Christliche Symbolik/Kind

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Kind.

Ein kleines geschlechtsloses Kind ist das Sinnbild der Seele. So geht auf altdeutschen Bildern, welche den Tod der Maria darstellen, insgemein das kleine Kind aus dem Munde der Sterbenden hervor und wird von dem vor ihrem Bett stehenden Christus aufgenommen. So auf einem berühmten Bilde von Memling. Schnaase, niederl. Briefe S. 347. und anderwärts Didron, man. 286. Waagen, Paris 228. 276. 286. Waagen, Berliner Mus. 257. Twining, symb. pl. 70. 71. Auf alten Mosaiken in Maria Maggiore. Bunsen, Beschr. von Rom III. 2. 284. Gar naiv bietet ein Betender Gott seine eigne, als kleines Kind auf seinen Händen schwebende Seele dar, Twining pl. 73. Die Seele des Lazarus als kleines Kind in Abrahams Schooss findet sich in der Handschrift der[WS 1] Herrad von Landsberg; desgleichen in Freiberg in Sachsen. Waagen, Deutschland I. 11; auf alten Miniaturen in Paris, Waagen, Paris 209; die Seele des Herodes als Kind vom Teufel geholt, daselbst 313. — Dominica, zubenannt vom Paradiese, sah einmal in einer Vision ihre eigne Seele als kleines Kind und wusch es rein. Görres, Mystik I. 339. Wie die Seele des gesteinigten heiligen Stephanus von Engeln als kleines Kind empfangen wird, zeigt ein altes Bild. v. Quandt, Reise in's mittägl. Frankreich S. 213. Auf Bildern der Kreuzigung fährt sehr oft den sterbenden Schächern die Seele als kleines Kind aus dem Munde und wird bei dem einen von Engeln, bei dem andern von Teufeln in Empfang genommen. Waagen, Deutschland I. 340. Dieses Kind ist als Seele immer nackt und geschlechtslos. Aus Anstand erscheint die Seele der heiligen Jungfrau meist als ein bekleidetes Kind, daselbst I. 46. Auch in einem Berliner Bild. Catal. von 1830, S. 257. Und die Seele Jesu auf Verkündigungsbildern in Windeln. Molanus [476] (hist. imag. p. 274) ereifert sich sehr ohne Noth gegen die Bilder der letztern Art. Er findet es in hohem Grade unanständig, ja ketzerisch, dass in den Lichtstrahl, der von Gott ausgehend die heilige Jungfrau befruchtet, ein kleines Kind gemalt werde. Die Kirche stelle fest, dass Christus erst in Maria selbst Fleisch angenommen habe, er könne es mithin nicht schon aus dem Himmel mitgebracht haben. Allein das kleine Kind im Lichtstrahl soll gar nicht einen fleischlichen Embryo, sondern lediglich die Seele bedeuten nach einem althergebrachten Typus in der abendländischen Kirchenmalerei. Es muss befremden, dass schon vor mehr als zweihundert Jahren zur Zeit jenes Molanus die Verständniss der orthodoxen Bildnerei so gänzlich vergessen war.

Das Kind ist ferner Sinnbild der Unschuld, der ersten paradiesischen Reinheit, wie der künftigen Seligkeit. Unmittelbar nach der Geschichte vom Pharisäer, der sich überhebt: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie dieser,“ und vom Zöllner, der demüthig an die Brust schlägt und spricht: „Gott sey mir Sünder gnädig,“ folgt bei Lukas 18, 15. unmittelbar nach dem Gespräche über die Ehe bei Matthäus 19, 13. und Markus 10, 13. die Geschichte von den kleinen Kindern, die man zum Heiland bringt, dass er sie segne. Die Jünger wollen die lästigen Kinder fortjagen, aber Christus spricht: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Wer nicht das Reich Gottes nimmt wie ein Kind, der wird nicht hinein kommen.“ Abgesehen von der symbolischen Bedeutung ist hervorzuheben, dass der Heiland die Kinder in seinen besondern Schutz nimmt, eine zarte Aeusserung göttlicher Liebe, die sich weder im Heidenthum noch Judenthum findet.

Heilige, die noch Kinder waren, sind der heilige Vitus, Wendelin, die heilige Regiswinde. Besondere kirchliche Verehrung geniessen die „unschuldigen Kinder“, welche Herodes zu Bethlehem umbringen liess. Sie sind eigentlich die ersten Martyrer, aber unbewusst und ungetauft. Daher ihnen ihre Stelle am untersten Saum des Himmels angewiesen ist. Vgl. [477] Limbus. Als lieblichen Kranz umschliessen sie oft auf Bildern des Weltgerichts oder himmlischer Huldigungen den Himmel nach unten. König René malte sie in zwei Reihen um die Maria her. So auch Alamanus in Einer Reihe. Kunstbl. 1841, S. 375. Ihnen ist der 28. Dezember geweiht, an welchem Tage die Kinder besondere Freiheiten geniessen. In Schwaben heisst man ihn den Pfeffertag, weil die Kinder mit Wachholderzweigen umhergehen und das Recht haben, Jeden, der ihnen begegnet, damit zu schlagen (zu pfeffern), bis er ihnen ein Geschenk gibt.

Ausser den Propheten Elias (1. Kön. 17, 22.) und Elisa (2. Kön. 4, 34.) sind auch die Heiligen Franciscus (Catalog des Berliner Mus. von 1830, S. 48), Dominicus (Naglers Lex. XVIII. 457.) und Martin (Catal. des Wiener Belvedere 1845, S. 25) daran auf Bildern kenntlich, dass ein todtes Kind vor ihnen liegt, welches sie durch Wunderkraft zum Leben erwecken.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'des'