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Das Schillerfest in Karlsruhe und Leipzig

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Titel: Das Schillerfest in Karlsruhe und Leipzig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 708
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[708] Karlsruhe hat das Schillerfest auf eine sehr würdige Weise gefeiert. Allen Landsmannschaften und Bannern voran, von Wappenherolden geleitet, wurde eine mächtige Fahne getragen mit den ehrwürdigen Farben der deutschen Nation: Schwarz-Roth-Gold. Wo sie auch erschien, wurde sie mit hochaufjauchzendem Jubel begrüßt. Noch eine zweite Fahne befand sich im Zuge, bei deren Anblick sich unwillkürlich die Fäuste ballten – das Banner Schleswig-Holsteins in dichten Trauerflor gehüllt. Das sprach beredter als Worte. – in Süddeutschland waren überhaupt schwarz-roth-goldene Fahnen und Ausschmückungen sehr an der Tagesordnung.

Leipzig hat bekanntlich auch sein Contingent zu der kleinen Armee von Kanzelrednern geliefert, die gegen das Schillerfest als eine „strafbare Abgötterei eines Menschen“ von heiliger Stätte herabdonnerten. Daß nicht alle Verkündiger des Wortes Gottes mit diesen Herren übereinstimen, mag eine Mittheilung aus Nürnberg beweisen, die wir hier wörtlich folgen lassen:

Der schon durch sein Alter ehrwürdige pegnesische Blumenorden – er wurde im Jahre 1644 zu Nürnberg von Philipp Harsdörfer und Joh. Klaj unter dem Namen: „Der löbliche Hirten- und Blumenorden von der Pegnitz“ zur Beförderung der Reinheit der deutschen Sprache und der edeln Reimkunst gestiftet – hat gestern in den festlich geschmückten Räumen des Saals im rothen Roß eine den Zwecken des Ordens entsprechende Schillerfeier dadurch begangen, daß von einzelnen seiner Mitglieder tiefeingehende Vorträge gehalten wurden. Die Redner gehörten sämmtlich der protest. Geistlichkeit unserer Stadt an. Hr. Stadtpfarrer Dietelmair brachte eine Würdigung Schiller’s im Allgemeinden; Hr. Stadtpfarrer Dr. Lösch betrachtet ihn als dramatischen Dichter und verbreitete sich in eingehender Weise über dessen Werth; Dr. Stadtpfarrer Heller wandte sich zu „Trost und Mahnung” in einem Gedicht an das deutsche Volk und wies hin auf die Nothwendigkeit der Einigung und der Einigkeit; Hr. Stadtpfarrer Kunel beantwortete die Frage; Warum ist Schiller der Dichter der Nation? und die Quintessenz seiner Rede läßt sich in den Worten zusammenfassen: Weil aus allen Werken Schillers seine glühende Liebe zur Freiheit, gestützt auf Gerechtigkeit und Recht, hervorleuchtet. Den Beweis lieferte der Redner durch Citate aus des großen Dichters Werken selbst.