Christliche Symbolik/Sieben
Die Zahl Sieben war schon den ältesten Heidenvölkern heilig als die sogenannte jungfräuliche Zahl der Pythagoräer, die aus keiner andern hervorgeht durch Theilung, und als die sogenannte Pyramidalzahl, in der die Zahlen drei und vier innig verbunden sind, weil die Pyramide vier Dreiecke zu Seiten hat. Ferner als die Zahl der Wochentage und Planeten, deren man bis in’s vorige Jahrhundert nur sieben zählte. Ich will hier nicht alle ausserhalb der christlichen Symbolik liegenden Beziehungen der Zahl Sieben verzeichnen, sondern auf christlichem Boden bleiben.
Im alten Testament sind es die sechs Schöpfungstage mit dem darauf folgenden Ruhetag oder Sabbath, welche die erste Woche bilden und die Heiligkeit der Siebenzahl zunächst feststellen. Die Zahl kehrt wieder in der geistigen Schöpfung, sofern der heilige Geist sich wesentlich in sieben Gaben vertheilt. Dem entsprechen die sieben Sakramente, die sieben Bitten des Vaterunsers, die sieben letzten Worte des Heilands am Kreuz, die sieben Engel (Tobias 12, 15.), sieben Tugenden, sieben Himmel. Besonders deutlich tritt die Heiligkeit der Zahl in der Offenbarung Johannis hervor in den sieben Engeln (8, 6.), Gemeinden (1, 4.), Siegeln (5, 1.), Posaunen (8, 2.), Fackeln (5, 4.), was auf den siebenarmigen Leuchter im Tempel zu Jerusalem hinweist. Dazu die sieben Freuden und Schmerzen Maria’s.
Aber auch das Dämonische äussert sich gerne in der Siebenzahl. Den sieben guten Geistern stehen sieben böse, den sieben Himmeln sieben Höllen, den sieben Tugenden sieben Laster gegenüber. Das Thier mit sieben Köpfen in der Offenbarung Johannis 13, 1, das Weib, sitzend auf den sieben Bergen, das. 17, 9, hat gleichfalls die schlimme [378] Bedeutung des weltlichen Reichs, des verderbten Jerusalems und Roms zur Heidenzeit.
Etwas Symbolisches liegt in der Siebenzahl an sich für das christliche Bewusstseyn eigentlich nicht. Es ist nur die Ziffer, die, indem sie gerade und ungerade Zahlen verbindet und zwischen Viel und Wenig die Mitte hält, in der Natur selbst sehr häufig die Gliederungen und Emanationen gewisser Urkräfte bezeichnet, z. B. die sieben Farbenstrahlen im Regenbogen oder Spectrum, die sieben Töne etc., sich also auch am besten eignet, um nach ihr höhere Gliederungen und geistige Emanationen zu zählen.
Davon hängt auch der Werth der Zahlen 70 und 72 ab. Vgl. Sepp, Heidenthum I. 66. Das ist die durchschnittliche Zahl der menschlichen Lebensjahre.