Christliche Symbolik/Thierkreis
Sinnbild des Universums, der sichtbaren Welt, deren Kreis er umschreibt. Daher als Thron Gottes gebraucht, wie der Regenbogen, und gleich diesem auch als der Ring, der Himmel und Erde verbindet. So namentlich auf Bildern der Schöpfung, nicht ohne eine astrologische Beziehung auf den Einfluss, den die Himmelskörper üben. So im Campo Santo zu Pisa, in den nach Raphaels Zeichnungen verfertigten Mosaiken der S. Maria del popolo etc. Vgl. Piper, christl. Myth. II. 293. — Sehr oft findet sich der Thierkreis an kirchlichen Façaden und Portalen des 12ten und 13ten Jahrhunderts. Vgl. Bock, église de Nivelles p. 14. An der Domkirche zu Cremona bewegen sich die Thierzeichen im Thierkreise wie in Prozession von der Rechten zur Linken. Wiener Jahrb. XL. Anzeigeblatt S. 41. Das dürfte, wie Piper a. a. O. 292. richtig bemerkt, ein den antiken Tempeln entlehntes Motiv seyn, da sich auf diese die Zwölfgötter mit Thierzeichen und Monaten identisch in einer Bogenstellung finden (z. B. auf der Ara Borghese im Louvre). Später, als die grossen Kirchenuhren aufkamen, wurde der Thierkreis gewöhnlich mit diesen (über dem Portal der Kirche) verbunden, wodurch er seine ursprünglich rein kalendarische Bedeutung wieder erhielt. Inzwischen wurden die Thierzeichen doch auch sinnbildlich auf die zwölf Apostel, als Patrone der zwölf Monate, bezogen. An einem Reliquienkasten in der Schlosskirche zu Quedlinburg sind die zwölf Apostel bogenförmig gestellt und über ihnen die Zeichen des Thierkreises angebracht. Und [483] so öfter, vgl. Piper a. a. O. Wie sich heidnische Astrologie mit christlicher vermischte, zeigt Priscillian, demzufolge zwölf böse Dämonen (die altheidnischen Götzen) den Leib, dagegen zwölf Patriarchen (christliche Potenzen) die Seele des Menschen beherrschen sollen. Vgl. Gfrörer, Kirchengesch. II. 2. 572. — Als ein durchaus missrathenes Sinnbild göttlicher Omnipotenz ist die dreiköpfige Dreieinigkeit zu betrachten, die den Zodiacus hält auf einem Bild aus dem 16ten Jahrhundert. Didron, icon. 580.