Christliche Symbolik/Kirchenväter

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Kirchenväter.

Die vier abendländischen Kirchenväter St. Hieronymus, St. Ambrosius, St. Augustinus und St. Gregorius erscheinen auf Kirchenbildern sehr häufig als Pendanten zu den vier Evangelisten, ja sie nehmen zuweilen sogar die Attribute der letztern an, auf einem Bild von Sacchi im Louvre z. B. Hieronymus den geflügelten Menschen, Ambrosius den Löwen, Augustinus den Adler, Gregorius den Ochsen. Waagen, Paris 421. Hieronymus ist in der That der mildeste, Ambrosius der kühnste, Augustinus der geistig feurigste und Gregorius der fleissigste, unermüdlichste Arbeiter im Acker des Herrn gewesen. Sie werden in ihrem gewöhnlichen Ornat, Hieronymus als Cardinal, Ambrosius und Augustinus als Bischöfe, Gregorius als Papst und jeder mit einem Buch in der Hand gemalt. Sie heissen auch die vier Doctoren der Kirche. Gewöhnlich folgen sie in der angegebenen Rangordnung auf einander, Hieronymus voran, doch ist Streit darüber gewesen, wem der Vorrang gebühre. Molani, hist. imag. p. 355. — Im Augustinerkloster zu Lima ist Gott Vater gemalt, eine Sonne in der Hand haltend, deren Strahlen auf die Kirchenväter fallen. Kunstbl. 1823. S. 47.

Es wird passend seyn, alle vier hier kurz zu charakterisiren. Der erste, St. Hieronymus, Cardinal, geborner Dalmate, [489] vornehm und gelehrt, war ein christlicher Cicero. Das grösste Ansehen erwarb ihm seine lateinische Bibelübersetzung. Er führte gleichsam Christum bei den lateinisch redenden Völkern ein, wie ihn Johannes der Täufer zuerst den Juden verkündet hatte. Desshalb wird der heilige Hieronymus öfter als Nachfolger Christi mit Johannes als dem Vorläufer zusammengestellt. Vgl. Kunstblatt 1846. Nr. 28. Daher auch die Uebereinstimmung im Einsiedlerleben Beider. Auch der heilige Hieronymus lebte in der Wüste, wo ihn einmal ein himmlischer Posaunenschall erschreckte, und wo sich ein Löwe zu ihm gesellte, dem er einen Dorn aus der Tatze zog und der ihm fortan wie ein Hund folgte. Zur Busse pflegte er sich mit einem Steine auf die Brust zu schlagen. In allen diesen Situationen ist er oft gemalt worden. Auch wenn er im vollen Purpurornat eines Cardinals erscheint, hat er den Löwen bei sich. Correggio malte ihn in Parma mit einem grossen Buche vor dem Christkinde, dem ein Engel eine Stelle des Buches zeigt. In seinem Leben und Wirken spiegelt sich die Verschmelzung zweier ursprünglich heterogener Elemente im Christenthum, nämlich des orientalischen Wüstenlebens mit der römischen Pracht und Vornehmheit, das Anachoretische und das Hierarchische.

