach durch den Stich u. die Lithographie bekannt wurden. In den Jahren 1842–1846 erfolgte die Ausführung der Wandgemälde im kleinen Rittersaale des Schlosses Stolzenfels, welche am 20. Sept. 1847 dem Könige übergeben wurden. 1850 siedelte St. nach Berlin über und wurde 1854 Professor. Seit 1835 war er bereits Mitglied der Berl. Akad. d. Künste.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Kriemhilde erkennt durch ein Wunder in Hagen den Mörder Siegfried’s. – Berl. ak. KA. 20.
2. Rinaldo u. Armida. In Düsseldorf 1822 gemalt. Jetzt in Duisburg.
3. St. Georg mit weisser Fahne in siegreichem Kampf mit dem Lindwurm. E: Prinz Friedrich v. Preussen. – Berl. ak. KA. 26.
4. Das Christkind von drei Engeln hoch über die Erde getragen. In Rom 1829 –1830 gemalt. E: Geh. R. Sotzmann in Berlin. (Vgl. Nr. 5.).
5. Allegorisches Gemälde: Das Christentum wird der Welt überbracht. Ein kniender Engel hält das Christkind, das die Erde segnet. Die drei Erzengel umgeben es mit Attributen, die im Taufe, Abendmahl u. Jüngstes Gericht Bezug haben. Die Gruppe schwebt auf einer Wolke zur Erde herab, auf der man die drei Könige dem Stern nachziehend u. die Verkündigung der Hirten gewahrt. – Berl. ak. KA. 30.
6. Der Armenier. In Düsseldorf 1832. – KV. f. Rheinl. u. W. 33.
7. Rinaldo’s Abschied von Armida. – Berl. ak. KA. 32; Rhein.-Westf. KV. 33, durch den es an Frln. Gallenkamp in Duisburg gelangte.
8. Der heil. Georg mit dem Engel, nach der Legende. Kl. Bild. E: Gem.-Galerie des Grafen Redern, Berlin. – Berl. ak. KA. 34.
9. Kreuzfahrer als Vorhut eines Heeres auf der Morgenwacht. Zwei Krieger liegen schlafend am Boden, während ein dritter in die weite Landschaft blickt. Zug von Kranichen. In der Ferne eine Stadt. Kleines Bild. Durch den KV. f. Rheinl. u. W. Juli 1834 an v. Woringen zu Saarn, Rgbz. Düsseldorf. – Berl. ak. KA. 34. Lith. von E. Gerhardt, qu. fol.; Holzschn. bei Raczynski. Ein Bild „Pilger auf der Morgenwacht“: Leipz. KA. 41.

[841]

