Das Wiedersehen am Brunnen (Erk, Variante 1)
Mäßig. | Vielfach mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen. (Dreieichenhain, Offenthal, Ditzenbach, Alsfeld etc.) |
ins Hörnlein thät er blasen:
|: Und wer bei seinem Schätzlein leit,
der steh nur auf, es ist schon Zeit:
der Tag bricht an mit Strahlen,
ja Strahlen. :|
den Tag wollt sie anschauen:
„Bleib nur liegen, bleib nur liegen, mein herztausender Schatz!
es ist fürwahr noch lang nicht Tag;
der Wächter hat uns belogen,
betrogen.“
frisch Wasser wollt sie holen;
da begegnet ihr derselbige Knab,
der des Nachts bei ihr geschlafen hat,
und bot ihr ein guten Morgen
verborgen.
wie hast du heint geschlafen?‘‘‘
„Ich hab geschlafen in deinem Arm,
ich hab geschlafen, daß Gott erbarm!
meine Ehr hab ich verschlafen,
verschlafen.“
so laß dichs nicht gereuen!
ich bin fürwahr derselbige Knab,
der auch noch Geld und Güter hat:
deine Ehr will ich dir bezahlen,
ja zahlen.‘‘‘
du bist ein loser Schelm.
Wenn Feuer und Stroh beisammen leit,
und wenn auch Schnee dazwischen schneit,
so muß es doch endlich brennen,
ja brennen.“
(Vgl. L. Erk, „Die deutschen Vollslieder.“ B. I, H. 2, S. 16, Nr. 20, und B. III, H. 1, S. 54, Nr, 52.)
Weiter unten das hierher gehörige „Tagelied“ aus dem 16. Jahrh. „Der Wächter der blies an den Tag auf hoher Zinnen, da er lag,“ (Uhland. I, 174.) Aehnliche Lieder bei Uhland. I, 161–185. – Tagelied, Morgenlied auf das Scheiden zweier Geliebten bei Anbruch des Tages.
1, 2. Er thät so helle blasen – sein Hörnchen thät er blasen. 1, 5. es fängt schon an zu tagen – es ist schon Tag im Walde, ja balde. – 2, 1. Das Mägdlein in dem Hemd raussprang. 2, 3. Bleib nur liegen, :|: mein feiner Knab! – 2a. Und als die Sonn aufs Bettlein schien, da nahm er seine Kleider: ‚‚‚Komm du nur heut an die große Lind, wo all die schönen Jungfern sind, da biet ich dir verborgen guten Morgen.‘‘‘ – 3, 1. Früh Morgens als der Tag anbrach – Früh Morgens sie der Gaß hinaus gieng. – 6, 5. dennoch so wird es brennen – so muß es dennoch brennen.