Christliche Symbolik/Berge

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Berge.

„Ehe denn die Berge waren, war ich, spricht der Herr. Wie erhaben und festgegründet sie erscheinen, sie zerfliessen vor Gott, wenn er will.“ Jesaias 64, 1. „Sie schmelzen wie Wachs vor ihm,“ Psalm 97,5. „Sie beben vor ihm,“ Nahum 1, 5. „Gott wird sie zerdreschen,“ Jesaias 41, 15. „Sie werden alle fallen und weichen, nur Gottes Gnade nicht.“ Jesaias 54, 10.

Gleichwohl ist die Erde der Fussschemmel Gottes, und über alle Berge erhaben wird in den letzten Zeiten Gottes Tempel auf dem höchsten Berge stehen. Micha 4, 1. Jesaias 2, 2. „Der Berg Gottes ist ein fruchtbarer Berg, ein gross und fruchtbar Gebirge. Was hüpfet ihr grossen Gebirge? Gott hat Lust, auf diesem Berge zu wohnen, und der Herr bleibet auch immer daselbst.“ Psalm 68, 16. Darauf bezieht [124] sich die Fabel des Talmud vom Wettstreit der Berge und vom Siege des Sinai. Eisenmenger, entd. Judenth. I. 418, II. 246. 847. Auch Dante versetzt das Paradies auf den höchsten Berg, der gleichsam alles Heilige der biblischen Berge in sich vereinigt. Vgl. Kopisch zu Dante S. 491.

Vorzugsweise heilige Berge sind in der Bibel der Ararat, auf den nach der Sündfluth die Arche Noah’s zuerst sich niederliess; Horeb, auf dem Gott im feurigen Busch dem Moses erschien; Sinai, auf dem Gott Moses das Gesetz gab; Nebo, auf den Moses starb; Zion, auf dem David seine Burg baute; Moria, auf dem Salomon den Tempel baute; Thabor, auf dem Christi Verklärung stattfand; Golgatha, auf dem er starb; der Oelberg, auf dem er oft verweilte und zuletzt gen Himmel fuhr. – Als vorzugsweise heilig, beständiger Sitz Gottes und Mittelpunkt der Welt galt den Juden erst der Sinai, später der Berg Zion. Vgl. Gesenius zum Jesaias III. 316. Der Berg Karmel erscheint im alten Testament geheiligt durch den Propheten Elias, der hier weilte und für den ersten Einsiedler gilt.

Im Abendlande wurden viele Kirchen auf Bergen erbaut, theils im Andenken an die heiligen Berge des Morgenlandes, theils um alte Stätten heidnischer Verehrung christlich zu läutern und zu weihen. Vorherrschend war der Gedanke, dass sich die Engel auf den steilsten Bergsitzen niederlassen, die dem Himmel am nächsten sind, mit Bezug auf den Propheten Nahum 2, 1: „Auf den Bergen kommen Füsse eines guten Boten“ – und der darunter liegende Abgrund erinnerte an den Sieg des Erzengels Michael über den Satan, den er in den Abgrund stürzt. Daher die zahlreichen Michelsberge und Michelskapellen auf Bergen; der vornehmste dieser Engelsberge ist aber das Vorgebirge Gargano in Apulien. – In einem altdeutschen Kirchenliede heisst die heilige Jungfrau als Königin des Himmels „der himmlischen Bergen Begierd“. Marian. Liederschatz, Augsb. 1841, S. 25.

Als feindlicher Gegensatz zum Berge des Tempels (Moria) erhebt sich der Berg Garizim mit dem Tempel des falschen [125] Cultus der Samariter, ein sehr altes Sinnbild aller späteren Häresien.

Die Stadt auf sieben Hügeln, die in späterer Zeit das heilige Rom bedeutete, war ursprünglich durch den siebenköpfigen Drachen versinnlicht und bedeutete Zions Feindin, das übermächtige und ruchlose Babel, aber auch Jerusalem selbst in seinem Abfall und Götzenthum. Vgl. Züllich, Offenbarung Joh. II. 255.

„Der Glaube kann Berge versetzen.“ 1. Korinth. 13, 2. Spöttisch forderte einst der letzte Chalif von Bagdad, Mostasem Billah, die Christen auf, diesen Spruch wahr zu machen, und drohte ihnen mit dem Tode oder mit der Beschneidung, wenn ihr Gebet nicht stark genug seyn sollte, wirklich einen Berg, den er ihnen zeigte, zu versetzen. Da betete ein frommer christlicher Handwerker und — der Berg setzte sich in Bewegung. Marco Polo von Bürk S. 80. Gregor Thaumaturgus soll ebenfalls einen Berg versetzt haben. Von Muhamed dagegen erzählt man, als er einmal einem Berg befahl, zu ihm zu kommen, und der Berg nicht kam, habe er sich geschwind besonnen und sey selbst zu dem Berge gegangen. Vom heiligen Wolfgang sagt die Legende, er habe einen fallenden Berg blos mit der Hand aufgehalten.