Das Friedrich Friesen-Denkmal in Magdeburg
[739] Das Friedrich Friesen-Denkmal in Magdeburg. Am 25. September dieses Jahres wurde zu Magdeburg ein Denkmal enthüllt, das einen der edelsten Streiter aus den Befreinngskriegen ehrt – Karl Friedrich Friesen. Es ist uns leider nur wenig aus dem äußeren Leben Friesens bekannt. Daß er am 27. September 1785 in Magdeburg geboren wurde, 1805 oder 1806 nach Berlin ging, um das Baufach zu studieren, dort aber, begeistert von Fichtes „Reden an die deutsche Nation“, in inniger Gemeinschaft besonders mit Jahn und Eiselen sich der Jugenderziehung und der Sache der Turnkunst widmete, bis Preußens Erhebung gegen Napoleon auch ihn unter die Waffen rief; daß er dann im Lützowschen Freicorps an den Kämpfen der Jahre 1813 und 1814 theilnahm und am 16. März 1814 unter den Kugeln französischer Bauern, die den Versprengten überraschten, bei dem Dorfe La Lobbe ist den Ardennen fiel – das ist so ziemlich alles, was wir von seinem äußeren Schicksal wissen.
Desto vertrauter tritt uns sein geistiges Leben, seine heldenhafte innere Größe entgegen aus den Schilderungen der Freunde, die mit ihm für Deutschlands Befreiung, für die frische und freie Erziehung der deutschen Jugend lebten und litten. Jahn hat ihm die schönen Worte gewidmet, die auch am Denkmal, an der Vorderseite des Unterbaus, Platz gefunden haben: „Wie Scharnhorst unter den Alten, ist Friesen unter der Jugend der Größte aller Gebliebenen.“ Max von Schenkendorf, Immermann haben ihn verherrlicht, der alte Arndt hat von ihm gesungen:
„Wohl viele sind gepriesen
Im großen deutschen Land,
Doch Dich, mein frommer Friesen,
Hat Gott allein gekannt.
Was blühend im reichen Herzen
Die Jugend so lieblich verschloß,
Ist jeglichem Laut der Schmerzen
Ist jeglichem Lob zu groß.
War je ein Ritter edel,
Du warst es tausendmal,
Vom Fuße bis zum Schädel
Ein lichter Schönheitsstrahl –
Mit kühnem und stolzem Sinne
Hast Du nach der Freiheit geschaut,
Das Vaterland war Deine Minne,
Es war Dir Geliebte und Braut.“ –
Friesen war in französischer Erde bestattet worden, in La Lobbe, von wo dann sein Waffengefährte August von Vietinghoff die Ueberreste des Freundes 1816 nach Deutschland brachte, treu dem Gelöbniß, das Friesen und er vor dem Abmarsch nach Frankreich sich gegeben hatten: wenn einer von beiden in Feindesland sterben sollte, seinen Leib „dem wälschen Boden zu entreißen“. Am 15. März 1843 fanden dann die Gebeine Friesens neben denen Scharnhorsts ihre endgültige Ruhestätte auf dem Invalidenkirchhof zu Berlin, wo zugleich ein einfaches Grabdenkmal errichtet wurde.
Und nun hat auch Friesens Geburtsstadt Magdeburg ihren edlen Sohn durch ein Denkmal geehrt, das die Anlagen an der Augustastraße ziert. Es ist geschaffen von dem Bildhauer Ernst Habs in Berlin. Auf breitem, von vier Stufen gebildetem Unterbau erhebt sich ein mächtiger Sockel aus poliertem schwedischen Granit, auf welchem Friesens Kolossalbüste thront. Gewaltig treten die Formen des Kopfes hervor, von denen Vietinghoff sagt, daß sie „wahrhaft königliche“ gewesen seien. Der Sockel ist auf drei Seiten mit Reliefs geschmückt. Das erste zeigt Friesen, wie er mit Eiselen und Jahn die Gesetze und Ziele der Turnkunst beräth, das zweite stellt dar, wie die Turner in Breslau sich zum Freiheitskampf dem Major von Lützow anschließen, das dritte schildert Friesens Tod im Ardennenwalde.