Das Kind in der Natur
[500] Das Kind in der Natur. Dem Großstadtkinde Freude an der Natur
beizubringen, ist angesichts der bestehenden Verhältnisse keine leichte,
aber auch durchaus keine unmögliche Aufgabe. Kennt es auch
Nachtigall und Lerche, Hirsch und Reh, Waldbäume und -blumen vielfach
nur vom Hörensagen, so sieht es dafür Hund, Katze, Meerschweinchen,
Gans und Ente, findet Blumen, Gräser und Kräuter auf seinen
Spaziergängen und wird für alles dieses Sinn bekommen, wenn
Eltern und Erzieher seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken verstehen.
Manche junge Mutter dürfte freilich in Verlegenheit sein, das
Material zu längerem Gespräch der Begegnung mit einem Pferd oder
Esel oder dem Anblick eines Blumenbeetes abzugewinnen. Sie möge
dann das Buch „Das Kind in der Natur“ von Th. Focking (Braunschweig,
Wissmann) zur Hand nehmen, die einzelnen Kapitel sich
lesend einprägen und dann den Inhalt ihren Kleinen beim
Spaziergang oder am abendlichen Familientisch erzählend, fragend und
vergleichen lassend in kleinen Stücken mittheilen. Das beste Mittel gegen
die gelangweilte Unart der vom Spielen ermüdeten Kinder liegt in
solchen Anregungen ihres Denkvermögens, sie suchen eifrig nach
Beispielen und Merkmalen, sie schauen beim Spaziergang nach den
genannten Pflanzen aus und freuen sich über jeden Fund, statt träge und
verdrossen hinzuschlendern; dabei gewinnen sie allmählich, bis das
Alter für eigene Reisen und Ausflüge kommt, die liebevolle Freude
an Thier- und Pflanzenwelt, an
der Betrachtung der Naturschönheit, welche eine der besten und reinsten
Glücksquellen im Leben ausmacht. Als Bereicherung der häuslichen
Erziehungsmittel wie auch zur Anleitung für Kindergärtnerinnen und
Lehrerinnen der unteren Schulklassen ist das hübsch geschriebene, verständnißvoll
angeordnete Buch bestens zu empfehlen Bn.