Das Grab zu Perrho
Das Grab zu Perrho.
I.
Wo ist’s Grab, das fern in Perrho’s Wildniss,
Schon bald hundert Jahr’ verborgen grünet,
So verächtlich nicht, dass mans’s vergässe?
Wo ist’s Grab? – Das frage nicht o Fremdling!
In das Fichtenthal, dort ist’s, und Birken
Schütteln grüne Kronen schon darüber.
Doch wo’s Grab dort unter deren Wurzeln
Einst verschüttet ward, das nennt dir niemand.
Hehre Muse, Finnland’s Tochter, sage:
Birgt das Grab wohl einen mächt’gen König,
Oder birgt es einen Ebenbürt’gen?
Nein, kein König, auch nicht Seinesgleichen;
Und mit ihm sechs seiner tapfern Söhne.
Sitze dort am Rand’ des hohen Ufers;
Ich will dir Ihr schönes Schicksal singen,
Während auf der Heid’ der Thau noch glänzet
Hane, Er von finnischem Stamme, lebt’ schon
Siebzig Winter auf der Väter Erbgut.
Selbst zwar alt, besass Er rüst’ge Söhne,
Drei der Zwillingspaar’, das ält’ste siebzehn
Schön und rüstig waren sie zwar alle,
Gleich den Bächen, die der Regen anschwellt;
Doch, war einer schöner als die andern,
War’s gewiss der junge Thomas Hane,
Ging Er auch gehüllt in Lumpen, war Er
Schön, gleichwie ein Stern in Wolkenfetzen,
Und was Er auch hätte treiben mögen,
Niemand hätte je Ihn hassen können.
Aber Ihn nicht nur, nein auch die Brüder.
Nicht als Söhne wurden sie behandelt
Nicht als Tröster seiner alten Tage;
Nein, als Knechte, strenger noch denn Knechte,
Also lebten sie von Kindheit alle,
Und es kam der Tag, an dem die jüngsten
Beide funfzehn volle Jahre zählten:
Klar erschien die Sonne hinter’m Walde
Auf, vom Strohbett’, richten sich die Brüder,
Fröhlich, wie der Tag, der jetzt bevorstand. –
Aber bebend gingen sie zu’m Vater,
Der allein dort in der Stube weilte,
Und erfassten seine Händ’ und sprachen:
„Vater, schenk’ uns diesen Tag zu’r Musse,
Diesen Tag nur, dass wir mit den Brüdern
Uns der vollen funfzehn Jahr’ erfreuen.“
Er verzog die weissen Augenbraunen
Und ergriff das Wort: „Was heut’ versäumt wird
Zieh’t auch morgen ein Versäumniss nach sich
Wüst’ liegt noch der Acker, geh’t und pflüget.“
Und zu’r Heck’ gelanget sprach nun Thomas:
„Brüder, las ich recht im Aug’ des Vaters,
Gilt der Arm heut’ Gold, und jeder Tropfen
Schweiss ist feil um eine Tannennadel;
Denn heut’ Abend wird sie schwer geprüfet.“
Thomas sprach’s. – Nach seiner Mahnung glitt dann
In die Erd’ sogleich auch jede Pflugschaar.
Also ging, vo’m Morgen bis zu’m Abend,
Jeder bei der ihm bestimmten Furche.
Aber, als die Dämm’rung endlich anbrach,
Lag ein Stück des Ackers ungepflügt noch.
Da erschien denn auch der greise Vater
Und begann d’rauf: „Wohl ist’s Werk geschritten,
Doch, mit reg’rem Fleiss, wär’s weiter auch schon.
Alle kann ich jetz zugleich nicht strafen,
Auch hat einer mehr gefehlt denn andre;
In dem engen Keller in der Stube,
Der gegraben unter dicken Balken,
Sitze eingeschlossen, der gefehlt hat.
Dreier Tag’ und dreier Nächte Wechsel
Dreier Tag’ und dreier Nächte Nahrung
Labe auch nicht seine trock’ne Zunge.“
Sprach’s und ging ergrimmet fort von dannen,
Zwar in Wort und Blick, doch nicht im Herzen,
Die, als Er sich wandt’, die Wang’ ihm netzten.
