Das Nonnenkloster auf dem Fürstenberge bei Xanten
[173] Die Mühe, welche es mir gekostet hat, einige Nachrichten über das Kloster Fürstenberge zu erhalten, läßt glauben, daß es auch den Freunden der vaterländischen Geschichte angenehm sein wird, wenn ich diese Nachrichten in einem so viel gelesenem Blatte, wie der Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit ist, mittheile.
Ueber der uralten Stadt Xanten erhebt sich der Fürstenberg (mons Vurstenberg), der im 12. Jahrh. auch Martinsberg, vielleicht von einer auf demselben stehenden, dem h. Martin gewidmeten Kapelle, genannt wurde. Römisches Mauerwerk, von welchem man jetzt noch Ueberbleibsel findet, macht es wahrscheinlich, daß hier eine römische Befestigung (Castellum) stand, wozu die Lage ganz geeignet war.
Als im 9. Jahrh. die Normannen Xanten zerstörten, wurden gewiß auch die Ueberreste der römischen Verschanzungen auf dem Fürstenberge niedergeworfen. Im Jahre 1116 trug Heinrich v. Dornick den Fürstenberg von dem Erzstifte Cöln zu Lehn, gab aber in diesem Jahre den Berg nebst Zubehör dem Erzbischof Friedrich I. auf Anrathen des h. Norbert (der später den Prämonstratenser-Orden stiftete und aus Xanten gebürtig war) unter der Bedingung zurück, daß der Erzbischof den Berg dem Kloster Siegburg zur Errichtung einer Celle für Benedictiner schenke[1].
[174] Im Jahre 1119 beurkundete Erzbischof Friedrich die Stiftung der Siegburger Celle zu Fürstenberg (Wrstenberg) und die derselben gemachte Schenkung der Güter zu Gest (bei Büderich) und Birten (bei Xanten)[2]. In der Bulle, durch welche Papst Lucius III. am 18. Nov. 1181 die Abtei Siegburg mit ihren Cellen und Besitzungen in seinen Schutz nahm, wird ‚Cella in Furstinberg juxta Xanctensem ecclesiam‘ genannt[3].
Später wurde die Celle zu Fürstenberg statt der Mönche des Benedictiner-Ordens mit Nonnen besetzt, wie dies eine Urkunde des Abts Gottfried von Siegburg beweiset, durch welche derselbe (29. April 1250) den Cisterzienser-Nonnen zu ‚Hurst‘ (Horst bei Deventer), deren Kloster abgebrannt war, ‚Cellam in Virseberge cum omnibus pertinentiis suis‘ mit Genehmigung des kölnischen Erzbischofs Conrad überwies und denselben auch einen Hof zu Birten für 250 Mark kölnischer Denare verkaufte[4].
Im Jahre 1460 wurde das Cisterzienser-Nonnenkloster zu Fürstenberg verwüstet, Hezog Johann I. von Cleve ließ im Jahre 1467 das verfallene Kloster wiederherstellen. Im niederländischen Kriege wurde das Kloster im Jahre 1586 von den Spaniern niedergebrannt und die Nonnen flohen nach Xanten, wo ihnen von den Franziskaner-Nonnen von der Buße der St. Agneten-Convent in der Niederstraße eingeräumt wurde. Dieser Convent, welcher 1402 gestiftet [175] worden, zählte im Jahre 1606 nur noch zwei Schwestern: Anna Hardenack und Bela Dungelrath. Diese beiden verkauften nun den St. Agneten-Convent der Aebtissin und dem Convente von Fürstenberg.
Bei der Zerstörung des Klosters waren noch einiges Mauerwerk der Kirche und zwei sehr hohe Thürme, aus Tuffstein erbaut, ohne Zweifel römischen Ursprungs, stehen geblieben[5]. Um aus den Trümmern ihres Kloster noch einiges Geld zu lösen, ließ die Aebtissin Elisabeth v. Götterswick die Mauern und die Thürme vollends niederreißen und die Steine verkaufen. Was noch übrig blieb, verkaufte die Aebtissin (Brigitta) Wilhelmine v. Backum im J. 1670.
Die französische Regierung ließ die Ländereien auf dem Fürstenberge und das dort befindliche Hofhaus, mit Ausnahme der Kapelle, verkaufen. Ein Canonikus zu Xanten kaufte das Gut und überließ dasselbe dem jetzigen Beistzer, Hrn. v. Hochwächter, der an der Stelle des alten Hofhauses (in der Nähe der Kapelle) ein schönes Wohnhaus hat aufführen lassen, aus welchem man eine reizende Aussicht auf den Rheinstrom, die Stadt Xanten, Wesel u.a.m. in der Ferne genießt und das mit geschmackvollen Gartenanlagen umgeben ist.