10. Pilger in der Wüste. Bez: Stilke 1834. Vom Grafen Raczynski, im April 1834 in Ddf. bestellt. h. 1,72, br. 2,70. E: Samml. Raczynski, Berl. Nat.-Galerie. Cartonstich von Ed. Eichens zum Werk Raczynski 1835. qu. fol. Lith. von J. Sprick. gr. qu. fol. Ein Bild „Ein Kreuzritter in der Wüste“ war auf der Berl. ak. KA. 39.
11. Kaiser Max auf der Martinswand. – Düsseldorfer KA. 35; Berl. ak. KA. 36. Durch d. KV. f. Rheinl. u. W. an Frau Scheuermann in Köln.
12. Betende Halbfigur der Jungfrau von Orleans. Mit drei im Rahmen angebrachten Scenen aus der Geschichte der Heldin. 1836 zuerst für Lord Landsdowne in London gemalt. Eine Wiederholung war im Schloss zu Hannover, eine andere erwarb der KV. für Rheinl. u. W. – Berl. ak. KA. 36; KV. f. Magdeb., Halberst., Halle u. Braunschw. 38.
13. Herzog Ludolf von Schwaben, der sich gegen seinen Vater, Otto den Grossen, empörte, bittet im Bussgewande um Verzeihung, 955. h. 4′ 7″, br. 4′ 1″. E: Hauptmann Fischer in Berlin. – Ddfer KV. 36; Berl. ak. KA. 36; Breslauer KA. 38. Gest. von E. Eichens (auf einer Platte mit Kolbe „Kaiser Karl d. Gr. bei den Köhlern“) im Preuss. KV.-Album. 4.
14. Syrische Christen verlassen, von den Türken gedrängt, das Gelobte Land. – Berl. ak. KA. 36; Ddfer KV. 36, u. unter dem veränderten Titel: „Nach Erstürmung von Ptolomais verlässt der Patriarch mit den syrischen Christen das Gelobte Land“ auf der Berl. ak. KA. 39. Lith. von Dircks. roy. qu. fol. Kurhess. KV.-Bl. f. 1841.
15. Auszug der Syrischen Christen aus dem heiligen Lande nach der Zerstörung von Ptolomais durch die Sarazenen am 18. Mai 1291. h. 2,31, br. 2,95. E: Königsberger Stadt-Museum seit 1841. Einen Teil der Kosten übernahm der KV. für Rheinl. u. W. – Berl. ak. KA. 42.
16. Christinnen in Sarazenischer Gefangenschaft. (1838).
17. Schlacht bei Patay 1429. Sieg der Jeanne d’Arc über die Engländer. Entwurf zu einem grössern Bilde. – Berl. ak. KA. 39.
18. Kaiser Heinrich III. (1039–1056). E: Kaisersaal im Römer zu Frankfurt a. M. Gestiftet vom KV. f. Rheinl. u. W. – Berl. ak. KA. 44.
19. Rheinfahrt des Reichsverwesers, deutschen Königs u. Oheims Kaiser Friedrich’s II., mit den deutschen Sängern.
20. Rudolf von Habsburg schützt den Bürger u. Bauer gegen den Uebermut der rheinischen Raubritter.
19 u. 20 Berl. ak. KA. 48; Dresd. ak. KA. 48. Skizzen zu beiden Bildern, den Frescogemälden auf Schloss Stolzenfels, waren auf der Berl. ak. KA. 50.
21. Kaiser Friedrich u. von Hohenstaufen begrüsst am Rhein, in der Nähe des Schlosses Stolzenfels, seine Braut, Prinzessin Isabella von England. Unbezeichnet. h. 2,33, br. 2,79. E: Kunstverein zu Bremen, angekauft 1862.
22. Drei Momente aus dem Leben der Jeanne d’Arc: Sendung, Sieg u. Tod. Drei Oelg. in einem Rahmen. – Berl. ak. KA. 50.
23. Die Jungfrau von Orleans auf sprengendem Pferde, das Banner Christi haltend. Bez. m. Monogr. Holz. h. 0,38, br. 0,46.
24. Die Jungfrau von Orleans auf dem Scheiterhaufen. Mit Monogr. h. 0,38, br. 0,26. Ein Bild „Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen“ war auf Schulte’s Ddfer KA. 50.
23 u. 24 Lepke’s Berl. K.-Auct., 29. Sept. 97 u. ff. Tage.
25. Tristan u. Isolde in der Verbannung. E: Stadtrat Keibel, Berlin. Gest. von F. Oldermann. gr. fol. – Berl. ak. KA. 50 u. 56.
26. Raub der Söhne Eduard’s IV. Die beiden Prinzen werden von ihrem Oheim, dem Herzoge von Glocester, in der Westminster-Abtei ihrer Mutter entrissen. 1850 gemalt. Bez: Stilke. h. 1,72, br. 1,27. E: Berl. Nat.-Galerie. Wagener’sche Samml. Schwarzkunststich von F. Oldermann. gr. fol. – Berl. ak. KA. 52.
27. Sieg der vereinigten deutschen Stämme über die Hunnen 451 bei Chalons sur Marne. Die Leiche des Ostgotenkönigs Theodorich ruht auf den Schilden der Besiegten, während Thorismund, sein ältester Sohn, als König auf den Schild erhoben wird. E: Schloss Berlin. – Berl. ak. KA. 56. Der Carton befand sich bereits auf der Ausstell. des Münch. KV., April 1848, eine Zeichn. auf der Berl. ak. KA. 50.
28. Judith u. Holofernes. Eigentum des preuss. Königshauses. – Berl. ak. KA. 56; Kölner allg. d. u. histor. KA. 61.
29. Hof einer rheinischen Ruine. War Eigentum Anton Bendemann’s in Berlin.
30. Kaiser Heinrich IV. auf der Flucht von der Harzburg. – Berl. ak. KA. 56. Eine Zeichn. befand sich auf der Berl. ak. KA. 50.
31. Judith beim Gastmahl des Holofernes.
32. Hagar bei dem erwachenden Ismael.
33. Wie Tristan u. Isolde verklagt werden.
31–33 Berl. ak. KA. 58.
34. Amazonen auf der Adlerjagd. – Hamb. KA. 62. Gest. von Jac. Felsing. gr. fol. Mannh. KV.-Bl. 1866.
35. 36. Der verwundete Kreuzritter; Aufnahme eines Kreuzritters in einem Kloster.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Ludwig des Bayern Kaiserkrönung zu Rom. 1328. Wandgemälde in den Arkaden des Hofgartens zu München. Die dem Hauptbilde entsprechende Allegorie „Der Ueberfluss“ ist von Carl Schorn gemalt.
2. Der Kölnischen Burg Godesberg Erstürmung durch die Bayern 1583. Nach Stilke’s Carton gemalt von Gottlieb Gassen. Die dem Carton zu Grunde liegende Federzeichnung Stilke’s befand sich bereits auf der Berl. ak. KA. 1830. Die dem Hauptbilde entsprechende Allegorie „Die Schutzwehr“ hat Carl Schorn gemalt.
3. Wandgemälde im kleinen Rittersaale des Schlosses Stolzenfels mit sechs Darstellungen der Tugenden des Rittertums:
1) Gottfried von Bouillon in der Kirche des heiligen Grabes seine siegreichen Waffen aufhängend (Glaube).

