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Cottascher Musen-Almanach für 1896

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Textdaten
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Autor: -f
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Titel: Cottascher Musen-Almanach für 1896
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 755
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[755] Cottascher Musen-Almanach für 1896. Es ist erfreulich, daß der Lyrik, die heutzutage auf dem Büchermarkt etwas beiseite geschoben wird, von einer berühmten Firma eine Stätte bereitet ist, welche, zierlich geschmückt, die großen Namen und auch andere, denen Gesang gegeben, zu einem Stelldichein einladet: wir meinen den alljährlich erscheinenden Cottaschen Musen-Almanach, der sich auch diesmal wieder pünktlich eingefunden hat, ausgestattet mit sechs Kunstbeilagen, einem lieblichen Frauenkopf von G. Max, „Im Schmuck der Rose“, als Titelblatt, zwei Genrebildern „Posttag“ von F. Simm und „Zu Thal“ von F. von Pausinger, einenn Waldidyll von G. Franz, „Waldesfrieden“, dem stilvollen „Im Morgenland“ von C. Kiesel und der „Allegorie“ von A. Pellegrini. Und so mannigfaltig wie die Töne, welche die zeichnende Kunst anschlägt, sind auch diejenigen der Dichtkunst. Der Herausgeber Otto Braun hat es verstanden, Dichter der verschiedensten Richtung, die alle in ihrer Eigenart scharf hervortreten, unter seiner Fahne zu versammeln. Die altberühmten Meister fehlen nicht, aber auch nicht jüngere Kräfte, die ihre Schwingen schon geregt haben oder hier in den Jahrgängen des Musen-Almanachs zum erstenmal regen; freilich, die kraftgeniale jüngstdeutsche Lyrik fehlt; doch diese schafft sich ja ihre eigenen Musen-Almanache. Ueberwiegend ist in diesem Jahrgang das erzählende Element: zunächst Erzählungen in Prosa, „Circe“ von Julius R. Haarhaus, eine italienische Novelle im Stil Paul Heyses von packender Wirkung, und eine in naivem Legendenton gehaltene Künstlergeschichte, „Diaboleia“ von Ricarda Huch. Die Elegie in Distichen von Albert Matthäi ist ein Phantasiestück, welches uns die klassischen Musen auf dem Oelberg zeigt und die Verschmelzung des Heidnischen und Christlichen in ein originelles Sagengewand hüllt. Größere Novellen in Versen sind „Gunnar“ von Paul Heyse, eine formgewandte Nachdichtung der Nielssage, Ernst Ziels „Heimkehr“, ein Bild aus dem See- und Strandleben, eine Art Variante auf Tennysons „Enoch Arden“, „Möwenflug“ von Konrad Telmann, farbenprächtig und phantasievoll, „Gutenbergs Tod“ von Robert Waldmüller in volkstümlich kräftiger Darstellung. Unter den Dichtern kleinerer Balladen begegnen wir Felix Dahn („Die keusche Kara“), Albert Möser („Claudianus“), Ernst Lenbach („Unter uns Künstlern“, ein Gedicht von humoristischer Färbung,) und mehreren jüngeren Poeten; wir erwähnen von diesen „Die Walküre“ von Carl Busse, ein Gedicht von feurigem Schwung, und das stimmungsvolle „Allerseelen am Meer“ von Heinrich Vierordt. Unter den Liedern und vermischten Gedichten findet sich manches Wertvolle; es wird gewiß keiner der Leser einen oder den andern Liebling vermissen. Da rühren die alten Veteranen Hermann Lingg und J. G. Fischer ihre Harfe; da begegnen wir Wilhelm Hertz, Ernst Eckstein, Emil Rittershaus, Julius Rodenberg, Max Kalbeck, Martin Greif, Heinrich Kruse, Adolf Wilbrandt, Adolf Stern, Johannes Proelß, Robert Haaß, Max Härtung u. a. Zur Empfehlung der in dem Band vertretenen Spruchdichtung teilen wir hier zwei Sentenzen von Paul Heyse mit:

„Sei zum Geben stets bereit,
Miß nicht kärglich deine Gaben.
Denk’, in deinem letzten Kleid
Wirst du keine Taschen haben.“


„Nur eins beglückt zu jeder Frist:
Schaffen, wofür man geschaffen ist.“

Auch dieser neueste äußerst geschmackvoll ausgestattete „Musen-Almanach“ sei zu Geschenken an Freunde und Freundinnen der Poesie bestens empfohlen! †