St. Ambrosius stammte (im 4ten Jahrhundert) vom altrömischen Patriciat her und vereinte alte Römertugend mit der Würde des Seelenhirten. Mit ihm kam, wie am besten Gfrörer in s. Kirchengeschichte II. 587 f. dargethan hat, Mannheit und grosse Politik in die abendländische oder lateinische Kirche, während die morgenländische oder griechische von Sophisten und Schwächlingen zerrissen wurde. Obgleich er nicht Papst, sondern nur Erzbischof von Mailand war, so besass er doch den Einfluss eines Papstes. Als Kaiser Valentinian und seine Mutter Justina die Arianer (Leugner der Dreieinigkeit) begünstigten und denselben eine Kirche in Mailand übergeben wollten, weigerte sich Ambrosius standhaft, liess sich Tag und Nacht in der Kirche belagern und gab nicht nach. Um das Volk, das ihn in dieser [490] Noth umringte, zu beschäftigen und anzufeuern, lehrte er dasselbe zum erstenmal Wechselgesänge zwischen Clerus und Gemeinde. Doch ist das unter dem Namen des Ambrosianischen Lobgesanges so berühmte Te Deum nicht von ihm, sondern späteren Ursprungs. Als ein Vertrauter des Kaisers, der Verschnittene Kaligonus, dem Erzbischof mit der Hinrichtung drohte, antwortete Ambrosius: „Wenn dir Gott gestattet, diese Drohung auszuführen, so werde ich dulden, wie es einem Bischof ziemt, du aber wirst handeln, wie es von einem Hämmling zu erwarten ist.“ Es kam nicht dazu, denn die Soldaten selbst drängten sich zur Predigt des Heiligen herbei, und der Kaiser wagte nicht, Gewalt zu brauchen. Nicht lange darauf kam Theodosius der Grosse auf den Thron, der die Kirche wie den Staat unumschränkt beherrschte; allein als er nach Mailand kam, verbot ihm Ambrosius, im Chor zu sitzen, wie die Kaiser in Constantinopel immer thaten, und wies ihn unter die Laien hinaus. Der Kaiser gehorchte nicht nur, sondern wagte nun auch im Morgenlande nicht mehr im Chore zu sitzen. Als derselbe Kaiser dem Ambrosius versprochen hatte, die allerdings strafwürdige Stadt Thessalonich, wo der kaiserliche Statthalter ermordet worden war, aus kaiserlicher Milde zu schonen, das Versprechen aber nicht hielt und fast die ganze Einwohnerschaft niedermetzeln liess, that Ambrosius den Kaiser in den Bann, und als dieser es wagen wollte, dennoch in die Kirche zu gehen, stellte sich der Erzbischof in vollem Ornat mit seinem schweren Bischofstabe als Pförtner vor die Thüre, wies ihn mit harten Worten ab und legte ihm noch dazu eine Busse auf, die der Kaiser auch übernahm. — Noch nach seinem Tode soll Ambrosius Wunder gethan und einmal in einer Schlacht wider Ludwig den Deutschen im Jahr 1338 als Mailands Schutzpatron erschienen seyn und die Feinde mit einer Geissel hinweggepeitscht haben, weshalb eine Geissel sein Attribut ist. Majoli, def. imag. 338. Auch ist ein Bienenkorb sein Attribut, weil ihm in seiner Kindheit Bienen Honig (das Sinnbild der Beredsamkeit) in den Mund trugen. [491] Der heilige Ambrosius starb am Charsonnabend, zwischen den beiden heiligen Tagen des Charfreitag und Ostersonntag. Nach der Legende ist er an seinem Todestage einer Menge seiner Anhänger, auch an den entferntesten Orten, zu gleicher Zeit in seinem erzbischöflichen Ornate erschienen, und unter andern auch einer Menge eben getaufter Kinder, die ihn allein sahen, während ihre noch von Sünde verdunkelten Eltern ihn nicht sehen konnten. Paulini, vita S. Ambros. c. 47. u. 48.

St. Augustinus ist unter den Kirchenvätern der grösste (wie Paulus unter den Aposteln), der feurigste an Geist, der beredteste und gelehrteste. — Wie Paulus, so war auch er in seiner Jugend auf Irrwegen, ein Manichäer, ein ausschweifender Mensch, Vater eines unehelichen Sohnes. Allein durch seine fromme Mutter Monica und durch den kraftvollen Erzbischof Ambrosius von Mailand, der ihn taufte, kam er auf andere Gedanken und gab sich mit glühender Seele dem Studium der göttlichen Dinge hin. In seinen Bekenntnissen entwirft er ein treues Bild seines Innern und der Zeit, in der er lebte. — Ueber das Geheimniss der Dreieinigkeit nachsinnend, sah er einen Knaben, der aus dem Meere mit einem kleinen Krüglein Wasser schöpfte, indem er sagte, er wolle es ausschöpfen. Augustinus lachte ihn aus. Da sagte der Knabe, indem er sich als Christus zu erkennen gab: Und du willst die Gottheit ergründen? Da erkannte er, dass das Wesen der Gottheit für den kleinen Menschenverstand unergründlich sey. Dies bezeichnet seine Mystik. Während vor ihm die griechische Kirche sich mit nichts beschäftigte, als mit dogmatischen Begriffsbestimmungen in Betreff der Dreieinigkeit, der einfachen oder doppelten Natur Christi etc., und das Wesen der Gottheit nach allen Richtungen mit dem menschlichen Verstande ausmessen wollte, brachte Augustinus in die abendländische Kirche jenen romantischen Zug mystischer Sehnsucht, die in tiefster Demuth zum Unendlichen aufblickt, jenen Zug, in dem alle Poesie und Heiligkeit des Mittelalters beruht. Nur durch ihn erhob sich die römische Kirche so glänzend über die griechische. Nur durch ihn [492] wurde das deutsche Herz der Kirche gewonnen und eine Herrschaft des Gemüthes gegründet, vor deren Gewalt die Verstandesherrschaft in Constantinopel und die Herrschaft der Phantasie im Islam nicht bestehen konnten.

