Christliche Symbolik/Rabe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<< Rabe >>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Christliche Symbolik
Seite: {{{SEITE}}}
von: [[{{{AUTOR}}}]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[Bild:{{{BILD}}}|250px]]
[[w:{{{WIKIPEDIA}}}|Artikel in der Wikipedia]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[Index:{{{INDEX}}}|Wikisource-Indexseite]]
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[253]
Rabe,

Sinnbild des Todes, weil er vom todten Aase lebt. Die Juden fabeln, der Rabe habe das erste Grab auf Erden gegraben für seine Jungen. Das habe ihm Adam abgesehen und dadurch gelernt, wie er den Leichnam Abels beerdigen solle. Tendlau, jüdische Sagen S. 179. Nach einer andern jüdischen Fabel war der Rabe ursprünglich weiss, wurde aber schwarz zur Strafe, weil er sich in der Arche Noä paarte. Eisenmenger, entdecktes Judenthum I. 448. Auch fabeln sie, der Rabe, den Noah aus der Arche fliegen liess und der nicht wiederkam, weil er sich auf die schwimmenden Thierleichen setzte, lebe heute noch. Rupert von Deutz hat ihn mit dem ewigen Juden verglichen und überhaupt im Raben, der sich zum Aase der vorsündfluthlichen Zeit gesellt und im Schmause desselben allein wohlgefallen, ein Symbol des Judenthums erkannt, welches auch dann noch immer rückwärts verliebt in die Vergangenheit blicke, nachdem das neue Heil in Christo aufgegangen sey. Rupert. Tuitensis p. 44. Ein schönes Sinnbild! Die Taube hat längst den Oelzweig gebracht, Noah mit den Seinen hat die Arche verlassen, die [254] Erde trocknet, die Wolken verziehen sich, Gott spannt am Himmel den Regenbogen aus zum Zeichen der Sühne und des neuen Bundes, aber der Rabe ist nicht dabei, er verweilt immer noch in den Sümpfen, die von der Sündfuth zurückgeblieben, bei den faulenden Aesern. — Das grösste Festessen aber erwartet der Todtenvogel noch nach der Offenbarung Johannis 19, 17, wo der auf der Sonne stehende Engel alle Vögel zusammenrufen soll, um das Fleisch der Könige zu fressen. Dieses Schreckensbild aus der Apokalypse entspricht genau jenem Bild aus der Sündfluth.

Der Rabe ist auch Sinnbild des Teufels, weil der Teufel den Seelen Verstorbener nachstellt, wie der Rabe deren Leibern. In vielen Legenden versuchen Teufel in Rabengestalt heilige Einsiedler zu necken, z. B. die Heiligen Bonifacius und Macarius, oder fliegen aus dem Leibe der Besessenen, nachdem sie von Heiligen gebannt worden, in Rabengestalt aus. Auf einem altdeutschen Bilde, das sich früher in Unterlimburg bei Schwäbisch Hall befand, jetzt aber in Stuttgart ist, wird der Teufel, der sich als Rabe beim Evangelisten Johannes eingeschlichen, vom zürnenden Adler, dem gewöhnlichen Begleiter dieses Apostels, gepackt und in die Augen gehackt. Der heilige Augustinus bezeichnet den Raben als teuflisches Thier schon deshalb, weil er immer cras (morgen, morgen, nur nicht heute!) rufe und dadurch die Menschen zur Faulheit verführen wolle. Draudius, Commentar zu Solinus III. 23.

Gott erweist seine unerschöpfliche Gnade, indem er auch so schlechte Thiere leben lässt und ernährt. Hiob 39, 3. Psalm 147, 9. Lucas 12, 24. Auch bedient er sich zuweilen gerade solcher Thiere, wie sie in Wüsten nicht besser vorkommen, zu Boten seiner Huld. Schon der Prophet Elias wurde in der Wüste durch einen Raben gespeist, 1. Kön. 17, 6. Eben so der heilige Einsiedler Paulus. Nachkommen des Raben, der dem h. Benedikt Brodt brachte, sollen noch auf dem Monte Cassino leben. So werden auch zu Lissabon am Grabe des h. Vincenz vier Raben unterhalten, weil sie [255] einst seine Leiche über Meer begleiteten. Nieremberg, hist. nat. p. 388. Wenn einer stirbt, findet sich immer wieder ein neuer ein. Berckenmeyer, kur. Antiquarius S. 17. – Die Stadt Ravenna soll den Namen von unzähligen Raben haben, welche sich jährlich am Feste des Ortsheiligen St. Apollinaris vor der Stadt zu versammeln pflegten, und denen man ein todtes Pferd zum Frasse hinlegte. Nieremberg, de miraculis naturae I. 4. p. 389. — In dem altdeutschen Gedicht vom heiligen Oswald kommt ein Rabe vor, der demselben einen Brief bringt. Ein Rabe mit einem Ring im Schnabel ist Attribut der heiligen Ida, weil ein Rabe ihr den Trauring entwendet hatte, ihr Gatte aber sich einbildete, sie habe ihn einem Liebhaber gegeben, und sie aus Wuth in einen Abgrund stürzte.

St. Meinrad, ein Graf im Saulgau (aus dem Geschlecht der Zollern), entsagte der Welt und begab sich als Einsiedler in den „finstern Wald“ im nachmaligen Kanton Schwyz. Einst fand er ein Nest von jungen Raben, schonte und pflegte sie. Als nun einige Zeit nachher Räuber ihn überfielen und ermordeten, flogen jene Raben über ihm und er rief sie zu Zeugen an. Die Raben aber folgten den Mördern nach und liessen nimmer von ihnen ab mit Hauen und Kratzen. Da nun das umwohnende Landvolk die Raben des Heiligen wohl kannte und jene Bösewichte mit zerstörtem Gesicht und voll Bestürzung sich fliehend der Raben erwehren sah, vermuthete es Arges, hielt sie fest, entdeckte und bestrafte den Mord. 23. Januar. Ein altes Lied darauf in des Knaben Wunderhorn III. 170. Die Legende ausführlich in Murer, Helvetia sancta p. 123. Ueber dem Grabe des Heiligen wurde das berühmte Kloster Einsiedeln erbaut, noch jetzt ein grosser Wallfahrtsort.