Christliche Symbolik/Gergesener Säue

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Gergesener Säue.

Nach Matth. 8, 28 f. fand Christus in der Gegend der Gergesener zwei in Gräbern wohnende Besessene von unnahbarer Wildheit. Als aber die Teufel Christi Nähe spürten, zitterten sie und sahen gleich voraus, er werde sie aus den Leibern der Besessenen austreiben, baten ihn daher nur, er möge sie nicht in die Hölle schicken, sondern ihnen erlauben, in die in der Nähe weidende Heerde Säue zu fahren. Er erlaubte es ihnen, sie fuhren in die Säue und die ganze Heerde stürzte sich mit einem Sturme in's Meer. Nach Luk. 8, 27. war es nur ein Besessener, in dem aber der Teufel Legion (d. h. viele Teufel) wohnte. – Diese merkwürdige Bibelstelle ist übel gedeutet worden. Herder (zur Theologie 16. 225.) macht den Besessenen einfach zum Wahnsinnigen. Paulus (Leben Jesu I. 233.) meint, Christus habe sich nur einen Scherz gemacht und die Lüge ersonnen, als würden die Teufel in die Säue fahren, um den Einbildungskranken wiederum durch eine Einbildung zu heilen. Olshausen (I. 306.) glaubt an die einfache Thatsache, bedauert aber die unschuldigen Säue sowohl als den Besitzer der Heerde. Das sind alles kleinliche Auffassungen. Das Bedeutende dieser evangelischen Erzählung liegt allein in der Furcht der Teufel vor Christo, in der Anerkennung, dass nur das Göttliche durch Christum im Menschen wohnen soll, nicht das Teuflische, sondern dass die wahre Heimath des Teuflischen nur die bestialische, nicht die menschliche Natur seyn könne. Doch ist das Schwein hier keineswegs blos sinnbildlich zu verstehen; die Verwandtschaft des Diabolischen mit dem Schwein ist vielmehr eine sehr reelle und von allen Völkern seit uralter Zeit erkannt.

Unmittelbar vor diesem Teufelaustreiben war Christus auf dem See gefahren und im Schiff eingeschlafen. Da ein [332] heftiger Sturm sich erhob, weckten die erschrockenen Jünger ihn auf und riefen: „Herr, hilf uns!“ Er aber sprach: „Warum seyd ihr so furchtsam?“ und stillte das Meer. Matth. 8, 24 f. Dieses Wunder hängt genau mit dem von den Säuen zusammen. Dasselbe Meer, welches dem Gottmenschen nichts anhaben kann, wird den Säuen verderblich. Die Tiefe verschlingt nur, was ihr gehört.

Derselben Symbolik entspricht die Gegenüberstellung von Pharao’s Untergang im rothen Meer und des Elias feurige Himmelfahrt auf der Thür der Kirche S. Sabina in Rom. d’Agincourt, sculpt. tab. 22.