Schon ruh’t’ still, im Arm der Nacht, die Erde;
In der Stube schlief der alte Vater,
Auf der Kammer Strohbett auch die Brüder.
Sondern wartet’ nur der andern Schlaf ab.
Erst, als jeden er entschlummert wähnte,
Stand der jüngste, Jacob, auf vo’m Lager
Und ging hin zum Vater in die Stube.
Denn am Wiegenfest’ lief ich vor Freude
Unbedacht umher, vergass der Arbeit.
Desshalb strafe mich und keinen andern.“
Ihm erwiedert’ d’rauf der alte Vater:
Jacob ging und legte sich zur Ruhe.
D’rauf, als jeden er entschlummert wähnte,
Stand nun auf der Zwillingsbruder Gustaf
Und ging hin zum Vater in die Stube.
So wie ich allein sie nur verdiene.
An dem Wiegenfest’ lief längs dem Raine
Ich, und sammelte den Brüdern Himbeer.
Mein ist nur die Schuld und nicht der andern.“
„Deinem Fehltritt’ folgt die[1] Strafe morgen.“
Gustaf ging und legte sich zur Ruhe.
Dann, als jeden er entschlummert wähnte,
Stand der dritte, Erich auf vom Lager
„Vater, willst du einen von uns strafen,
So ist mein die Schuld und keines andern,
Unbedachtsam lief ich in des Ufers
Schilf umher und hetzte junge Enten,
Ihm erwiedert’ d’rauf der alte Vater:
„Deinem Fehltritt folgt die Strafe morgen.“
Erich ging und legte sich zur Ruhe.
So ging einzeln jeder hin zum Vater,
Bis zuletzt allein nur Thomas übrig.
Als nun dieser merkt’ der Brüder Wand’rung,
Ahnt’ er ihren Vorsatz auch sogleich schon
Und bedachte sich bis alle schlummern
„Vater,“ sprach er, hör’ ein Wunder wahrlich!“
Als ich eben lag, mich schlafend stellte,
Richten sich die Brüder all’ vom Lager,
Und da mich allein sie schlafend wähnten
„Brüder, jeder weiss es ist nur Thomas,
Der die Straf’ verdient die uns bedrohet,
So wie auch dass alles er gestehet.
Doch hat er für uns so oft gelitten
Dann, als wieder all’ entschlummert schienen,
Sah’ ich, bald den einen bald den andern
Fort sich schleichen und dann wiederkehren.
Hab’ ich ihre Absicht wohl errathen?
Denn der fehlende bin wahrlich ich nur.“
Mit gebroch’ner Stimm’ versetzt’ der Alte:
„Geh’, und deine Straf’ ereilt dich morgen.“
Aus dem Meer’ taucht’ schon die Morgenröthe
Als zu sich der Alte rief die Söhne.
Hehr und streng in seinen Silberlocken
Sass er schon im Festkleid’ an dem Tische,
Und des Vaterlandes Ehrenzeichen
„Wer von euch ist’s,“ fragt’ der Alte ernstlich,
„Der hier steht belastet mit dem Fehltritt?“
„Ich,“ erscholl es nun aus jedem Munde.
Und der Damm brach, der seit siebzehn Jahren
„Preis dem Herrn,“ sprach er, „dem grossen;
Denn erfüllt ist das Gelübd’, auch brach mir
Nicht das Vaterherz, der Hass der Söhne.
Kinder! denn fortan seyd Ihr nicht Sclaven
Hör’t was jetzt eu’r alter Vater redet:
Dort, im nächsten Dorf’, wo ich einst diente,
Lebt’ ein Vater mit acht rüst’gen Söhnen,
Doch, so gram ist nicht der Feind dem Feinde,
Trafen sie sich’, sprach nur stets das Messer,
Gingen sie vorüber, war’s ein Stein nur,
Weh’ mir, dacht’ ich, besser ist verzichten,
Auf die Freund’, die ein geliebtes Weib schenkt,
Als zu füll’n die Erd’ mit solchen Scheusal’n,
Und dem Vorsatz’ folgt’ auch bald Entscheidung.
