Der Karsauer Wein
Erscheinungsbild
[156]
Der Karsauer Wein.[1]
Gehst je du durch Karsau,
So nimm dich wohl in Acht,
Daß du von Mann und Frau
Nicht kriegst ’ne Prügeltracht.
5
Dazu bedarf’s nicht viel,Und die hat man sogleich,
Als wär’ ein Kinderspiel
Alldort der Knittelstreich.
Halt’ beide Taschen zu,
10
Geh’ stumm das Dorf entlang;Warst noch so tapfer du,
Beflügle deinen Gang.
Sonst rennt gleich Jung und Alt
Herbei und schimpft und schreit,
15
Und giebt ohn’ AufenthaltHinaus dir schlimm Geleit.
Man sagt Karsau zum Tort,
Sein Wein sey also gut,
Wie er an keinem Ort
20
Mehr solche Wunder thut.
Komm’ eine Tasche nur
Von Fern dem Wein dort nah’,
Sey plötzlich jede Spur,
Von ihr verschwunden da.
25
Sie ziehe sich durch ihnZusammen also sehr,
Daß, wer die Hand darin,
Auch sie damit verlör’.
Gehst du nach Karsau je,
30
Nimm Hand und Sack in Acht,Sonst bringt es dir nur Weh,
Und du wirst ausgelacht!
Wagner von Laufenburg.