Christliche Symbolik/Fuss

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[304]
Fuss,

das Niedrigste am Menschen, daher Sinnbild der Selbsterniedrigung und Demuth. Christus wäscht den Aposteln die Füsse, Joh. 13, 16. Zur Erinnerung daran wäscht der Papst, der deutsche Kaiser, der russische, die Könige von Neapel etc. jährlich am Gründonnerstage zwölf greisen Bettlern die Füsse. Der Bettler ist der Niedrigste in der Gesellschaft, sein Fuss wieder das Niedrigste an ihm selbst; Papst und Kaiser aber beugen sich doch unter ihn und erweisen ihm Ehre. – Ein seltenes, vielleicht einziges Bild ist das in einem alten Psalterium der Stuttgarter Bibliothek, Bibl.-Nr. 23. p. 34b, auf welchem alle Apostel vor Christo knien und ihm die Füsse küssen.

[305] Maria Magdalena, die reumüthige Sünderin, nicht würdig, sich zu des Heilands Haupt zu erheben, sitzt demüthig zu seinen Füssen, indem sie auf seine Lehren horcht, oder salbt seine Füsse, oder umfasst seine Füsse am Kreuz, oder sinkt zu seinen Füssen, als er ihr in Gärtnersgestalt erscheint. Vgl. Clarus, Geschichte d. Magdalena S. 111.

An abgehauenen Füssen erkennt man den heiligen Victorinus; an durchnagelten, auf denen sie gehen müssen, die Heiligen: Conon, Eutropius, Sergius und Sozon.

Zwei symbolische Füsse oder Fusstapfen sind häufig auf altchristlichen Gräbern eingehauen. d‘Agincourt, sculpt. 8. Zuweilen stehen darin die Worte: In Deo, Boldetti p. 419, und zwar in Bezug auf 2. Korinth. 5, 8: „Wir haben Lust, aus dem Leben zu wandeln und daheim zu seyn bei dem Herrn.“ Sie beziehen sich auch wohl auf die Fussspuren, welche Christus auf dem Oelberg bei seiner Himmelfahrt soll zurückgelassen haben. Dieselben sollen sich niemals haben übermauern lassen, so dass man nur eine oben offene Rotunde darüber wölben konnte. Paul. Nolani epist. 11, 4. Sulpit. Severi sacra hist. 2, 33. Hofmann, Apokr. 399. In der heiligen Schrift ist nicht davon die Rede, aber es heisst 1. Petri 2, 17: „Christus hat uns ein Vorbild gelassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fusstapfen.“ Jene erhaltenen Fussspuren Christi sind nach Westen gewendet, als kämen sie von Osten. Molani, hist. imag. p. 415. Kreuser, Kirchenbau I. 45. Pococke, II. 43, fand sie von Nord nach Süd gerichtet.

Vor- und Gegenbild waren die Fusstapfen Adams auf dem sogenannten Adamspik der Insel Ceylon, wohin Adam, als er aus dem himmlischen Paradiese gestürzt wurde, auf die Erde herabgefallen seyn soll. Mit seinen Füssen trat die Menschheit in die Welt ein, Christus zeigt ihr die Spur zum Himmel zurück. Vgl. über Adamspik Ritter, Erdkunde VI. 54. 60. Langstedt, Hindost. Denkw. 24. Hoffmeister, Briefe aus Indien 118.

[306] Auch Heilige lassen in den Legenden häufig die Spuren ihrer Füsse zurück, zum Zeichen der grossen Gefahr, der sie durch ihre Heiligkeit entgangen sind, indem sie über einen Fluss oder weiten Abgrund sicher hinübergeschritten oder zur Beurkundung der Wahrheit, zur Beschämung ihrer Feinde. Doch dürften viele solche Reliquien aus älterer Heidenzeit herstammen und nur christianisirt worden seyn; denn es ist kein Zweifel, dass auch schon die Heiden in Stein eingeprägte Fussspuren ihrer auf Erden wandernden Götter verehrt heben. Wenn die Fusstapfen Christi, die an verschiedenen Orten im heiligen Lande gezeigt werden, ferner die, welche er bei einem Besuch des Petrus in Rom, bei einem Besuch der heiligen Katharina zu Siena etc. eingedrückt haben soll, und die dort noch gezeigt werden (vgl. Ritter, Vorhalle 340, Keyssler, Reise 410. 613.), in den Grenzen der reinen Legende auch einen specifisch christlichen Charakter tragen, so verrathen dagegen andere einen heidnischen Beischmack, z. B. die Fusstapfen, die der Heiland zurückgelassen haben soll, indem er, von Feinden verfolgt, von einem Berg auf den andern sprang, Montevilla 82, oder indem er durch einen Berg hindurchging, der sich vor ihm öffnete, Nieremberg, hist. nat. p. 466; oder indem er den Teufel in einen Abgrund stürzte, was bei Henneberg geschehen seyn soll. Preusker, Blicke in die Vorzeit III. 163. Auch noch andere sogenannte Herrgottstritte kommen weit entfernt vom heiligen Lande vor, z. B. der am Rosenstein in der schwäbischen Alb, Crusius, schwäb. Chron. II. 428; der in der Stubnitz auf Rügen, Temme, pommer. Sagen Nr. 276; bei Selb unfern von Eger in Böhmen, Helfrecht, Fichtelgeb. 219. Der Eselsprung bei Liebenstein; Christus soll, auf dem Esel reitend, von einem Berge herabgesprungen seyn. Thüringen und der Harz VIII. 146. Denselben heidnischen Charakter tragen auch die verschiedenen Rittersprünge, z. B. der des heiligen Georg bei Steinen, Ziehnert, sächs. Volkss. II. 3, und an der Donau, Hormayr, Taschenb. 1822, S. 258; der des heiligen Magnus bei Füssen in Tirol, Weber, Tyrol I. 217; der des [307] heiligen Petrus im Wiesenthal, Baader, bad. Sagen Nr. 28; des h. Capratius, Wolf, niederl. Sagen Nr. 144; des h. Sigismund im Muottathal, Otto, Schweizersagen 27.

Die Fusstapfen der heiligen Jungfrau, bei ihrer Himmelfahrt zurückgelassen, wie die ihres Sohnes, haben auch die nämliche Bedeutung. Sie sind die Spur, der Weg zum Himmel. Gesetzt auch, die Fussspuren, die man auf dem Frauenberge in Würzburg zeigt, stammten wie Anderes im alten Frauencultus daselbst aus heidnischen Zeiten und es sey hier nur einem heidnischen Sinnbild eine christliche Bedeutung und höhere Weihe gegeben worden, so ändert das am rein christlichen Charakter der Symbolik nichts. Die schönste Anwendung von dem Symbol des Marienfusses machten die Baumeister der gothischen Dome im Mittelalter, indem sie die Blumenform des sogenannten Frauenschuh immer an den höchsten Spitzen der Thürme und Thürmchen oben auf dem Kreuze anbrachten. Fusstapfen der Maria kommen auch zu Brixen, in Rom (sogar zweimal), zu Capua und an vielen andern Orten vor. Auch im Kloster Potschajew in Russland, wo aus dem Innern des Fusses ein Quell entspringt. Ausland 1839, S. 195. Solche des Erzengels Michael auf dem Berge Gargano, sogar des heiligen Thomas in Paraguay in Südamerika. Vgl. Bagatta, admir. V. 1.