Funfzig Jahre drückten meinen Scheitel;
Doch die Jahre nicht, noch Kriegsbeschwerden
So nun sass ich einst des Nachts am Meiler,
Als ein Mann mir plötzlich an der Seit’ stand
Und bei’m matten Schein der Flamm’ zu mir sprach:
Sieh’ in mir der bösen Brüder Vater,
Länger nicht zur Speis’ den Grabeswürmern.
Such’ ein Weib dir’ schenk’ dem Lande Söhne
Und was meine nicht vom Glücke lernten,
Lehr’ gemeinschaftliche Noth den deinen.
Und wie er erschienen war, verschwand er.
Er verlieh mir Rath und Gott Gedeihen:
Jetzt, bei diesem Gotte schwöret, Kinder,
Dass, wie einig ihr bisher gewesen,
Keine Lust und keine Noth auf Erden
Einen treff’ und nicht zugleich die andern,
So euch nur die Kraft bleibt und das Leben.
Und der Kummer, den die Härt’ verursacht’,
Da trat Thomas Hane vor und sagte:
„Vater, schöner ist kein Schwur als dieser,
Wie auch leichter zu erfüllen keiner.
Sieh’, als Sclaven, nicht als Söhn’ behandelt,
Um bei andern Dienst und Glück zu suchen?
Wesshalb? Weil wir uns nicht trennen wollten,
Keiner wollt’ die andern gern verlassen.
Werden um die Erd’ wir einst zerstreuet,
Die der mordbegier’ge Jäger hetzet?
Soll es je gescheh’n, so sey’s im Glücke.“
Und bei Gott schwur diesen Eid nun jeder:
Dass, wie einig sie bisher gewesen,
Keine Lust und keine Noth auf Erden
Einen treff’ und nicht zugleich die andern,
So die Kraft nur bliebe und das Leben.
Dieses schwuren sie; der alle Vater
Das Grab zu Perrho.
II.
Schon entschwunden war der goldne Friede,
Mord und Plünd’rung füllten Finnlands Fluren,
Männer fielen, und die Weiber flohen.
Dort von Lindulax und Saarijärwi
Auch von Storkyro’s und Lappo’s Ebnen
Kam jetzt keine freud’gere nach Perrho.
An dem langen Tisch’ in seiner Stube
Sass dort eines Tag’s der greise Hane,
Als ein Flüchtling, ein zwölfjähr’ger Knabe
Seine Hütt’ fast athemlos erreichte
Und kaum eingetreten, also anhub:
„Gott zum Gruss euch, alter Vater Hane!
Brannten unsern Hof heut’ Nacht. – Sie rasten
Schon im Kirchdorf, auf dem Wege hierher,
Und vor Abend werden sie wohl hier seyn.“
Zornig stand der Alte auf und sagte:
Sehnige und Schulterstarke Burschen,
Aber hätt’ ich zwölf, ging’ dann auch einer
Froh für’s Heimatland dem Tod’ entgegen?“
Sprach’s und griff darauf vom krummen Wandknopf
Thomas lächelte, trat vor und sagte:
„Waffen ziemen nicht den alten Händen,
So wie Feigheit nicht den jungen Herzen;
Hänge das Gewehr nur hin, o Vater,
Ihm gehorcht’ der Greis, froh ob der Rede,
Doch sogleich ging stolz nun jeder Bruder
Hin zur sichern fellbedeckten Büchse,
Schwang sie auf die Schulter und ergriff dann
So bewaffnet gingen sie dann alle
Schweigend, doch im Innern fest entschlossen,
Wo sie auch der Feinde Schaar nur träfen,
Sie zu schlagen oder selbst zu fallen.
Auf dem schmalen Dorfpfad’ hingewandert,
Redete zu seinen Brüdern Thomas:
„Gehet jetzt, längs diesem Weg’, ihr Brüder,
Bis zur Bucht des See’s ihr kommt, im Thale,
Ist der Ort wo wir den Feind erwarten.
Noch vor Abend kommt er wohl gewiss nicht,
Falls er, auf dem Weg’, hierher, noch plündert.
Während dess will ich ein Stündchen weilen,
Wo mein Liebchen meiner Ankunft harret.“
Sprachs und ging alsbald hinauf ins Dörfschen.
