Christliche Symbolik/Wundenmale

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Wundenmale.

Unter den fünf Wundenmalen des Heilands nimmt die breite Seitenwunde, durch den Lanzenstich erzeugt, die Mitte [566] ein zwischen den zwei obern und zwei untern durch die Nägel hervorgebrachten kleinen Stichwunden. Christus selbst ist auf Kirchenbildern mit diesen Wundenmalen überall dargestellt, wo es sich vom Zeitpunkt nach der Kreuzigung handelt, Scenen nach der Himmelfahrt nicht ausgenommen. Im Himmel selbst noch zeigt der Sohn dem Vater die Wundenmale. Auf Miniaturen, vgl. Waagen, Paris 317. Am absichtlichsten werden die Wunden angebracht in den Bildern, die den heiligen Thomas darstellen, wie er nicht glauben will, der Herr sey auferstanden, und dieser ihn den Finger in die Seitenwunde legen heisst.

Das Wunder der Stigmatisation wird am augenfälligsten gemacht in den vielen Bildern, auf welchen der gekreuzigte Heiland mit seinen fünf Wunden dem in Ekstase liegenden heiligen Franciscus von Assisi in der Luft erscheint und Strahlen aus allen fünf Wunden in die Seite, Hände und Füsse des Heiligen von denen des Heilands ausgehen. Wie wenn die Wolke von oben sich zum Meere herabsenkt und dieses von unten zur Wolke hinaufstrebt und beide in einander wirbeln, so zeigt sich hier in den höhern Gebieten des geistigen Lebens eine Begegnung des Obern und Untern, ein Rapport der Andachtsgluth mit ihrem Gegenstande, wobei die Nachfolge Christi im Geist sich auch leiblich zu erkennen gibt und vornehmlich durch sympathetische Einprägung der Wundenmale. Das ist die Stigmatisation, die zuerst dem heiligen Franciscus widerfuhr, dann aber auch vielen andern Heiligen, der h. Katharina von Siena, Ida von Löwen etc.; noch in neuerer Zeit der berühmten Nonne von Dülmen. Vgl. Görres, Mystik II. 410 f. Blätter aus Prevorst II. 54. Ennemoser, Geschichte des Magnetismus S. 195 f.

Auf einem alten Bilde in Gorkum sind die fünf Wunden am Heiland selber deutlich als Rosen gemalt.

Die Seitenwunde des Heilands wurde verglichen mit der Wegnahme der Rippe aus der Seite des schlafenden Adam. Augustinus (de civit. Dei XXII. 17.) sagt, wie Eva aus Adams Seite, so ging die Kirche aus Christi Seite hervor. Auch [567] die aus dem Felsen springende Quelle des Moses diente zum Vorbild der Seitenwunde. Beide Vergleichungen, die Rippe wie die Quelle, sind in der biblia pauperum gebraucht. Heinecken, Nachrichten von Künstlern II. 25. Ein sehr sinniges Vorbild der Seitenwunde enthält eine Erzählung des evangel. infant. arab. c. 35. Judas Ischarioth war als Knabe besessen und wurde von dem gleichfalls noch sehr jungen Heilande geheilt, stiess ibn aber zuvor in die Seite, an dieselbe Stelle, wohin später Longinus mit der Lanze stach.

In der christlichen Poesie werden die fünf Wunden mit Rosen verglichen. Erst die spätern Herrnhuterlieder haben eine Menge von andern Vergleichungen dafür gebraucht, die keineswegs immer glücklich gewählt waren. Insbesondere wurde die Seitenwunde missbraucht zu Vorstellungsweisen, wie die von einer Grotte, worin man bade, von einem Bette, worin man ruhe, von einem honigvollen Bienenstock, von einem Nest etc.