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Damen-Bildnis aus den achtziger Jahren

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Damen-Bildnis aus den achtziger Jahren
Untertitel:
aus: Der neuen Gedichte anderer Teil, S. 94-95
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1918
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
fertig
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DAMEN-BILDNIS AUS DEN ACHTZIGER JAHREN


Wartend stand sie an den schwergerafften
dunklen Atlasdraperien,
die ein Aufwand falscher Leidenschaften
über ihr zu ballen schien;

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seit den noch so nahen Mädchenjahren

wie mit einer anderen vertauscht:
müde unter den getürmten Haaren,
in den Rüschen-Roben unerfahren
und von allen Falten wie belauscht

10
bei dem Heimweh und dem schwachen Planen,

wie das Leben weiter werden soll:
anders, wirklicher, wie in Romanen,
hingerissen und verhängnisvoll, —

daß man etwas erst in die Schatullen

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legen dürfte, um sich im Geruch

von Erinnerungen einzulullen;
daß man endlich in dem Tagebuch

einen Anfang fände, der nicht schon
unterm Schreiben sinnlos wird und Lüge,

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und ein Blatt von einer Rose trüge

in dem schweren leeren Medaillon,

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welches liegt auf jedem Atemzug.

Daß man einmal durch das Fenster winkte;
diese schlanke Hand, die neuberingte,
hätte dran für Monate genug.