Christliche Symbolik/Kuss

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Kuss.

Der Kuss, als Liebeszeichen, kam unter den ältesten Christen öfter vor. Man küsste sich nach den Agapen (gemeinschaftlichen Liebesmahlen). Später gaben sich auch noch die Communicanten nach der Messe den Friedenskuss. Binterim, Denkw. IV. 3. 305. Der Priester küsst bei der Messe Altar und Evangelienbuch. Er küsste vormals auch bei Taufen den Täufling (daselbst I. 1. 163.) und bei Trauungen die Braut im Namen der Kirche (daselbst VI. 2. 165.). In Russland feiert man die Auferstehung Christi am Ostermorgen, indem sich Alles küsst, vom Kaiser bis zum geringsten Bettler herunter.

Nach der Legende küssten sich Joachim und Anna, indem sie an der goldnen Pforte knieten, und in diesem Kuss wurde die heilige Jungfrau empfangen. Durch einen Kuss heilen sehr viele Heilige den Aussatz. So der heilige Franciscus, die heilige Coleta, der heilige Agatho, der heilige Raynald. Vom Wahnsinn heilte durch einen Kuss der heilige Romuald. Ein Kuss der heiligen Cäcilia machte ein stummes Kind zu einem berühmten Sänger. Nach der Koburger Legendensammlung 1488, Blatt 325 (citirt von Heller, A. Dürer II. 2. 439.), betete der heilige Chrysostomus als ein blöder Knabe, der schwer lernte, zur Maria. Da rief sie ihm aus dem Bilde zu: „Küsse mich auf meinen Mund, so lernst du alle Kunst.“ Hieher gehört die merkwürdige Legende von Johannes mit dem goldnen Munde. Einst erschien dem Papst eine arme Seele und auf dessen Frage, ob er ihr nicht helfen könne, antwortete sie: Nein, du nicht, aber ein Kind, das in letzter Nacht empfangen worden ist und aus dem ein grosser Heiliger werden wird, der soll Johannes heissen, und wenn er seine sechszehnte Messe hält, werde ich erlöst seyn. Da ging der Papst zu den Eltern des Kindes, segnete sie und verkündete [539] ihnen ihr Heil. Als das Kind aber geboren war, taufte es der Papst und nannte es Johannes. Als es sieben Jahre alt war, betete es inbrünstig vor dem Bilde der heiligen Jungfrau. Da sagte diese zu ihm: „Küsse mich!“ und er küsste sie und durch den Kuss theilte sie ihm die herrliche Gabe der Weisheit und Beredsamkeit mit, also dass er zum Staunen Aller als ein so junger Knabe wie der älteste Lehrer predigte. Um seinen Mund aber zog sich auch zugleich sichtbar ein goldner Reif, jenes himmlischen Kusses unauslöschliches Andenken. Als der Knabe nun sechszehn Jahre alt geworden, weihte ihn der Papst zum Priester und gab ihm eine reiche Pfründe. Aber Johannes wollte kein irdisches Gut und entwich heimlich in eine Wüste, in der er ein frommes Einsiedlerleben führte. Darum neidete ihn der Teufel und fuhr einst als grausamer Wind unter die Fräulein des Hofes und hob die schöne Königstochter in die Höhe und führte sie hoch durch die Lüfte zur einsamen Zelle des heiligen Johannes. Da sie den Weg zur Heimkehr nicht wusste und sich vor den wilden Thieren fürchtete, flehte sie ihn an, bei ihm bleiben zu dürfen, und da hatte der Teufel seine Freude, denn ihre Schönheit und Unschuld verführte den Jüngling mehr, als es buhlerische Künste je vermocht hätten. Allein er blieb standhaft und, um nicht länger der Verführung ausgesetzt zu seyn, entschloss er sich, das schöne Königskind lieber umzubringen, und stiess sie in einen Abgrund hinunter. Zur Busse aber übernahm er, das unwürdige Leben eines Thieres zu führen, kroch auf allen Vieren im Wald umher und wurde endlich nach fünfzehn Jahren als ein Wild von Jägern eingefangen, welche ausgezogen waren, Wildpret zu einem Tauffest zu schiessen. Die Mutter der schönen, von Johannes ermordeten Prinzessin hatte nämlich ein zweites Kind geboren. Als nun Johannes als ein wildes Ungeheuer bei Hofe verlacht und herumgestossen wurde, sagte plötzlich das neugeborne Kind zu ihm: „Johannes, du sollst mich taufen.“ Da betete Johannes und zur Stunde fiel das Moos und der Wust des Waldes von ihm, und er stand da in [540] strahlender Jugendschöne. Da bedeckte man seine Blösse mit schönen Gewanden, und Alles beugte sich vor ihm und er taufte das Kindlein. Der Papst war auch dabei, ihm beichtete Johannes, und auch dem König ward gesagt, wie es seiner Tochter ergangen. Da man nun nach ihren Gebeinen aussandte, fand man sie noch lebend, von Gott wunderbar erhalten. Alles war nun voll Jubel und Freude, dem Papst aber fiel die arme Seele wieder ein, und da er hörte, Johannes habe erst Eine Messe gelesen, gab er ihm auf, alle Tage Messe zu lesen, und durch die sechszehnte ward die arme Seele erlöst. Hauber, bibliotheca magica, 24stes Stück.

St. Felicitas und Perpetua küssten sich in dem Augenblicke, in welchem sie enthauptet wurden. Acta SS. 7. März.