Christliche Symbolik/Verzeihung

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Verzeihung.

„Vergebet euren Schuldigern“ und „Liebet eure Feinde“ sind die schwersten unter den christlichen Geboten, weil das Herz des Menschen gar verstockt und trutzig ist; eben deshalb aber sind es die specifisch christlichsten Gebote, die das Christenthum als Religion der Liebe am schärfsten unterscheiden sowohl vom Heidenthum als Judenthum. In dem: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun,“ ist der höchste Adel des Christenthums ausgesprochen. Wer nicht verzeihen kann, ist des christlichen Namens unwürdig. Das wird in einer der schönsten Legenden erklärt. St. Nicephorus war mit Sapricius, seinem ehemaligen Freunde, verfeindet worden, und bat ihn um Verzeihung. Umsonst, selbst als Sapricius als Christ zum Tode geführt wurde, wollte er doch nicht verzeihen, wie dringend Nicephorus auch bat. Aber kaum fühlte Sapricius die Marter, als er abschwur und sich zu den Götzen bekannte. Denn wer nicht verzeiht, hat die christliche Liebe nicht und darum auch nicht den christlichen Muth. Da trat Nicephorus an seine Stelle und erlitt den Martyrertod. Im 3ten Jahrhundert, 9. Februar. Besungen von Bönecke. Die Legende ist auch noch unter einem andern [524] Gesichtspunkt charakteristisch, denn Sapricius war ein Priester und Nicephorus ein blosser Laie. — Nicht minder lehrreich ist folgende Legende. Ein Einsiedler war so fromm und heilig, dass alle Tage ein Engel kam und ihm zu essen brachte. Da sah er einmal von weitem einen armen Sünder zum Galgen führen und sprach zu sich selbst: Dem geschieht Recht. Von Stund an kam der Engel nicht mehr. In Verzweiflung weinend hörte er einst ein Vögelein singen und beneidete es um seinen Frohsinn. Da sagte das Vögelein, er solle bereuen und Busse thun, dann werde Gott ihm verzeihen. Darauf kam auch der Engel wieder und gab ihm einen dürren Ast, den solle er tragen, bis drei grüne Zweige daran hervorkommen würden, und jede Nacht anderswo schlafen. Nun kam er nach langer Zeit einmal zu einem alten Weibe, deren drei Söhne böse Räuber waren, und bat um Herberge. Obgleich sie ihn warnte, blieb er doch und schlief mit seinem dürren Aste ein. Da kamen die Räuber und sahen ihn schlafen; als sie aber von seiner schweren Busse hörten, wurden sie gerührt und thaten selbst Busse. Der Einsiedler aber wachte nicht wieder auf, und an seinem Ast sprossten drei grüne Zweige. Grimm, Märchen, Kinderlegenden Nr. 6.