Der Gatten- und Kindermörder Konrad

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Hugo Friedländer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Gatten- und Kindermörder Konrad
Untertitel:
aus: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1, S. 27–28
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1908
Verlag: Continent
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
Der Gatten- und Kindermörder Konrad.

Im Sommer 1882 durcheilte die Reichshauptstadt die Kunde von einem furchtbaren Verbrechen im Osten Berlins. Eine noch junge Frau wurde nebst ihren drei kleinen Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren im Kleiderspind aufgehängt gefunden. Man glaubte zunächst, die Frau, die mit ihrem Mann, einem Kutscher namens Konrad, in Unfrieden lebte, habe in einem Anfall von Schwermut oder geistiger Umnachtung die Kinder und alsdann sich selbst aufgehängt. Man glaubte dies um so mehr, als die Stube von innen verriegelt war.

Allein die Kriminalbeamten, die an den Tatort geeilt waren, wollten an diesen Mord und Selbstmord, obwohl die Tür von innen verriegelt war, nicht glauben, sondern hielten den Mann und Vater für den Mörder. Als das Kleiderspind, in dem die Leichen hingen, geöffnet wurde, fiel der des Mordes verdächtige Ehemann in Ohnmacht. Diese Ohnmacht war aber, wie die Beamten wahrnahmen, nicht echt. Man fand auch einen Roman in der Konradschen Wohnung, in dem eine Anleitung gegeben war, wie man von außen den Riegel einer Stubentür zuschieben könne. Außerdem wurde festgestellt, daß Konrad mit seiner Frau in Unfrieden gelebt und sie oftmals mißhandelt habe, hauptsächlich weil sie ihm Vorwürfe machte, daß er mit einer anderen Frauensperson eine Liebschaft unterhalte. Er hatte oftmals gedroht, Frau und Kinder ermorden zu wollen, um alsdann seine Geliebte heiraten zu können. Bei letzterer wurden Briefe gefunden, die diesen Absichten offen Ausdruck gaben. Außerdem wurde eine Postkarte bei der Geliebten gefunden, auf welcher ihr Konrad den Tod von Frau und Kindern mitteilte. Es wurde festgestellt, daß diese Karte zu einer Zeit auf dem Postamt eingeliefert war, als man den Mord noch nicht entdeckt hatte.

Konrad wurde verhaftet und Anfang Oktober 1882 vor die Geschworenen gestellt. Neben ihm mußte seine Geliebte, die von Konrad ein Pfand der Liebe unter dem Herzen trug, wegen Nichtanzeige eines Verbrechens, von dem sie zu einer Zeit, als die Verhütung noch möglich war, glaubhafte Kenntnis erhalten hatte, auf der Anklagebank Platz nehmen. Konrad wurde trotz beharrlichen Leugnens zum Tode verurteilt und einige Monate später auf dem Hofe des Moabiter Zuchthauses hingerichtet. Seine Geliebte wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.