Langsam wandernd kamen bald die Brüder
Zur bestimmten Stätt’, dort wo am Einsee
Und vom Waldgesträuch’ gar wohl verborgen,
Richtet’ auf den Weg die Blicke jeder.
Kaum so lang’, als von der ersten Dämm’rung
In der Tannenhütt’ der Jäger weilet,
Bis sich senkt der Spieler, und vom muth’gen
Ruf’, die Seen und Ufer wiederhallen,
Weilten hier die Brüder, als von fernher
Sie der Feinde finst’re Schaar erblickten,
Doch gewahrt’ sie niemand eh’r als Adolph,
Thomas Hanes theu’rer Zwillingsbruder:
Und er sprach „jetzt gilt es, Brüder,
Lös’t die Hüll’ sogleich von euren Büchsen,
Auf des Berges Abhang wird gelangt seyn,
Gebe Feu’r, der nur die Büchs’ bereit hat.“
Sprach’s, und jetzt erreichten auch die Feinde
Schon im Trab’ des Berges steilen Abhang,
Auch der Brüder Schüss’. In vier der Schädeln
Kühlten sich die Kugeln, zwei in einem,
Vorwärts rannten zügelfrei vier Rosse,
Sechzehn zügelten bestürtzte Männer.
Trotz’gen Blick’s, aus dem Verstecke tretend;
Blitzesschnell, so wie die Wort’ erschallten,
War der Feinde wilde Schaar im Anlauf.
Kaum noch konnt’ der eiligste der Brüder,
Und noch wen’ger d’rauf die Kugel senken,
Als die Feinde auf den Berg gelanget,
Und mit einem Sprung’ auf festem Boden,
Vorwärts drangen mit gefällten Lanzen.
Trat der muth’gen Brüder Schaar entgegen.
Jetzt begann der Streit mit Ruf und Lärmen;
Keiner wich, doch siegen konnt’ auch keiner
Erich fiel zuerst, ihn traf Pistolschuss,
Und der Streit wuchs, Stöss’ und Stösse wechseln,
Sechs der Feinde lagen schon gemordet,
Und die Brüder bluteten schon alle.
Endlich lebt’ von ihnen Adolph nur noch.
Schlug er um sich mit geraubtem Schwerte,
Bis er, tödlich in der Brust verwundet,
Selbst im Tod’ noch Wunden schlagend, hinfiel.
Doch sein Haupt, getrennt vom Rumpfe, steckte
Und ritt keuchend mit der Schaar von dannen.
Sechs, von zwanzig die gekommen, zogen
Fort, und einer auch bedeckt mit Wunden.
Aber längs dem Steg’ im finst’ren Walde
Seit sie gingen fand er nicht mehr Ruhe,
In der Stub’, und unbewaffnet kam er,
Seinen Söhnen Rath zu leich’n im Streite.
Dorther sah’ er nun der Reiter Abzug,
Auf der Lanze sah’ er Adolphs Haupt auch.
Bebend an den alten Gliedern, eilt’ er,
Weiter vorwärts auf demselben Wege,
Und gelangt’ zum Ort’ wo seiner Söhne
Aus den grauen Augenwimpern drückt’ er
Zähren dann und blickt’ mit Stolz hin,
Die Gefall’nen, Freund’ und Feinde zählend.
Alle Söhn’ auch fand er, nur nicht Thomas.
Und ist hier nicht unter seinen Brüdern?“
Sprach’s. Doch fern am Wege dort im Dörfchen,
Weilt’ bei’m Liebchen noch der edle Thomas.
Eben zog er seine Hand aus ihrer,
Sieht mein Auge oder sieht mein Nacken?
Dich nur müss’t mein Auge schauen, Liebchen,
Und die schwarze Wand dort nur, mein Nacken.
Welcher Sinn gewahrt denn dieses Blendwerk?
Und des Bruders Adolphs Haupt gespiesset!“
Thomas sprach’s und griff nach Spiess und Büchse
Hurtig, und verliess sogleich die Stube.
Vor ihm lag, von Blut befleckt die Strasse,
Sah’ er Brüderleichen unter Bäumen,
Und in ihrer Mitt’ den greisen Vater.
