Christliche Symbolik/Amsel
singt in den Gebüschen mit tiefen angenehmen Tönen und lebt immer einsam. Daher ihr lateinischer Name merula von mera, die Einsame (hebräisch chamsa, die Verborgene), womit auch wohl der deutsche Name zusammenstimmt. Wegen ihrer Trauerfarbe und wegen ihres einsamen Waldlebens verglich man sie mit den frommen Einsiedlern oder dachte sie in Verbindung mit denselben. Daher die Legende vom heiligen Keiwing, welchem, als er gleich indischen Büssern die Hände unaufhörlich zum Gebete emporhielt, ohne sie sinken zu lassen, eine Amsel ihre Eier in die Hände legte und darauf brütete. Giraldi, topogr. Hiberniae c. 28. Daher auch das schöne Gleichniss in Albertini, Weltschauplatz 1617. [56] S. 493: Wie die Amseln in der Waldeinsamkeit lieblich singen und Gott loben, wenn sie aber von den Menschen eingefangen und üppig gefüttert werden, die schlechten Melodien erlernen, welche ihnen diese vorpfeifen, also verdirbt auch der Fromme, der in Einsamkeit Gott gedient hat, wenn er den Verlockungen der Weltkinder unterliegt.
In einem sogenannten Albertus Magnus, Nürnberg 1755. S. 186 heisst es: Wenn man Federn aus dem rechten Flügel einer Amsel mit einem noch ungebrauchten rothen Faden umbindet, so kann Niemand im Hause schlafen, und wenn man ein Amselherz unter den Kopf eines Schlafenden legt, so muss er Alles beichten, was er weiss. Sollte hier wieder an eine Beziehung der Amsel auf die Geistlichen, als die Beichtväter, gedacht werden müssen?
Mit diesen Beziehungen der Amsel auf den geistlichen Stand (wobei man zunächst wohl an ihre schwarze Farbe dachte) hängt auch ein Elsässer Volksliedchen zusammen (in Stöbers Volksbüchlein S. 28.). Wenn ein Kind irgendwo herabspringen will, spricht es:
Do steh i uff der Kanzel
Unn breddi wie e-n - Amsel:
Do kummt e Bue
Unn nimmt merr d’Schueh,
Do kummt e Maidel
Unn nimmt merr d’Kabb,
Do fall i vun der Kanzel erab.
Die Goldamsel (Pirole) heisst Petervogel (französisch pierret), weil er immer Peter ruft. Auch soll er von der Luft leben. Conrad von Megenberg, Buch der Natur s. v.