14. Die Primideale ersten Grades und der Klassenbegriff.
§ 53. Die Erzeugung der Idealklassen durch Primideale ersten Grades.
Es ist von hohem Interesse, daß die in Kapitel 10—12 entwickelten Prinzipien auch über die Frage der Erzeugung und Natur der Idealklassen eines Zahlkölpers neues Licht verbreiten. In diesem und in dem folgenden Kapitel werden die wichtigsten auf diese Frage bezüglichen allgemeinen Sätze dargelegt. Der erste Satz betrifft die Erzeugung der Idealklassen eines beliebigen Galoisschen Zahlkörpers durch Primideale ersten Grades und lautet:
Satz 89. In jeder Idealklasse eines Galoisschen Körpers gibt es Ideale, deren Primfaktoren sämtlich Ideale ersten Grades sind.
Wir beweisen zunächst den folgenden Hilfssatz:
Hilfssatz 12. Wenn
ein Galoisscher Körper vom
-ten Grade mit der Diskriminante
ist, und
ein in
! nicht aufgehendes Primideal von einem Grade
in diesem Körper bedeutet, so gibt es stets eine zu
! prime ganze Zahl
in
, welche durch
, aber nicht durch
teilbar ist, und deren übrige Primfaktoren sämtlich von niederem als dem
-ten Grade sind.
Beweis. Es sei
eine ganze Zahl des Körpers
von der Art, daß jede
andere ganze Zahl
einer ganzzahligen Funktion von
nach
kongruent wird. Nach Satz 29 existiert eine solche Zahl
stets. Wir bezeichnen ferner
die zu
konjugierten und von
verschiedenen Primideale mit
,
, …‚
und bestimmen dann eine ganze Zahl
in
, welche den Kongruenzen
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genügt. Ist
eine solche Substitution der zu
gehörigen Zerlegungsgruppe, für welche
nach
wird, so sind offenbar die
Differenzen
,
, …,
zu
prim. Ist ferner
eine nicht zur Zerlegungsgruppe gehörige Substitution, so wird
durch
teilbar, und folglich ist die Differenz
zu
prim. Die Differente von
ist mithin zu
prim, und daher folgt nach der Bemerkung auf S. 71, daß
eine den Körper
bestimmende Zahl darstellt. Mit Rücksicht auf Satz 31 ist
der Trägheitskörper von
, und daher genügt
einer Gleichung von der Gestalt:
|
,
|
wo
, …‚
Zahlen im Zerlegungskörper
des Primideals
bedeuten. Die übrigen Unterkörper des Körpers
vom nämlichen Grade
bezeichnen wir mit
,
, …; es genügt
dann auch den Gleichungen
|
|
wo
, …,
Zahlen in
,
, …,
Zahlen in
usf. sind. Nunmehr bestimme man
ganze rationale Zahlen
, …‚
so, daß
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, …, , ( )
|
wird; dies ist möglich, weil nach Satz 70 das Ideal
in
vom ersten Grade ist.
Sodann seien
, …,
solche
ganze rationale Zahlen, welche den Kongruenzen
|
, …, , ( )
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genügen, und für welche überdies keine der zum Index 1 gehörigen Verbindungen
|
, , …
|
verschwindet. Wir setzen ferner
|
.
|
Endlich bezeichnen wir die sämtlichen von
verschiedenen und in der Diskriminante
von
oder in den Normen der Zahlen
,
, … aufgehenden
rationalen Primzahlen, soweit sie größer als
sind, mit
, …,
. Ist
eine beliebige unter diesen, so muß, da sie in
höchstens
Primfaktoren enthalten kann, mindestens eine der
(
) Zahlen,
,
,
, …,
zu
prim sein; es sei etwa
prim zu
. Bestimmt man dann eine ganze rationale Zahl
, welche den
Kongruenzen
nach
für
,
, …,
genügt, so ist
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eine Zahl von der Eigenschaft, wie sie unser Hilfssatz 12 verlangt.
In der Tat: wegen der Kongruenz
nach
ist die Zahl
prim zu
allen denjenigen rationalen Primzahlen, welche
sind; und andererseits ist
auf Grund der Bestimmungsweise der Zahl
prim zu allen denjenigen in
enthaltenen rationalen Primzahlen, welche größer als
sind. Die Zahl
ist daher prim zu den von
verschiedenen, in
aufgehenden rationalen Primzahlen.
Ferner ist
teilbar durch
, aber nicht durch
,
, …,
, da
nach
wird. Die Zahl
ist in der Gestalt
|
,
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darstellbar, wo
, …,
ganze rationale Zahlen bedeuten. Da
nach
ist und
keiner ganzzahligen Kongruenz von niederem als dem
-ten
Grade nach
genügen kann, so folgt, daß
nicht durch
teilbar ist.
Wäre ferner
durch ein Primideal
vom Grade
teilbar, und seien
,
,
, …,
die
Substitutionen der Zerlegungsgruppe von
, durch
welche diese aus der Trägheitsgruppe erzeugt wird, so müßten die
Kongruenzen.
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bestehen; diese würden zur Folge haben, daß die Diskriminante
der Zahl
durch
teilbar ist, was nach dem Obigen nicht zutrifft.
Es sei endlich
durch ein Primideal
vom Grade
teilbar; dann müßte einer der Körper
,
,
, … Zerlegungskörper von
sein; es sei dies etwa der Körper
. Unter dieser Annahme setze man
in die Gestalt
|
,
|
wo
, …,
Zahlen in
bedeuten. Sind
,
,
, …,
die
für
zur Erzeugung seiner Zerlegungsgruppe aus seiner Trägheitsgruppe dienenden
Substitutionen, so folgt
|
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und diese Kongruenzen würden zur Folge haben, daß entweder

oder

durch

teilbar ist, womit die obigen Festsetzungen im Widerspruch stehen.
Wenn wir berücksichtigen, daß in jeder Klasse ein Ideal gefunden werden kann, Welches zu
! prim ist, so folgt aus dem somit bewiesenen Hilfssatz 12, wie man leicht sieht, der Satz 89. Derselbe ist für den Fall des Kreiskörpers bereits von Kummer bewiesen worden [Kummer (6[1])].