Das Gauß-Weber-Denkmal in Göttingen
[548] Das Gauß-Weber-Denkmal in Göttingen. (Mit Abbildung.) Zu den wichtigsten folgereichen Erfindungen, welche unser Jahrhundert der deutschen Wissenschaft zu danken gehabt hat, gehört die des elektromagnetischen Telegraphen durch die Professoren Gauß und Weber in Göttingen. Der große Mathematiker Karl Friedrich Gauß aus Braunschweig, wo er am 30. April 1777 zur Welt kam, war bereits Professor und Direktor der Sternwarte in Göttingen, als der Verkehr mit dem 1831 nach Göttingen berufenen genialen Physiker Wilhelm Eduard Weber ihn auf das Studium des Erdmagnetismus führte. Weber, geboren am 24. Oktober 1804 zu Wittenberg, hatte sich schon vorher in Halle als ausgezeichneter Experimentator erwiesen. Als Frucht der gemeinsamen Studien und Experimente entstand 1833 der erste elektromagnetische Telegraph. Ueber die Dächer der Stadt Göttingen wurden von ihnen zwei Kupferdrähte geleitet, welche das Physikalische Institut und die Sternwarte miteinander verbanden, und an denen sie die Richtigkeit ihrer Gedankenschlüsse erprobten. Die Wichtigkeit der Erfindung hatte Gauß mit klarem Blicke vorausgesehen. Die Bedeutung dieses gemeinsamen Wirkens der beiden Forscher bringt das Denkmal, welches jetzt ihnen in Göttingen errichtet wurde, ebenso ansprechend wie lebensvoll zum Ausdruck. Auf einem breitlehnigen Stuhle sitzt Gauß, mit seiner berühmten Hauskappe, im Professorentalar. Er sinnt den Worten nach, die der neben ihm stehende Weber an ihn richtet. In seiner Rechten hält er einen Telegraphendraht, den Weber mit der Linken berührt. Das Modell zu dem Denkmal stammt von Professor F. Hartzer. Der Bronzeguß ist von Gladenbeck ausgeführt. Der granitne Sockel trägt in goldenen Lettern die Inschrift „Karl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber“.
Die feierliche Enthüllung des Denkmals, das auf den Wallanlagen vor dem Chemischen Laboratorium seinen Platz erhielt, fand am 17. Juni unter lebhafter Teilnahme der Universität und der Bürgerschaft Göttingens statt. Geheimrat Professor Voigt hielt als Vorsitzender des Denkmalausschusses die Weiherede. In der Aula der Universität war gleichzeitig eine Ausstellung von Handschriften, Abhandlungen, Modellen u. a. veranstaltet worden, welche von Gauß und Weber herrühren. Da war auch jener erste elektromagnetische Telegraph zu sehen, welcher 1833 den Verkehr zwischen dem Physikalischen Institut und dem Observatorium der Sternwarte zu Göttingen vermittelte.