Christliche Symbolik/Stab

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Stab,

Werkzeug und Sinnbild 1) der Unterstützung, Sicherung, Stärkung = Wanderstab: „Ob ich schon wandelte im finstern Thal, fürchte ich mich nicht, denn du bist mein Stecken und Stab,“ Psalm 23, 4; 2) der Hut und des Schutzes = Hirtenstab, Bischofstab, Scepter; 3) der Bestrafung = Stock. Daher bei Zacharias 11, 7. das Gleichniss vom Stabe Sanft und Stabe Wehe. In dem Zauberstabe, wie er z. B. dem Moses verliehen war, liegen alle diese Begriffe beisammen.

Anders verhält es sich mit dem Symbol des blühenden Stabes. Ein alter, dürrer Stab, der auf wunderbare Weise wieder grünt und blüht, ist Sinnbild der Jungfrau Maria, welche gebar und doch Jungfrau blieb, und mit Bezug hierauf Sinnbild des Priesterthums, welches, obgleich in jungfräulicher Keuschheit verharrend, doch die schönsten Blüthen für die Menschheit entfalten und die reichsten Früchte tragen soll. Daher die symbolische Identität der beiden blühenden Stäbe des Aaron und Joseph. Nach 4. B. Mosis 17, 8. sollte derjenige der zwölf Stämme das Priesterthum erhalten, dessen dürrer Stab grünen würde. Da grünte von zwölf Stäben nur der Stab des Stammes Levi, der Stab Aarons, und davon leitet sich die Priesterwürde im Stamm Levi her. Ganz eben so grünte dem apokryphischen Evangelium zufolge der Stab Josephs, als Maria dem vermählt werden sollte, dessen dürrer Stab grünen würde. Die Beziehung des älteren Stabes auf den jüngeren wurde getragen durch die in den Propheten lebendige Vorstellung von der Ruthe Jesse, d. h. dem Zweig aus dem Stamme Isai’s, aus dem die Rose Maria sprossen sollte. Eine der Lieblingsvorstellungen des Mittelalters. Vgl. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 118. Der blühende Stab Josephs, indem er den des Aaron nur wiederholt, bezeichnet die Maria selbst in doppelter Weise: 1) weil sie als die schönste Rose der Welt aus dem dürren Stab des Judenthums sprosste, wie der heilige Leib Jesu Christi auferstehen [406] wird, der alte Tempel Davids aber zerbrechen muss; 2) weil sie, eine keusche, unfruchtbare Jungfrau, dennoch Mutter wurde. — Im Verlauf der Zeiten hat sich eine jüdische und daran anknüpfend eine christliche Legende von diesem wunderbaren Stabe ausgebildet, die ihn unmittelbar aus dem Paradiese herleitet. Der fromme Seth, heisst es, empfing einen Zweig aus dem verlornen Paradiese und erbte ihn fort auf Henoch, Noah, Abraham, Joseph, Moses und Aaron, David und in dessen Geschlecht bis zum jüngern Joseph, dem Manne Maria’s. Vgl. Hofmann, Apokryphen S. 60. Auf Bildern, in denen die Propheten mit der Gottesmutter in Beziehung kommen, hat Aaron immer den blühenden Stab. Vgl. Didron, man. p. 94. 100. 290. An der goldnen Pforte zu Freiberg in Sachsen trägt auch Abraham den sprossenden Stab, als Zeichen, dass aus seiner Nachkommenschaft Maria hervorgehen werde.

Der blühende Stab kommt auch mehreren Heiligen zu, sofern ihre dürren Stäbe grün ausschlugen, um ihre Heiligkeit zu beurkunden. St. Tresanus, Priester zu Avenay in der Champagne im 6ten Jahrhundert, war sehr fromm. Einst schlief er im Freien und steckte seinen Stab neben sich in die Erde. Als er erwachte, war ein grosser Baum daraus erwachsen, unter dem eine Quelle hervorströmte, die gegen Fieber hilft. 7. Februar. Aehnliche Wunder berichtet die Legende vom heiligen Fingar, Melorus etc. Mehr nur der Dichtung gehören die blühenden Lanzen der fränkischen Jungfrauen an, von denen die Kaiserchronik berichtet. Um Rolands Tod zu rächen, zogen diese Jungfrauen mit Karl dem Grossen gegen die Heiden, die da vor ihnen flohen, und als die Jungfrauen ihre Lanzen in die Erde steckten, begannen sie zu grünen und zu blühen. — Das Blühen des Stabes bei einer Wahl kehrt wieder in der Legende vom heiligen Johann, dem Lamme. Derselbe war ein Gutsherr und baute selbst das Feld, als ein Engel in Pilgergestalt ihm verkündete, er sey zum Bischof von Tongern gewählt, 631. Der erstaunte Johann sagte: Gewiss so wenig, als dieser Stab [407] blüht. Da grünte und blühte der Stab und wurde ein grosser Apfelbaum mit Aepfeln, die noch jetzt in den Niederlanden unter dem Namen der Johannisäpfel bekannt sind. Wolf, niederl. Sagen Nr. 141.

Als Reliquien geniessen besonders lebhafte Verehrung der Wanderstab des heiligen Rochus zu Bordeaux (Mémoires de l’acad. celtique IV. 271.) und der des heiligen Magnus zu Füssen, der jährlich um die Felder getragen wurde, um sie vor Ungeziefer zu schützen. Der Stab des heiligen Severus, eines Bischofs in der Normandie, leidet keine unreine Nähe. Ein Unreiner, der ihn berührt, wird wahnsinnig; ein Vogel, der sich auf ihn setzt, muss sterben. Acta SS. 1. Februar. Ein viele Uebel heilender Stab des heiligen Cyriacus wird geschildert in Nieremberg, hist. nat. 429.