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Christliche Symbolik/Aussatz

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Aussatz,

Sinnbild des äussersten menschlichen Elends, welches zur Prüfung oder Strafe dient. Schon Hiobs Gottvertrauen wurde durch diese ekelhafte Krankheit geprüft. Um’s Jahr 1300 wurde der Tertiarier Bartholus aussätzig, aber, obwohl selbst des Trostes bedürfend, vielmehr durch seine Predigten ein Trost Anderer. Görres, Gesch. der Mystik II. 43. Der griechische Dichter Philo besang das geduldige Leiden und Sterben eines aussätzigen Mönches. Christi Beispiel nachahmend, der Aussätzige durch Berührung heilte, Matth. 8, 1. Mark. 1, 40. Luk. 17, 11., küssten die heilige Agatha, Albert, Franciscus, Martin, Odilo, Romanus, desgleichen die heilige Coleta, Michelina einen Aussätzigen. Durch die Taufe heilte einen der heilige Eleutherius. Einen noch dazu bösen und undankbaren Kranken dieser Art pflegte der heilige Eulogius fünfzig Jahre lang. Silbert, Legenden I. 60. Als der heilige Otto von Bamberg von einem polnischen Fürsten einen kostbaren Pelz bekam, hing er ihn sogleich einem Aussätzigen um. Die heilige Elisabeth wusch eigenhändig einen; berühmtes Bild von Murillo. Je widriger und unausstehlicher Anblick und Geruch der Kranken ist, um so mehr bewährt die Seele ihre Kraft, indem sie diesen Ekel überwindet. Ada von Belomeir in den Niederlanden legte einmal aus Mitleid einen Aussätzigen in ihr Ehebett; als aber ihr Mann dazu kam, war der Kranke verschwunden und das Bett voller Rosen. Thomas Cantiprat. de apibus, Wolf, niederländische Sagen Nr. 301. Dasselbe wird von Papst Leo IX. berichtet. Schrökh, Kirchengesch. 22, 351.

Der heilige Macharius bekam von einer reichen Jungfrau Geld, um ihr Juwelen zu kaufen, brachte das Geld aber in ein Spital und zeigte nachher der Jungfrau die buntfarbigen Wunden und Beulen der Aussätzigen: „das seyen die Hyacinthen und Smaragden, die er ihr gekauft habe.“ Silbert, Legenden II, 409.

[96] Durch Glauben wurde Naëman vom Aussatz frei, derselbe Aussatz aber fiel auf Gehasi, als dieser im Namen des Propheten Elisa, jedoch ohne dessen Wissen, von Naëman für die Heilung Geld verlangte und erhielt. 2 Könige 5. Zur Strafe wurde Taland[WS 1] aussätzig, der die heilige Hildegard verleumdet hatte, und sie selbst war es, die ihn heilte. Doch erscheint die Krankheit als Strafe häufiger in jüdischen und muhamedanischen Legenden, als in christlichen. Die Juden leiten sie vom Teufel her, Eisenmenger II. 425. Ebenso die Perser, vgl. Herodot I. 138. Zendavesta von Kleuker II. 325. Im christlichen Sprachgebrauch gilt Aussatz für Sünde überhaupt; durch die Sünde ist die ganze Welt gleichsam aussätzig geworden und wird nur durch Christi Opferblut wieder rein gewaschen. Damit hängt die Symbolik des im Blut des Lammes reingewaschenen weissen Kleides der Gerechtfertigten und Seligen zusammen. Davon abgeleitet sind auch die schönen deutschen Volkssagen vom Blut unschuldiger Kinder, durch welches der Aussatz geheilt werden kann. Engelhardt, im gleichnamigen Gedicht des Conrad von Würzburg, opfert seine eignen Kinder, um seinen aussätzigen Freund durch deren Blut zu heilen. Dasselbe wiederholt sich in der Sage von Amicus und Amelius. Im armen Heinrich des Hartmann von Aue opfert sich ein zwölfjähriges Mädchen, um einen kranken Ritter durch ihr Blut zu heilen. An dieser rührenden Treue, die keineswegs ausserhalb der Grenzen des natürlich Möglichen liegt, haben die Modernen, z. B. Ellissen in seiner Polyglotte I. 218, gar grosses Aergerniss genommen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'Tallan'