Chronica, Oder Historische Beschreibung Des Dorffs Hartau bey Zittau

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Autor: Friedrich Eckarth
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Titel: Chronica, Oder Historische Beschreibung Des Dorffs Hartau bey Zittau
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aus: SLUB Dresden: Hist.Sax.H.185,misc.4.
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Erscheinungsdatum: 1734
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Quelle: SLUB Dresden, Commons
Kurzbeschreibung: Teil V der Chroniken der Dörfer um Zittau
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CHRONICA,

Oder

Historische Beschreibung

Des

Dorffs Hartau

bey Zittau,

Darinnen

Desselben Lage, Gräntzen, Wasser, Nahme, Grösse, Nahrung, Kirchenstand, Schulhalter, Obrigkeit, Kriegs-Noth, Feuer-Schäden, Wetter-Schäden, Mordthaten, Pest, gefundne Kinder, und Wasser verunglückte, enthalten,

Aus gedruckten und meist ungedruckten Schrifften, auch eigener Erfahrung, mit Mühe und Fleiß gesammlet, und denen Nachkommen zur nützlichen Nachricht publiciret

von

Friedrich Eckarthen,

der Historien Liebhabern.


Zu finden beym Autore Anno 1734.

Vorrede.

NAchdem Anno 1732. mein Eckersberg- und Olbersdorffer-Chronicon und Ao. 1733. das Petauer- und Klein-Schönauer-Chronicon von mir ediret worden; so folget nunmehr die Hartauer-Chronic, nebst der Versicherung, so GOtt Leben und Gesundheit verleyhet, meinem vorigen Versprechen gemäß nunmehro mit andern benachbarten Dörffern, sonderlich Rattgendorff, Poritsch, Hörnitz und Bertzdorff, auf eben diese Art fortzufahren, bey welcher Gelegenheit auch eine mühsame Historisch- und Genealogische Beschreibung derer uralten berühmten Geschlechte der Nesenen, Hartige und Lanckische, mit wird eingebracht werden. Der Geneigte Leser urtheile und lebe unterdessen wohl.


Herwigsdorff, M. Jun.
Ao. 1734.
So wünschet Dessen allzeit Dienstbegierigster,
Friedrich Eckarth.
V. Hartau.
I.

DIe Lage. Dieses Dorff liegt von Zittau eine viertel Meile gegen Süden, auf der Böhmischen Gräntze, eine viertel Meile von dem Böhmischen Städtel Grotau, nicht weit von dem Gebürge.

II.) Die Gräntzen. Zu Angrentzern hat es gegen Westen und Norden die Zittauischen Stadt-Felder, gegen Osten die Neisse, und über derselben das Böhmische Gebiete, gegen Mittag das Böhmische Dorff Gersdorff, so nur einen Steinwurff davon liegt.

III.) Das Wasser. Die Neisse, von Grotau aus Böhmen fliessende, rinnet hier vorbey. Aus dem Gebürge aber fliesset ein Wässerlein, die Weißbach genannt, zwischen dem Dorffe und Gersdorff herunter in die Neisse, welches die Gräntze zwischen dem Königreich Böhmen und der Ober-Lausitz macht. Aus den Eichgraben fliesset auch die so genannte Pfaffenbach, ein kleines Wässerlein, nach der Hartau, und zwischen der Weiß- und Pfaffenbach, die so genannte Goldbach, auch sehr klein, aber nur deßwegen remarqvabel, weil selbige in Röhren biß in die Stadt Zittau geleitet wird. Es wird von D. Carpzovio in Annal. Zitt. 1. Theil, 7. Cap. §. 5. p. 34. ein schönes reines Wasser genennet. An dem Orte, wo die erste Einfassung dieses Wassers geschiehet, zwischen Hartau und dem Gebürge, nicht weit von Neu-Harte, und 1 Büchsen-Schuß vom Gebürge, ist ein fein steinern Gebäude zu sehen, an deren einen Seite gegen Abend folgende Schrifft zu lesen:

QVAS
Ex Fontibus aureis ut vulgus vocat
in Sylvis Hartaviensibus
Oriundis
AQVAS
Provida Patrum Conscriptorum

Zittaviensium Cura
pro Salute Civitatis communi
Anno MDXLIV.
primum in Urbem perduxit:
HAS
Anno MDCCXXVI.
Auspiciis Senatus Amplissimi Zittaviensis
Consveta Liberalitate publica
Ad perennem liberioremq; Optimorum Civium,
USUM
purgata Scaturigine restituit,
Novoqve Canali instructo
Geminato profluvio duplicavit
NOVUM
post sesqvi Seculi decursum
Molitus
Consul p. t. regens & Civitatis Syndicus
JOHANNES BENEDICTUS CARPZOVIUS,
J. U. D. Com. Pal. Caes. & Consiliarius Commissionis
Regius & Electoral. Saxon.

Auf der Seite gegen Mitternacht stehet:

In
Novi AEqviductus adaucti
Memoriam
Simulq;
Ad arcendas coeli hominumqve iujurias
hoc Sphaeristerium
Extructum est
diligentia
Johannis Heinrici Mülleri,
Operarum Curatore.

IV. Der Nahme. Den Nahmen belangende, kan man denselben entweder von einer Harten-Aue; oder Harte an der Au, (da Harte vor nahe verstanden wird) weil das Dorf nahe an der feinen Neiß-Aue oder Neiß-Wiesen liegt, meines Erachtens, her deriviren.

V. Die Grösse. Das Dorff ist nicht groß, hat 10 Bauern, 7 Gärtner, 50 Häußler, 1 Mühle mit einem Gange.

VI. Die Nahrung. Die hiesigen Einwohner ernähren sich von dem Ackerbau, dem Leinwandmachen, auch theils derselben mit Mühlbeutel-Tuch verfertigen, worzu sie die Wolle aus Ungarn erhandeln.

VII. Der Kirchen-Stand. Die hiesigen Einwohner sind in das Zittauische Kirchspiel eingepfarret.

VIII.) Die Schulhalter. Von denenselbigen kan ich nicht mehr als 3. benennen, als 1) Michael Schröern, von Hartau bürtig, 2) Michael Stritzeln, von Olbersdorff, diesem folgte 3) der itzige Hr. Johann Gottlieb Springer, aus Zittau, gebohren 1702. den 12 Sept.

IX. Die Obrigkeit. Ao. 1375 an S. Gallen Tage hat E. E. Rath in Zittau von Hrn. Hansen und Ulrichen, Gebrüdern von Biberstein, Herren zu Friedland und Sorau, dieses Dorff, so viel ihnen darinn zuständig war, um 300 Mr. Zittauischer Zahl Prager Groschen, worzu nachgehends Herr Czenklo von Donyn, gesessen auf der Veste zu Friedland, ao. 1384 am Tage der 11000 Jungfrauen, seinen Antheil von Hartau um 190 Schock, und Hr. Heinrich und Wilhelm, Gebrüdere von Donyn, Burggrafen und Herren zum Gräfenstein, eod. ao. am Tage S. Jacobi, gewisse jährl. Zinsen im Dorffe Hartau vor 150 Zitt. Mr. ebenfalls an E. E. Rath käuflich überliessen. Carpzov. Annal. Zitt. part. 2. cap. 8. fol. 310.

Nach dieser Zeit muß das Dorff entweder wieder verkaufft oder versetzet worden seyn, (weil in den Zittauischen Annalibus diese zweyerley Meynungen zu finden) weil E. E. Rath

Ao. 1404 dasselbe entweder wieder eingelöset oder erkaufft von Zollmann, um 124 Schock 8 gl. und die halbe Gerichte von Hanß Badern Mr. nach Hrn Frentzels Bericht.