Augustinus predigte die Demuth des unwissenden Geschöpfes vor dem allwissenden Gott, des sündigen Geschöpfes vor dem allerbarmenden Gott, während kurz vor ihm neben der Verstandeshoffahrt der über die Geheimnisse der Gottheit grübelnden Theologen auch noch die Tugendhoffahrt der Pelagianer aufgekommen war, die sich einbildeten, der Mensch sey von Natur vortrefflich, ja göttlich, und könne durch eigene Kraft und eigenes Verdienst die höchste Stufe der Heiligkeit erreichen. Solchem Dünkel gegenüber, der nur die erbärmlichste Charakterschwäche und sinnlichen Gelüste maskirt, und durch den die Lehre des Erlösers verfälscht und geschändet wurde, war nichts dringender nöthig, als Demuth zu predigen und die Menschen an ihre ganze angeborne Schwäche zu erinnern. Daher Augustinus so ausdrücklich die Erbsünde hervorhob.

Nach der Legende predigte der heilige Augustinus meist den Akephalen (Kopflosen), einem fabelhaften Volke in Afrika. Das thun noch jetzt manche Prediger, ohne Heilige zu seyn. — Das Attribut des heiligen Augustin ist ein brennendes Herz, z. B. auf einem Bilde des Hugo van der Goes in Berlin; ein Buch und ein Adler (der Geist Gottes wie beim Evangelisten Johannes), oft auch der Knabe am Wasser. Er ist Patron aller Theologen.

St. Gregorius der Grosse war Papst im 6ten Jahrhundert, einer der geistvollsten und kräftigsten Päpste, der zuerst England bekehren liess und auf das neue germanische Element in der abendländischen Kirche den grössten Werth legte. Als er zum Papst gewählt wurde, verbarg er sich aus Bescheidenheit, aber eine Feuersäule über seinem Haupte verrieth ihn. Er zuerst nannte sich als Papst „Knecht der Knechte Gottes“. Der heilige Geist pflegte ihm als Taube auf der Schulter zu sitzen und ihm weisen Rath zu ertheilen. [493] So malte ihn Rubens, von dem, was ihm die Taube sagt, wie von einem Blitz durchzuckt (zu Grenoble, v. Quandt, Reise in's mittägl. Frankreich, S. 256.). Sein Hauptwunder, vorzugsweise das Wunder des heiligen Gregor genannt, war der augenscheinliche Beweis der Transsubstantiation. Einer Frau, die daran zweifelte, liess er das lebendige Christkind in der Hostie sehen. Dieses Wunder ist unzähligemal gemalt worden. Auffallend erscheinen die altdeutschen Bilder, in denen das Christkind als ein schon erwachsener Knabe nackt auf dem Altar steht. So in Braunschweig. Fiorillo II. 60. So auch in der Sammlung des Prokur. Abel in Stuttgart. Hier ist noch der seltne Umstand bemerkenswerth, dass dem die Messe celebrirenden Gregor die drei andern Kirchenväter dienend zur Seite stehen. Ganz eben so kommen sie auf einem Stich vor. Heller, A. Dürer II. 2. 666.