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Das Walroß und sein Junges

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Das Walroß und sein Junges
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 352
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[352] Das Wallroß und sein Junges. In einem eben erschienenen Reisewerke findet sich folgende Stelle aus der Beschreibung eines Wallroßjägers: „Eine Kuh und ein Kalb wurden angegriffen, und die Kuh hatte bereits eine verlorene Harpune in ihrem Rücken. Ich habe in meinem ganzen Leben nichts Interessanteres und Rührenderes gesehen, als die wundervolle mütterliche Liebe, welche dies arme Wallroß an den Tag legte. Als sie an der Harpune fest war und das Boot wüthend durch die Eisberge riß, war ich im Begriff sie durch den Kopf zu schießen, um Zeit zu gewinnen, die andern zu verfolgen; aber Christian rief mir zu, nicht zu schießen, da sie ein Junges bei sich habe. Obgleich ich seine Absicht nicht verstand, so sparte ich meinen Schuß und als ich genau das Wallroß betrachtete, als es an die Oberfläche kam, um Luft zu schöpfen, bemerkte ich, daß sie ein sehr junges Kalb unter ihrem rechten Arm hatte und sah, daß er es harpuniren wollte. Aber wenn immer er seine Waffe schwang, um sie zu werfen, schien die alte Kuh auf die Richtung derselben zu achten, schob ihren eigenen Körper dazwischen und schien mit Vergnügen mehrere Harpunen aufzufangen, die für das Junge bestimmt waren. Endlich traf eine wohlgezielte Lanze das Kalb, und wir zogen dann die an die Kuh befestigten Leinen an uns und tödteten sie mit den Lanzen. Christian hatte nun Zeit und Athem mir zu erklären, warum er so begierig war, sich des Kalbes zu versichern, und er gab mir eine praktische Illustration seiner Absicht, indem er das unglückliche Junge mit dem Stiel seiner Lanze sanft „aufstocherte“. Dies verursachte, daß das arme kleine Thier einen eigenthümlichen, klagenden, grunzenden Schrei ausstieß, der ganz außerordentlich ausdrucksvoll Angst und den Wunsch nach Hülfe aussprach. und Christian sagte, daß dieser Ruf sogleich die ganze Heerde um das Boot herumbringen werde. Unglücklicherweise hatten wir aber so viel Zeit gebraucht, unsere arme kleine Lockente zu bekommen, daß die andern alle bereits außer Hörweite waren, und sie überließen ihren jungen Verwandten seinem Schicksal, welches ihn schnell in Gestalt eines Lanzenstoßes von dem unbarmherzigen Christian ereilte. Ich glaube, ich werde niemals die Gesichter des alten Wallrosses und seines Kalbes vergessen, wie sie nach dem Boot zurücksahen! Das Gesicht des Letzteren drückte solch entsetzlichen Schrecken und zugleich Vertrauen aus in die Macht der Mutter es zu beschützen, wie es unter ihrem Arm dahin schwamm; und das Gesicht der alten Kuh zeigte solche kühne Herausforderung, Alles, was nur immer in unserer Macht, ihr selbst zu thun, und doch wieder solche schreckliche Angst für die Sicherheit ihren Kalbes!“