Als Ao. 1547 im Pönfall E. E. Rath wieder um das Dorff kam, hat es hernach 1549 derselbe wieder den 18 Nov. mit zugehörigen Teichen und einem Stück Waldes am Geblischen Gebürge gekaufft, um 3500 Thl. und solches Geld in zwey Terminen erleget.

Seit dieser Zeit hat es nun E. E. Rath geruhiglich besessen, und allezeit einen Richter nebst zugeordneten Gerichts-Eltesten aus den Dorffs-Einwohnern allda verordnet. Itziger Richter heisset Andreas Goldberg, bürtig von Bertzdorff, welcher Anfangs Ao. 1680. sich zu Petau wohnbar, und nach 15 Jahren zu Klein-Schönau, von dannen aber nach 3 Jahren Ao. 1699 allhier niedergelassen. Er schencket Zittauisch Bier, ingleichen der Schencke in Neu-Harte, (welches 11 neue vor kurtzen Jahren erbaute, und etwan einen Büchsen-Schuß von Hartau gegen das Gebürge liegende Häuser sind, unter obiger Anzahl mit begriffen) so aber das Bier beym Richter nehmen muß.

X. Annales. Ao. 1424 brante der Hußitische Ketzer Botzko die Harte, darinnen er sein Lager hatte, gantz ab, nachdem er mit 700 Pferden und 8 Trabanten über das Gebürge, der Gäbler genannt, herüber gekommen, und die Zittauer, so ihm entgegen gezogen, geschlagen hatte. Conf. Carpzov. Annal. Zitt.

Ao. 1466 fielen Königs Georgij Leute, Hr. Zarda von Utzke, Felix von Sckale, Benesch von Michelsberg, Heinrich von der Daube, und sein Sohn Jaroßlau etc. ins Zittauische Land, die lagen zur Hartau, und branten das Dorf an Mariä Geburt aus. Carpzov. Annal. Zitt. 5 Theil, cap. 1. fol. 213.

Ao. 1562 hat E. E. Rath von Thomä Cramers Erben 3 verwüstete Teichlein bey der Hartau gelegen für 80 Mr. baar Geld gekauft. Frentzel p. 583.

Ao. 1580 den 15 Dec. ist ein Töpfer-Gesell von Melchior Gisus, Müllern zur Hartau, auf dem Böhmischen Graben vorm Böhmischen Thore zur Zittau gestochen worden mit einem Messer, daß er an dem dritten Tage gestorben. Der flüchtige Thäter ward in die Acht erkläret, endlich aber auch vertragen. Frentzel. Er blieb Müller zur Harte biß er starb. Benennte Schlägerey geschahe den 13 Nov. mit 2 Töpfer Gesellen. Annal. MS.

Ao. 1611 den 28 Jun. zündet des Raths Wildschützen einer, so Weyd-Aschen gebrannt, den Wald hinter der Harte, beym Schoßhübel hinter den Kiefer-Grunde, an, und thät das Feuer auf 400 Zm. Schaden, der Schütze ward flüchtig. Es haben 11 Gemeinden von des Raths-Dörffern diesen Brand gelöschet, doch mit grosser Mühe. Frentzel.

Ao. 1614 den 12 Aug. erschlug des Wetter zu Hartau einen Mäder, dem andern aber, so neben ihm arbeitete, wiederfuhr nichts. Frentzel. Frantze im Anhange des Prophetischen Danckseufzers. Der Erschlagene war aus dem Eichgraben. Mönch Annal.

Ao. 1626 ward zur Harte, wie auch an andern Orten, die Pest verspüret, derohalben aus dem Dorffe niemand in Zittau eingelassen wurde. Frentzel. Carpzov. 5 Theil, fol. 309.

Anno 1631 den 24 Octobr. qvartirten sich allhier und zu Olbersdorff 18 Cornet Chur-Sächsische Reuter ein. Carpzov.

Anno 1632 den 3 Aug. kam zur Hartau bey dem jungen Großer Feuer aus, davon ihm der gantze Hof abgebrannt. Frentzel.

