Das treueste Herz
Ich höre trauern euch und klagen,
Daß kalt die Welt und liebeleer,
Und mitleidsvoll muß ich euch fragen:
Habt ihr denn keine Mutter mehr?
Das treue Herz, d’ran ihr geruht,
Den Schooß, d’rin ihr so weich gesessen,
So sicher, wie in Gottes Hut?
Die Mutter seht mit süßen Schauern,
So lange wird die Liebe dauern,
So lang’ ein Mutterherz noch schlägt!
O Mutterherz, du Born der Milde,
Du gottgeweihter, heil’ger Ort,
In dir weilt still die Liebe fort!
Du lebst nur in des Kindes Leben,
Sonnst dich in seiner Freuden Glanz,
Sein Leiden nur macht dich erbeben,
Gequält, gemartert und zerstochen,
Liebst du im herbsten Schmerze noch,
Vom Kinde frevelnd selbst gebrochen,
Im Brechen segnest du es doch!
Seid eigner Schuld ihr euch bewußt,
So lehnt die thränenfeuchten Wangen
An eurer Mutter treue Brust.
Und ist die Mutter euch geschieden,
O glaubt: ihr Herz ließ sie hienieden,
Es hält bei ihrem Kinde Wacht!
Albert Traeger.