Christliche Symbolik/Esel

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Esel.

Je verachteter dieses Thier bei den Juden war, um so greller tritt die blinde Wuth Bileams hervor, der noch weniger Verstand zeigte, als sein Esel. – Indem Ochs und Esel an der Krippe des Heilands gepaart werden (Vorbild dazu Jesaias 1, 3.), vertreten sie das gesammte Thierreich, der Ochs die reinen, der Esel die unreinen Thiere. Im 5ten Buch Mosis 22, 10. wird dieser Gegensatz ausgedrückt, indem es heisst: „Du sollst nicht zugleich mit Ochs und Esel ackern.“ Diese beiden Thiere an der Krippe stehen parallel mit den beiden Schächern am Kreuze. Sie verhalten sich wie der [255] fruchtbare und unfruchtbare Boden, in den der Säemann denselben Samen streut. Sie erinnern noch an die Thiere, die Adams Geburt im Paradiese assistirten; aber bei Christi Geburt war bereits die grosse Scheidung unter den Creaturen eingetreten, der Ochs bedeutet daher nur die für das Heil empfänglichen, der Esel aber die dasselbe zurückweisenden Seelen. Das allein ist der Sinn der beiden Thiere an der Krippe, und alle Versuche, sie aus dem ältern persischen Mithracultus (vgl. Seel, Mithrageheimnisse, Tafel XVIII.) zu erklären, sind überflüssig, weil hier eine specifisch christliche Symbolik selbstverständlich vorliegt.

Der Einzug des Heilands in Jerusalem auf der Eselin wurzelt in der nämlichen Symbolik. Auch hier wählt der Herr des Himmels das verächtlichste Thier der Erde, um des Contrastes willen. Aus der frommen Erinnerungsfeier wurden im Mittelalter durch Missbrauch des Humors, der mit dem in Prozession herumgeführten Palmesel getrieben wurde, die sogenannten Eselsfeste, worüber man Schrökhs Kirchengesch. 28. 273, Flögel, Geschichte des Groteskkomischen 167. und Du Cange s. v. festum asini vergleichen kann. Ein deutscher Volksaberglaube leitet das dunkle Kreuz auf dem grauen Rücken der Esel vom Heiland her. Erst seit er auf der Eselin geritten, sey dieses Kreuz entstanden. Hagen, Germania VII. 438. In Verona zeigt man noch die Haut des Palmesels, und glaubt, von ihm stammen die Esel der Stadt ab. Kreyssler, Reise S. 1028. Berckenmeyer, kur. Antiquit. I. 373.

In den Heiligenlegenden behält der Esel seine ursprüngliche Bedeutung. Vor der Hostie, die von den Menschen verachtet worden, kniet der Esel nieder, auf das Gebot des heiligen Antonius von Padua (Pendant zum Wunder des redenden Bileamsesels). Um Gottes Willen zu erkunden, wo ein neues Gotteshaus gebaut werden sollte, liess man im Mittelalter zuweilen einen Esel laufen und baute da, wo er still stand. So das Kloster Maulbronn in Schwaben. So Moosburg nach Müllers Sagen der Bayern 24. Auch Kloster [256] Nidda. Grimm, deutsche Sagen II. 362. Die Eselswiese bei Querfurt hat den Namen von einem Esel, der hier stetig wurde und den heiligen Bruno nicht weiter tragen wollte, weil ihm Unglück drohte. Grimm, deutsche Sagen II. 369.

Der Esel ist in den allegorischen Darstellungen des 17ten Jahrhunderts oft Sinnbild der Fleischlichkeit, des rohen Sinnenmenschen. Der Esel wird reichlich gefüttert und geputzt, indess die „arme Seele“ verhungert und erfriert. Oraei, eicones mysticae. Francof. 1610. p. 37 f.