[842]

2) Rudolf von Habsburg hält Gericht über die Raubritter (Gerechtigkeit). Eine Skizze war auf der Berl. ak. KA. 50.
3) Minnesänger begleiten den König Philipp v. Schwaben u. seine Gemahlin auf der Rheinfahrt (Poesie). Eine Skizze war auf der Berl. аk. KA. 50.
4) Kaiser Friedrich II, der Hohenstaufe, begrüsst am Rhein seine Braut Isabella von England (Minne).
5) Hermann von Siebeneichen rettet mit Selbstaufopferung den Kaiser Friedrich I. Barbarossa (Treue).
6) Tod des blinden Johann v. Böhmen in der Schlacht bei Crécy 1346 (Tapferkeit).
Im Auftrage des Königs 1842–1846 gemalt. Der Carton befand sich auf der Berl. ak. KA. 48.
An der Fensterwand die in den Rheinlanden verehrten Streiter des Christentum’s S. Georg, Gereon, Mauritius u. Reinhold.
4. Europa auf dem Stier. Wandgemälde im Salon des Berliner Schlosses.
5. Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch Constantin den Grossen. Stereochrom. Wandgemälde im südlichen Kuppelsaal des Neuen Museums zu Berlin.
6. Enkaustische Deckengemälde im herzogl. Hoftheater zu Dessau: drei Gruppen allegorischer Gestalten. Die erste Gruppe stellt die Phantasie u. die Geschichte dar; die zweite: die Poesie, die Malerei, die Sculptur u. die Architectur; die dritte: die Tragödie, die Comödie, die Musik u. den Tanz.
7. Für einen Saal im Schlosse Kappenberg des Ministers von Stein waren Darstellungen aus der deutschen Geschichte beabsichtigt, namentlich
1) Die Städtegründung unter Heinrich I.
2) Die siegreiche Schlacht gegen die Magyaren bei Merseburg.

III. Zeichnungen, Aquarelle.[Bearbeiten]

1. Carton: Der blinde König Johann von Böhmen fällt in der Schlacht bei Crécy 1346 im Kampfe für Philipp von Valois gegen die Engländer. Bez: H. Stilke, Coblenz. h. 2,33, br. 2,79. E: KV. zu Bremen.
2. Aquarell: Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen empfingt Isabella von England, seine Verlobte, in der Nähe von Stolzenfels. Sie sitzt auf einem Zelter, durch einen von vier Pagen gehaltenen Baldachin beschattet. Mit Deckfarben weiter ausgeführt. h. 0,33, br. 0,37. Aus der Samml. Dr. Arnstein in Berlin auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 14. Jan. 90 u. ff. Tage u. aus der Samml F. Otto in Halle auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 16. Oct 95 u. ff. Tage.
3. Sclavenmarkt in Constantinopel. Aus der Samml. Fallou in Berlin, versteigert im Nov. 1877.

IV. Radirung.[Bearbeiten]

1. „Das kranke Mädchen“. Nach Reinick’s Dichtung in den „Liedern eines Malers mit Randz. seiner Freunde“. Bez: Stilke. gr. 4.