Das Vehmgericht in Baden

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Das Vehmgericht in Baden
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aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 184–185
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Das Vehmgericht in Baden.

Unter dem neuen Schloß in Baden ziehen in fast labyrintischen Windungen und Richtungen eine Menge unterirdischer Gewölbe hin. Sie bestehen theils aus engen, langen Gängen, theils aus Gemächern von verschiedener Größe und Form. Mehrere dieser Gänge und Kammern konnten durch dicke, steinerne Thüren von Innen geöffnet und geschlossen werden.

Wie die Sage berichtet, soll einst hier der Sitz der heiligen Vehme gewesen seyn. Das größte Gemach wird als dasjenige bezeichnet, in welchem die Freischöffen Gericht hielten, und noch sieht man die steinernen Sitze an den Wänden. Hier saßen sie und sprachen Recht über Frevler und geheime Verbrecher; hier meldeten ihnen die Freifrohnen den Vollzug der aufgetragenen Strafen mit Strick und Dolch, oder es wurden Klagen erhoben über neue Unthaten, oder die Vorgeladenen, die sich nicht gestellt vor den Schranken des heiligen Gerichts, wurden verurtheilt und ihre Bestrafung den heimlichen Rächern übertragen. Andere Gemächer waren zum Aufenthalt für die Geladenen, während den Berathungen des Gerichts, bestimmt. In einem großen Gewölbe, welches die Folterkammer genannt wird, sieht man noch die Ringe und Haken in den [185] Mauern, woran die schrecklichen Folterwerkzeuge befestigt, oder die Verbrecher gefesselt wurden. Aus dieser Kammer tritt man in einen kleinen Gang mit unterhöhltem, hölzernen Boden. Hier befand sich einst eine Fallthür, durch die man zu dem vielberufenen Jungfernkuß gelangte. Unter dieser Thür war nämlich, der Volkssage nach, in der Tiefe ein eisernes Frauenbild und an dessen Leib und Armen Stacheln, Messer, Dolche und andere Mordinstrumente, angebracht; durch einen künstlichen Mechanismus konnte das Bild seine Arme schließen und gegen die Brust drücken, wenn es berührt ward. Betrat nun der Verurtheilte die verhängnißvolle Thüre, so sank er plötzlich hinab in die Tiefe und in die schaudervolle Umarmung der eisernen Jungfrau, die mächtig ihn an ihr Herz preßte, bis er unter qualvoller Marter verblutet hatte. Vor etwa dreißig Jahren fiel das vorwitzige Schooshündchen einer Dame, die das Gewölbe besah, in dieses Verlies. Das Thierchen wurde wieder heraufgeholt, und bei dieser Gelegenheit entdeckte man noch Reste von Gewändern, Messern und einem Rade. Die Oeffnung wurde hierauf zugeworfen.

(Siehe „Sagen aus Baden und Umgegend.“ Karlsruhe, 1834.)