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Der Feldstrauß

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Der Feldstrauß
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 484_d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[484_d] Der Feldstrauß. Die meisten Leute pflücken auf dem Spaziergang in Wald und Feld gewohnheitsgemäß Blumen und stellen sie daheim ins Wasser. Nur wenige aber wissen dabei ihr Material so zu verwerten, daß der wirklich schöne, herzerfreuende Eindruck gewonnen wird, welchen ein Feldstrauß ganz ebenso hervorrufen kann wie einer aus teuren Gartenblumen. Und doch ist die Kunst ganz leicht, man darf nur nicht achtlos zu Werke gehen, sondern muß ein wenig lernen, zu suchen und zu wählen. Die Wiesen- und Waldblumen wechseln nach Farben und Standorten, man nimmt deshalb gleich zum Beginn des Spaziergangs immer von einer Sorte eine ziemliche Anzahl. Ein Feld glüht rot von Esparsetten, kurz darauf sieht alles blau aus von Wiesensalbei, nebenan im Grase breiten sich die großen weißgelben Gänseblumen aus, untermischt mit goldgelben sternförmigen Blüten, dann kommt das Heer von Glockenblumen, Nelken, Wiesenschaumkraut etc. Wo sich das Terrain senkt, ein kleines Wasserrinnsal die Wiese versumpft, stehen Orchideen verschiedener Art und manche andere prächtige Blüte. Alles dieses nacheinander wird langstielig abgeschnitten, jede Sorte für sich mit einem Grashalm leicht umwunden und dem hoffentlich schon recht großen Strauß noch eine ordentliche Zugabe von blühenden Gräsern, Zweigen von hübschen Staudengewächsen als Umhüllung gegeben.

Zu Hause beginnt dann das wirkliche Zusammenstellen, nachdem man ein bauchiges Gefäß mit Wasser gefüllt und die Stiele unten etwas abgeschnitten hat. Hier heißt es nun: nicht zersplittern, sondern die vielen, kleinen, feinen Blumen zu großen, ruhigen Farbentönen vereinigen. Der persönliche Geschmack weiß diese aufs reizvollste zusammenzustellen, die Uebergänge von Blau, Rot, Gelb, Violett durch weiße, duftige Blütenrispen und Dolden zu mildern, in die Mitte des Straußes ein paar hochragende Blumentrophäen zu stecken, einen Schleier blühenden Grases über das Ganze hinzubreiten und so in verhältnismäßig kurzer Zeit kleine Kunstwerke zu gestalten, welche vom ersten Frühling bis zum Herbst als reizender Zimmerschmuck das Auge erfreuen und die laute Bewunderung derjenigen hervorrufen, welche nur Blumen zu pflücken, aber den richtigen „Feldstrauß“ nicht zu binden verstehen!