In den Wald wagt’ er nicht fortzuschreiten,
Sondern stand dort stumm, und sah’ und hörte,
„Weh’ mir altem Manne! wo ist Thomas?
Wo ist Thomas? ist nur er entflohen,
Er, der einst der liebste mir gewesen
Er entfloh jetzt und verliess die Brüder.
Mög’ er irren, bang’ wie Kain, im Walde,
Ihn erschreck’ das zitternd’ Laub der Espe
Ihn erschreck’ der Flug dess Hasselhuhnes,
Da es scheu und ängstlich vor ihm fliehet.
O so hass’ ihn dann, wie ich ihn liebte,
Und wo er auch einst im Tod’ erwachet,
Schenk’ ihm keinen Bruder, keine Heimat.“
Starr vor Schreck vernahm die Worte Thomas,
So wie, aufgereitzt, der Hund den Bären
Jagt, die Fährt’ in Forst und Wildniss witternd,
Folgt er lautlos dann den blut’gen Spuren,
Lautlos zwar, doch Mordlust in dem Busen.
Drang schon aus dem Dache Rauch und Feuer;
Doch, er sah’ und hörte nichts, sein Auge
Haftet’ unstät nur auf blut’ger Strasse.
Schon war hinter’m Wald’ die Sonn’ verschwunden,
Hart am Wege, aus des Ackers Hocken,
Schaut’ ein Knab’ hervor, und heimlich winkend
Sprach er leis’ zu ihm die flücht’gen Worte:
„Geh’ nicht dorthin, denn du bist verloren;
Sechs dort waren, mit gar langen Lanzen,
Und der furchtbarste der grösste Reiter
Trug ein blutig Haupt auf seiner Lanze.
Nur in gröss’rer Eil’ schritt Thomas vorwärts,
Sah’ er, an die Stubenthür’ geheftet.
Schnaubend warf er seine Büchse von sich
Und drang ein. Dem ersten der ihm vorkam,
Stiess er, bis zum Griff, den Spiess’ ins Herz ein.
Stürtzt’ er vorwärts, gleich dem flücht’gen Adler
Und verbreitet’ wehrlos Tod und Grausen.
Keinen Hieb, den schärfsten nicht, bemerkt’ er.
Bald den einen, bald den andern fassend
Endlich lebt’ nur noch der Feinde Häuptling.
Um den Leib ergriff zuletzt ihn, Thomas,
Und zerdrückt’ zugleich ihm Brust und Rücken,
Dass gedoppelt er sogleich auch hinfiel,
Löst’ betrübt, des Bruders, von der Thüre;
Und begab sich matt, verwundet, blutend,
Doch mit leichtem Herzen, endlich heimwärts.
Schon hüllt’ Mitternacht die Erd’ in Dunkel,
Rauch und Asche nur sah’ dort sein Auge;
Eine Scheun’ im Hof’ stand unversehrt noch,
Dorthin ging er, Ruh’ und Obdach suchend.
Als er nun, zur Thür gelanget, still stand
Wer steht Red’? Ward Thomas zum Verräther?
O! vielleicht ward er nicht zum Verräther.
Gieb o Gott dass schuldlos er doch wäre!
Send’ ihn hierher mit dem Kopf’ des Mannes,
Dass noch treu mein Auge ihn erblicke;
Und dein Zorn, den ich auf ihn beschworen,
Fall zurück nur auf mein altes Haupt dann.
Und bei des gebrannten Hauses Asche,
Preis’ ich dich dann hoch, dass ich noch lebe.
Thomas trat jetzt ein, die Red’ vernehmend:
„Friede sey mit deinen grauen Locken,
Vater! jetzt da ich hier vor dir stehe,
Sprach’s, und vor des alten Vaters Füssen
Warf er seines Feindes furchtbar Haupt hin.
Auf, vom Boden sprang der alte Vater
Schlang um seinen Sohn den Arm – doch dieser
Fallend zog er auch den Vater nach sich.
An Verblutung starb nun Thomas Hane,
Und sein alter Vater starb vor Freude.
Anmerkungen (Wikisource)
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