Christliche Symbolik/Bad
Sinnbild der Reinigung, des Abwaschens aller Sünden oder Krankheiten. Die Taufe der ersten Christen war ein förmliches Bad, Untertauchen des ganzen Leibes; was die Wiedertäufer wieder eingeführt haben. Allein es entsprach der christlichen Keuschheit nicht, sich entblösst darzustellen, daher die Benetzung des Kopfes mit geweihtem Taufwasser genügend erfunden wurde. Die ältern Oster- und Johannisbäder gehören, obgleich sie bis in die christliche Zeit fortdauerten und eine christliche Deutung erhielten, ursprünglich doch nur dem Heidenthume an. Daher schon Augustinus, opp. V. 903, dagegen eiferte. Im Osterbade reinigte und verjüngte sich der Heide, wie die Natur im Frühling. Im [101] Johannisbade legte er im Bade gleichsam seine Sünden ab, weil um diese Zeit die Sonne von ihrem hohen Stande herabsinkt und in die Zeit der Busse eintritt. Die beste christliche Deutung dieses Bussbades ist in der schönen Legende vom „König im Bade“ enthalten. Nach den gestis Romanorum, cap. 59, sass einmal der römische Kaiser Jovianus im Bade, dachte, wie reich und mächtig er sey, und überhob sich in Stolz. Da wurden ihm aber die Kleider gestohlen und seine Gestalt durch Gott völlig verändert, so dass ihn seine eignen Leute nicht wiedererkannten, sondern als einen nackten alten Bettler davonjagten. Erst als er Busse gethan, ward er in den vorigen Stand wieder eingesetzt. In andern Legenden des Mittelalters wird er auch Damianus genannt. Die morgenländischen Legenden erzählen das Nämliche vom König Salomon.
Nicht kirchlich wie die Taufe, aber üblich war vor der Hochzeitsfeier ehemals das Brautbad. Vgl. Schmellers Bayr. Wörterbuch I, 154. Auch ein Reinigungsbad bei Todesfällen, das sogenannte Seelenbad oder die Todtentaufe, indem man an einigen Orten ein Gefäss mit Wasser vor die Leiche stellt, worin die abgeschiedene Seele sich baden soll. Damit darf man aber andere sogenannte Seelenbäder nicht verwechseln, die blos öffentliche Bäder sind, in denen Arme unentgeltlich baden können, und die Seelenbäder nur deswegen heissen, weil sie von Verstorbenen gestiftet sind. Vgl. Schmeller III, 226.
Dazu kommen nun noch besondere Prüfungsbäder. Das berühmte Hexenbad. Man warf der Hexerei verdächtige Weiber in’s Wasser; wenn sie nicht untersanken, so war es gewiss, dass der Teufel ihnen beistehe. Vgl. Soldan, Hexenwesen S. 279. Im alten Gedichte von Wigamur kommt ein Bad vor, worin sich ein Stein befindet, der sich dunkel färbt, so wie ein Unkeuscher hineinsteigt. Die Ritter des Bathordens in England mussten vor ihrer Einweihung ein feierliches Bad nehmen. St. Pelagie, Ritterwesen II. im Anhang.
In der Bibel stehen sich zwei berühmte Frauenbäder [102] gegenüber, das der Bathseba, aus dem die Sünde entspringt, und das der Susanna, in dem sich die Tugend bewährt.
Von Constantin dem Grossen sagt die Legende, er habe sich in frischem Menschenblut gebadet, um eine Krankheit los zu werden, aber vergebens, bis er, durch eine Vision bewogen, das Bad der Taufe brauchte. Beschreibung von Rom III, 1. 538. – Von der heiligen Katharina von Genua sagt die Legende, sie sey so in Gottes Liebe entbrannt gewesen, dass, wenn sie nur den Fuss in’s Bad setzte, das Wasser siedete. – Die heilige Cäcilia wurde im heissen Bade erstickt. Bei der Christenverfolgung in Japan stürzte man die Christen zu Hunderten in ein von Natur siedend heisses Wasser. Kämpfer, Japan I. 122.
Der heilige Patrik in Irland überfiel die beiden heidnischen Prinzessinnen Ethura und Fethlimia im Bade, bekehrte sie und taufte sie gleich in demselben Wasser, die irdische Reinigung in eine himmlische verwandelnd. Th. Moore, Geschichte von Irland I. 260. Der heilige Jakob von Nisibi wurde, als er sittsam und mit niedergeschlagenen Augen an einem Flusse, worin Mädchen badeten, vorbeiging, von diesen verhöhnt; auf sein Gebet aber wurden sie in hässliche alte Weiber mit grauen Haaren verwandelt.