[221] Die Kapelle hat die Aebtissin Wilhelmine v. Bakkum auf den Trümmern der Klosterkirche erbauen lassen. Der Gottesdienst in der Kapelle wird zu bestimmten Zeiten von einem Geistlichen aus Xanten versehen. In derselben befindet sich folgende Inschrift:
- Sta viator et lege / Reverendis. et Praenobilis Domina / Maria Elisabetha Bernardina de / Brüninck / Montis Pricipum Abbatissa / Hoc Monumentum sibi faciendum / curavit / VI. nonas Octob. MDCCXLVIII / Abi et te nosce mortalem / Piis sive moribus (?) bene precare // Domine Dilexi Decorem / Domus tuae et locum habitationis / Gloriae tuae / Psalm: XXV v. VIII / Obiit Ao 1748. Die 2 Oct. /
Auf dem Grabstein steht:
Sepulchrum / Rēmae Dñae M.E.B. / de Brüninck / Abbatissae / P.M. / 1748. /
Die nachstehende von dem Hern. Pastor Theißen in Xanten aufgestellte Reihenfolge der Aebtissinnen verdanke ich der gefälligen Vermittlung des Hrn. von Hochwächter auf Haus Fürstenberg.
[176] Reihenfolge der Aebtissinnen des Cisterziense-Nonnenklosters zu Fürstenberg bei Xanten:
1) | Margaretha, Aebtissin des Klosters zu Horst bei Deventer, dann zu Fürstenberg | lebte | 1261 |
2) | Clementine v. Bersebrüggen | " | 1263 |
3) | Sophia v. Vorderen | " | 1269 |
4) | Petrissa v. Cassel; schenkte ihre Güter dem Kloster Fürstenberg und starb am Tage des h. Robertus (ohne Angabe des Jahres) | " | 1306 |
5) | Hedwiges v. Werde: starb am 26. Juli (ohne Angabe des Jahres) | " | 1349 |
6) | Johanna v. Loe | " | 1344.1354 |
7) | Mechthildis Snecks | " | 1359.1399 |
8) | Mechthildis Wittenhorst | " | 1400.1429 |
9) | Mechthildis Lammertz | " | 1433.1443 |
10) | Styna (Christina) v. Aldenhoven | " | 1455.1465 |
11) | Catharina v. Wyenhorst | " | 1467.1479 |
12) | Margaretha v. Velbrüggen | " | 1490 |
13) | Gertrudis v. Hünnepel | " | 1494.1503 |
14) | Agnes v. Hesfeld (starb 1524) | " | 1512 |
15) | Margaretha v. Wyenhorst | " | 1529.1533 |
16) | Elisa v. Lipperheide resignirte 1585 und starb am 8. December 1587. | ||
17) | Ida v. Budberg wurde am 12. November 1585 gewählt. Als die Spanier 1586 das Kloster zerstörten, floh sie nach Xanten und starb 1590 zu Essen. | ||
18) | Elisabeth v. Gütterswick befand sich im Kloster St. Servatii bei Utrecht, als sie postulirt wurde. Ihre Bestätigung geschah am 9. Januar. Sie starb am 9. Januar 1616. | ||
19) | Anna v. Rossum, 1616 gewählt, starb, fast 100 Jahre alt, 1669. | ||
20) | Brigitte Wilhelmine v. Backum baute die Kapelle auf dem Fürstenberge, auf den Trümmern der Klosterkirche, und starb den 3. November 1678. | ||
21) | Maria Anna v. Baxen (Baexen) starb am 30. November 1679. | ||
22) | Anna Maria v. Budberg wurde 1679 gewählt und starb am 24. Mai 1692. | ||
23) | Magdalena Franziska v. Draeck von Thüren führte eine gute Haushaltung und tilgte viele Schulden des Klosters. Sie starb am 24. Mai 1706. | ||
24) | Maria Josephina v. Gülpen von Vaudemont, am 19. April 1706 gewählt, starb den 12. Januar 1707. | ||
25) | Clara Margaretha v. Gülpen brachte viele Prozesse, in welche das Kloster verwickelt war, glücklich zu Ende. Sie starb den 5. Mai 1727. [177] | ||
26) | Maria Elisabeth Bernhardine v. Bruininck von Beest wurde den 9. Mai 1727 erwählt. Sie veranlaßte die Nonnen, die weiße Kleidung wieder anzulegen. Sie machte sich um das Kloster sehr verdient und war sehr wohlthätig gegen Arme. Sie starb den 2. October 1748 und wurde in der Kapelle auf dem Fürstenberge begraben, wo noch ihr Denkmal und Grabstein, wie schon vorstehend bemerkt worden, vorhanden. | ||
27) | Anna Maria v. Ketteler von Sieten, am 5. October 1748 erwählt, starb den 12. December 1758. | ||
28) | Wilhelmine Helena Constantia v. Heerman von Hollewinden bei Gröningen wurde den 16. December 1758 gewählt. Unter ihr befanden sich 1784 im Kloster folgende Kapitularinnen: Anna Scholastika v. Reilard, [222] Antoinette v. Andlau, Franziska v. Lieskirchen, Benedikta von Linsingen und Bernhardina v. Leyda und außerdem noch zwei Conversen. Johann Martin Houben war Rentmeister des Klosters und zugleich Pastor in Birten. Die Aebtissin erlebte die Aufhebung des Klosters durch die Franzosen im Jahre 1802 und soll in hohem Alter zu Roermond gestorben sein. |
Fußnoten
- ↑ Lacomblet, Urkundenbuch I. Nr. 280. S. 182.
- ↑ Lacomblet, I. Nr. 290. S. 190.
- ↑ Ebendas. Nr. 478. S. 338.
- ↑ Ebendas. II. Nr. 468. S. 266.
- ↑ Geschichtliche Nachrichten über Birten und dessen Lage von Professor Dr. Fiedler in Wesel in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande; XXIII. Heft, S. 45.