Christliche Symbolik/Schwein
Personification der Bestialität überhaupt, der äussersten körperlichen Unreinigkeit im Gegensatz gegen die höchste sittliche Reinheit, daher Sinnbild der in Sinnenlust verthierten Götzendiener, aber auch eine stereotype Gestalt der unreinen Geister (Teufel) und der Verdammten.
Nach Psalm 80, 14. verwühlen wilde Säue den Weinberg des Herrn, Sinnbilder der Wollust, Roheit und Gewalt. Nach den Sprichwörtern Salomo’s 11, 22. gleicht ein Weib ohne Zucht einer Sau mit goldnem Halsband. Nach Steills Ephemeriden II. 109. erschien einem Schwelger eine ungeheure Heerde Schweine, vor der er sich nicht mehr zu retten wusste. Die Erscheinung verschwand und er bekehrte sich. Dem heiligen Antonius erschien der Teufel in Gestalt eines Schweins, Sinnbild der Sinnlichkeit, die er überwand. Dem Grafen Raymund von Gascogne erschien nach Froissards Bericht der Teufel als eine grosse, hagere und unfläthige Sau, so grausenhaft, dass seine Hunde vor ihr flohen und er selbst vor Entsetzen starb. — Sepp (Heidenthum I. 411.) bezieht das Wort: „Man soll die Perle nicht vor die Säue werfen“ auf die Götzendiener. Es lässt mannigfache Deutung zu. Der Grundgedanke bleibt aber, die Diener des göttlichen Wortes sollen es nicht missbrauchen und gemein machen zur Schadenfreude seiner Feinde.
Was die Erklärer bisher nicht beachtet haben, aber hier am meisten in’s Gewicht fällt, ist die Verdammniss, die sich an das Schwein knüpft. Gerade in dem Umstande, dass es Symbol zugleich der Sünde und der Verdammniss, der Ursache und Wirkung ist, liegt ein tiefer Sinn. Christus verdammt die unreinen Geister, in die Säue zu fahren. Matth. 8, 28. Auf einem altchristlichen Bilde befinden sich in einem Schiffe voll Seelen Verstorbener auch Schweine. [355] d' Agincourt, sculptures, tab. 29. Offenbar als Verdammte. In einer guten alten Legende, die uns Wendunmuth IV. Nr. 287. aufbewahrt, kommt der Teufel als Schwein zu einem Heiligen, um ihn zu necken. Der Heilige aber erkennt ihn wohl und ruft ihm zu: „Schäme dich, der du als Lucifer einst der schönste Engel warst und jetzt zum Schweine geworden bist.“ Tiridates, König von Armenien, wollte die heilige Jungfrau Ripsime verführen und liess sie, da sie sich weigerte, grausam hinrichten. Dafür wurde er nach der Legende bei Nicephorus VIII. 35. in ein Schwein verwandelt. Der verlorne Sohn in der Parabel musste, nachdem er alles Gut in Lüderlichkeit vergeudet, die Schweine hüten. Das hat denselben Sinn, seine Werke folgten ihm nach. Die Früchte seiner Laster umgaben ihn als Schweine. Hiebei ist noch zu bemerken, dass auch schon auf altägyptischen Wandbildern bei Darstellungen des Todtengerichts die Seele eines Verdammten die Gestalt eines Schweines hat. Wimmer, Gemälde von Afrika II. 382.
Wenn gleichwohl in der Legende auch Schweine vorkommen, die sich vor den Heiligen beugen, so wird damit nur die Macht der Heiligkeit in einem hohen Grade ausgedrückt. So heisst es in Gumppenbergs marian. Atlas I. 87, ein Schwein sey vor einem im Gebüsch verborgenen Marienbilde niedergekniet und habe dadurch zur Entdeckung desselben geführt. Ein Eber, der im Amphitheater gegen den heiligen Andreas losgelassen wurde, wich vor demselben scheu zurück. Ein von Jägern verfolgter Eber floh zum heiligen Einsiedler Emilion und suchte seinen Schutz, daher er Attribut dieses Heiligen geworden ist.