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Das letzte Pfand

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Textdaten
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Autor: Ludwig Würkert
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Titel: Das letzte Pfand
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 228–229
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[228]

Das letzte Pfand.

Es ist der Tag vor Ostern,
Warm treibt der Frühling schon,
Geendet hat nun Sang und Predigt
Von „Kreuz und Dornenkron’“.

Im Auferstehn zur Freude
Regt Alles draußen sich hold,
Still breitet auf Berge und Thäler
Das Leben sein Ostergold.

[229]

Da beugt sich die Wittwe zur Truhe
Im dürft’gen Kämmerlein,
Ihr ist’s nicht wie Ostern und Freude,
Sie weint in die Truhe hinein.

Mit zitternder Hand dann hebt sie
Ein Kreuzlein mit Kette hervor,
Das einst als Braut sie empfangen
Vom Manne, den sie verlor.

Dann küßt sie das Kreuz und herzet
Zugleich ihr fieberndes Kind, –
Geht hin zum Pfänderverleiher,
Der forscht und bietet geschwind.

Und draußen klingen die Glocken,
Der Tag vor Ostern ist’s ja, –
Und tief in der Seele der Wittwe
Sind „Kreuz und Dornen“ noch da.

Und Kreuz und Dornen, sie bleiben,
Ob Ostern kommt oder geht,
Doch hat sie – ist Alles verpfändet –
Ihr Kindlein und Ostergebet.

Ludw. Würkert.