Der Erstgeborene (Die Gartenlaube 1895/45)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Erstgeborene
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 761, 771
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[761]

Der Erstgeborene.
Nach dem Gemälde von Hans Bachmann.

[771] Der Erstgeborene. (Zu dem Bilde S. 761.) Wie viele Leser wissen wohl, von wem die Rede ist, wenn wir ihnen verraten, daß hier Anne Bäbi Jowäger sitzt und mit versammelter Familie ihr erstes vorhin getauftes Enkelein bewundert? Wer liest heute außerhalb der Schweiz den prächtigen Jeremias Gotthelf, in dessen Bauerngeschichten kaum weniger Humor, Gestaltungskraft und gesunde Realistik zu finden ist als in den allbekannten Reuterschen Werken? Seine „Anne Bäbi“ ist eine meisterhafte Figur, ebenbürtig dem „Onkel Bräsig“, aber leider viel unbekannter im Deutschen Reich. Vielleicht verhilft ihr die nächstens erscheinende illustrierte Ausgabe zur Popularität und nebenbei dem ganzen Kreis der Hausgenossen, welche der Künstler hier so wohlgetroffen vorführt: dem guten Pantoffelhelden Hansli, der voll großväterlicher Freude das kleine Menschenkind auf dem Arm der Patin betrachtet, seinem schüchternen Sohn Jakobli, dessen neue Vaterschaft ihn noch lange nicht in Anne Bäbis Augen mündig macht, der lieblichen jungen Mutter Meyeli und ihrer Freundin, der hübschen resoluten Patin mit der schlagfertigen Zunge, welche es allein von allen fertig bringt, der alten Haustyrannin kräftig Widerpart zu halten. Alle diese und wie viel andere in Gotthelfs Büchern sind Figuren von sprechendster Lebenswahrheit, mit großartiger Realistik gezeichnet, lange ehe der Realismus zum allgemeinen Schlagwort wurde, herzerfreuend und unvergeßlich, trotzdem zwischen ihren Thaten und Schicksalen mancher heftige Meinungserguß des ziemlich konservativ gesinnten Verfassers gegen die schlimme Neuzeit eingeschoben ist, der heute entbehrlich scheint. Er war ein ganzer Mensch, dieser grobkörnige Bauernpfarrer Bitzius, der unter dem Namen Jeremias Gotthelf seine Geschichten ins Land sandte, und ein bedeutender Künstler dazu. Unter den sehr Wenigen, die wirklich Bauern gezeichnet haben, steht er weit obenan und niemand, der Gotthelfs Hauptwerke gelesen hat, wird sie wieder vergessen können. Möge ihm das so anheimelnde Bild Bachmanns viel neue Leser erwerben: das „Schwyzer-Dütsch“ seiner Leute ist nicht schwerer zu verstehen als Fritz Reuters Platt und in seiner Art ganz eben so ergötzlich eindrucksvoll wie jenes!