Das Bauernholz bei Höckendorf

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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Das Bauernholz bei Höckendorf
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aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 355
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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147. Das Bauernholz bei Höckendorf.

Drei Stunden nördlich von Radeberg entfernt liegt das waldumsäumte Kirchdorf Höckendorf. In früheren Zeiten gehörte zu diesem Orte ein bedeutender Gemeindewald, das Bauernholz genannt. Nach dem 30jährigen Kriege war die Gemeinde Höckendorf völlig verarmt. Die Bewohner besaßen nichts mehr als das nackte Leben, und die Not war groß. Brandschatzungen nahmen kein Ende. Besonders waren es die Schweden, die den Ort wiederholt plünderten. Da beschlossen die Bewohner, den umfangreichen Gemeindewald zu fällen. Das Holz wurde verkauft und der Erlös verteilt. Da, wo einst das Bauernholz gestanden hatte, siedelten sich später mehrere arme Leute an. Diesen verkaufte man nach und nach auch den Grund und Boden des ehemaligen Bauernholzes. Die Ansiedler machten die Fläche urbar und verwandelten das Land in Felder und Wiesen. Eine blühende Aue ergötzt jetzt das Auge, wo früher in unwirtbaren Sümpfen wilde Sträucher wucherten. Jene Grundstücke aber bezeichnet man heute als die Bauernhölzer, welcher Name uns an schlimme Zeiten unserer Vorfahren erinnert.

Im 7. Bande von „Sachsens Kirchengalerie“ aus dem Jahre 1840 schreibt der damalige Pastor Angermann in Höckendorf folgendes:

„Die Fluren Höckendorfs sind auf allen Seiten von Nadelwäldern eingeschlossen. Desto wohltuender fürs Auge ist das viele Laubholz, mit welchem Feldwege und Wiesen bewachsen sind, das aber auch der höher steigenden Feld- und Wiesenkultur, zu der sich die Besitzer bereits ernstlich anschicken, allgemach wird weichen müssen. Besonders bemerkenswert ist jedoch eine alte Kiefer, welche sich auf einer Hutung an der Großnaundorfer Grenze befindet und in Gestalt eines Pilzes eine Fläche von vielleicht mehr denn 50 Fuß im Durchschnitt bedeckt. Da aber neben ihr früher noch zwei andere gestanden haben und im Kirchen- und Gemeindesiegel drei Kiefern sich befinden, so ist nicht unwahrscheinlich, daß jene die Veranlassung dazu gewesen und gleichsam als Wahrzeichen des Ortes betrachtet worden sind.“

Vielleicht darf man auch annehmen, daß jene drei Kiefern ein Rest des ehemaligen Bauernholzes bei Höckendorf waren, die man beim Niederschlagen des großen Gemeindewaldes zur Erinnerung stehen ließ.