Anno 1640 den 6 Decemb. brannten allhier durch Flachsdörren 2 Häuser ab. Frentzel.

An. 1662 den 7 Sept. fiel Daniel Bisetzky von Härter-Stege mit einem Pferde, ward in Morast gedrucket, und muste ersticken. Seliger.

Anno 1679. den 11 Mart. gehet Michael Voigt von der Hartau, Abends um 9 Uhr, nebst noch andern zweyen, von Caspar Scholtzen vom Brantewein, als sie hinters Gerichte auf die Teich-Tämme kommen, gehen die 2. Geferthen fort, Voigt aber bleibet seines Bier-Weges halber zurück, über eine Weile erhebt sich ein jämmerlich Gewinsel, die gedachten beyden Männer aber achten nicht groß darauf, sondern gehen auf ihre Heymath zu: Sonntags frühe wird ein Cörper beym hohen Stege an der Papiermühle gefunden, durch die Gerichten herausgezogen, besichtiget und befunden, daß es Voigt sey, welcher vom Eise jämmerl. war zustossen worden. Seliger.

Anno 1681 den 30 May hat man 2 lebendige Kinder in einer Muschen hinter der Harte am Walde, auf dem Orte, das Böhmische Thor genannt, früh Morgens gefunden, und zwar durch Holtzspalter. Sie waren erst neugebohren und ungetaufft, wobey 16 gl. Geld gelegen. Diese Kinder wurden in der Zittauischen Haupt-Kirche getaufft, und das eine Anna Rosina, das andere aber Anna Dorothea genannt. Paten waren Christian Renner, Färber in der Bader-Gasse, Jungfer Eyssersdorffin und Michael Schönfelders des Kürschners Jungfer Tochter: Martin Richter, Anna Margaretha, gebohrne Möllerin und Raudiches Ehe-Wirthin. Die Hartauer musten die Kinder verpflegen biß zu ihrem Tode, welcher bald in wenig Wochen erfolgte. Seliger Annal.

Ao. 1684 den 28 Jan. Abends kam allhier bey Michael Puschmannen Feuer aus, durch einen heissen Ziegelstein, welchen eine Magd hatte ins Bette gelegt, um selbiges warm zu machen. Es brannten 4 Häuser, 2 Bauershöfe samt den Scheunen ab. Frentzel.

Anno 1702 den 3 Jul. ist hinter der Harte ein schwangers Weibsbild, Maria Hänelin, gebürtig von Weißdorff, im Korne gefunden worden, so mit 8 Stichen ermordet war, ward auf den Zittauischen Frauen-Kirchhof begraben.

Anno 1734 den 31 Jan. zu Mittage brannte allhier Johann Teichgräbers Häusel ab, zu grossen Schrecken der nahen um und um wohnenden Nachbarn, und hätte groß Unglück geschehen können, wenn es GOtt nicht abgewandt, und die herzu eilenden Leute das Häusel nicht gleich vollend weggerissen hätten. An die Brandstädte wird kein ander Hauß, sondern ein Teich im Nothfall zu gebrauchen, kommen, und ist dem Abgebranten eine andre Baustelle in Neu-Harte angewiesen worden.

Avertissement.

Den Geneigten Lesern wird hiermit bekannt gemacht, daß bey mir noch Exemplaria von der Eckersberg- und Olbersdorffer Chronic, 3 Bogen starck, von der Petauer Chronic einen halben Bogen starck, und von der Klein-Schönauer Chronic 1 und 1 halben Bogen starck in 4to zu bekommen. Wie auch von meiner Historia Curiosa, 4 und 1 halben Bogen, und Historischen Nutz- und Lustbringers 5 Bogen starck. Das historische Tage-Buch wird auch noch (und zwar seit dem Anfange des 1731 Jahrs) monatlich continuiret. So nun ein und andrer Liebhaber von diesen Sachen was begehret, darf nur bey mir nachgefraget werden. Vale.

Der Autor.